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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bohn; Bohne

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Bohn - Bohne.

Bohn, Henry George, engl. Buchhändler, geb. 4. Jan. 1796 zu London aus einer deutschen Familie, lernte im Geschäft seines Vaters John B. und gründete nach öfterm Aufenthalt in Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland 1831 ein eignes Geschäft, das sich schnell zu einem der bedeutendsten Antiquar- und Sortimentsgeschäfte Londons aufschwang. Mitte der 40er Jahre erweiterte er dasselbe durch ein Verlagsgeschäft, welches besonders die Herausgabe billiger Ausgaben von wertvollen ältern und neuern Werken betrieb. Diese populären Sammlungen, wie die Standard, Classical, Scientific, Antiquarian, Historical etc. Libraries, umfassen mehr als 600 Bände. Dieselben enthalten zahlreiche von B. selbst besorgte Übersetzungen (von Werken Schillers, Goethes, Schlegels, Humboldts, Petrarcas, Machiavellis u. a.) und annotierte Ausgaben (Gibbons "Rome", Butlers "Hudibras", Miltons "Paradise lost" etc.). Auch sonst entwickelte B. eine eifrige litterarische Thätigkeit. Seine reichen Fachkenntnisse legte er nieder in der Neubearbeitung von Lowndes' "Bibliographical manual of English literature" (Lond. 1857-62, 10 Tle.; neue Ausg. 1868, 6 Bde.) und in den drei von der Philobiblian Society veröffentlichten Werken: "Origin and progress of printing" (1857), "Biography and bibliography of Shakespeare" (1863) und "Dictionary of quotations from the English poets" (1867). Er starb 22. Aug. 1884.

Bohne (Fasohle, Fisole, Phaseolus L.), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, hoch windende oder niedergestreckte oder kleine, aufrechte Kräuter mit meist dreizählig gefiederten Blättern, in zusammengesetzten, axillaren Trauben stehenden Blüten, linealischen oder sichelförmigen, im grünen Zustand dickschaligen, zwischen den Samen durch schwammige Wände unvollkommen querfächerigen Hülsen und oblongen oder nierenförmigen Samen. 60 Arten in allen wärmern Klimaten, von denen viele der eßbaren unreifen Hülsen und der Samen halber wichtige Kulturpflanzen sind. Gemeine Stangenbohne (Garten-, Schmink-, Schneide-, Veits-, Vits-, Schwertbohne, P. vulgaris L.), angeblich aus Ostindien (Wittmack fand Samen von P. vulgaris in peruanischen Gräbern) stammend, einjährig, zerstreut behaart, mit eiförmigen, lang zugespitzten Fiedern, wenigblütigen Trauben, die kürzer sind als das Blatt, hängenden, ziemlich geraden, glatten Hülsen und meist weißen Blüten und Samen. Man kultiviert ungemein zahlreiche Varietäten, welche nach Martens in folgende Gruppen zerfallen. Gemeine Veitsbohnen, mit schwach säbelförmigen Hülsen und nierenförmig-länglichen, etwas zusammengedrückten Samen; Schwert- oder Speckbohnen, mit großen, langen, breiten, fleischigen Hülsen und breiten, nierenförmigen, stark zusammengedrückten Samen; Eck- oder Salatbohnen, mit etwas gekrümmten, perlschnurförmigen Hülsen und kleinen, rundlich-eckigen, etwas zusammengedrückten Samen; Kielbohnen, mit säbelförmigen, runzeligen Hülsen und schlanken, walzigen, gekielten Samen; Dattelbohnen, mit geraden, walzenförmigen, glatten Hülsen und schlanken, walzigen, nicht gekielten Samen; Eierbohnen, mit geraden, perlschnurförmigen Hülsen und eirunden Samen; Kugel- oder Perlbohnen, mit geraden, perlschnurförmigen Hülsen und kugelrunden Samen. Je nachdem die Pflanzen hoch werden oder niedrig bleiben, ranken oder nicht, unterscheidet man Stangenbohnen und Krup- oder Zwergbohnen. Die Feuerbohne (türkische, arabische, Blumen- oder Speckbohne, Mutterbohne, Prahlbohne, P. multiflorus Lam.), aus Südamerika, einjährig, bis 4 m hoch, stets windend, zerstreut behaart, mit eiförmigen, zugespitzten Fiedern, vielblütigen Trauben, die länger sind als das Blatt, und hängenden, etwas sichelförmigen, rauhen Hülsen. Ihre minder zahlreichen Sorten haben entweder einfarbige oder bunte Samen. Zu den einfarbigen gehören die schwarze Blumenbohne, mit scharlachroten Blüten, braunrot geflammten Hülsen und schwarzen Samen, und die weiße Blumenbohne, mit weißen Blüten und Samen; zu den buntsamigen die gemeine Feuerbohne, mit scharlachroten Blüten, gelbgrauen Hülsen und lilafarbenen oder rosenroten, schwarz gefleckten Samen, und die zweifarbige Feuerbohne, mit rot und weiß gescheckten Blüten und heller gefleckten Samen. Die Feuerbohne wird mit Unrecht weniger geschätzt als die gemeine Stangenbohne, sie liefert reichlichere Erträge, und manche ihrer Varietäten sind sehr schmackhaft. Die Wurzel der Feuerbohne ist giftig. Die B. gedeiht am besten in humusreichem, kalkhaltigem, thonigem Lehm: sie fordert eine warme, geschützte Lage und leidet sehr von Nachtfrösten. Feldbohnen sollen nicht vor Mitte Mai gelegt werden. Die Blüte beginnt bei einer mittlern Temperatur von 10-12°, und die Samen erfordern zur Reife 15-19°. Man legt die B. in schwerem Boden 2,5, in leichtem 5 cm tief, je 4-6 in ein Loch und macht die Löcher 16 cm voneinander entfernt in 45 cm voneinander entfernten Reihen. Bei uns wird die B. meist in Garten gebaut, in Südeuropa und Nordafrika aber in größerm Maßstab auf dem Feld. Man benutzt die B. als grünes Gemüse und die Samen gleich den übrigen Hülsenfrüchten. Die grünen Hülsen enthalten:

Mitte Juli Anfang Oktober Gelbhülsige Mitte Juli

Eiweißartige Körper 1,728 4,288 2,243

Fett 0,171 0,188 0,092

Zucker 0,657 Spur 1,234

Andre stickstofffreie Substanzen 3,967 9,692 5,371

Cellulose 0,882 1,571 1,130

Asche 0,195 0,761 0,510

Wasser 92,400 83,500 89,420

Die reifen Samen enthalten im Mittel 23,12 eiweißartige Körper, 53,63 Stärkemehl und Dextrin, 2,28 Fett, 3,84 Cellulose, 3,53 Salze, 13,60 Wasser. Die Bohnen bilden also wie die übrigen Hülsenfrüchte eine sehr nahrhafte Speise; gemahlen mischt man sie wohl auch dem Brotmehl bei; Bohnenmehl (Farina Fabarum) war früher offizinell und wurde zu Breiumschlägen benutzt. Die Bohnen waren schon den Alten bekannt. Über die B., deren Genuß Pythagoras seinen Schülern untersagte, ist viel gestritten worden. Einige meinen, es sei die Schminkbohne, weil diese Pflanze in Ägypten von den Priestern für unrein erklärt und deshalb nur sehr spärlich kultiviert wurde. Andre beziehen das Verbot auf die Saubohne (Vicia Faba). Wahrscheinlich aber handelt es sich hier um die bohnenähnlichen Kerne des Lotos (Nelumbium speciosum Willd.), welche anfänglich allgemein als Nahrung dienten, nach Aufnahme der Pflanze in den Kultus von den Priestern aber dem gemeinen Volk zu essen verboten wurden. Schon Karl d. Gr. empfahl seinen Beamten die Kultur der B., während die Pflanze nach England erst im Anfang des 16. Jahrh. aus den Niederlanden eingeführt wurde. Die Feuerbohne kam 1633 nach Europa. Die rauhhaarige oder Mungobohne (P. Mungo L.), mit aufrechtem, rauhhaarigem Stengel, fast