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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boliac; Bolide; Bolin; Bolingbroke; Bolintineanu

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Boliac - Bolintineanu.

ken und 5000 Einw. B. ist das alte Claudiopolis; 1324 ward es von den Osmanen erobert, 1668 fast ganz durch ein Erdbeben zerstört.

Boliac, Cesar, rumän. Dichter und Publizist, geb. 1813 zu Bukarest, besuchte das Kollegium St. Sava daselbst, ergriff dann die militärische Laufbahn, verließ diese aber bald wieder, um sich der Politik und Litteratur zu widmen. Er wandte seine wärmste Teilnahme den unterdrückten Klassen zu und machte sich sozusagen zum Dichter der Bauern und Zigeuner. Seine ersten Veröffentlichungen waren ein Band Gedichte: "Operile lui Cesar B." (1835), und das Drama "Matilda" (1836), denen "Meditatii", soziale Dichtungen (1842), sowie "Poesii nuoi" (1847) und "Nationale", patriotische Gesänge (1847), nachfolgten. Inzwischen hatte er sich 1837 an der Volksdemonstration gegen Rußland beteiligt und war infolge seiner revolutionären Haltung wiederholt mit Gefängnisstrafe belegt worden. Der Bewegung von 1848 sich ganz hingebend, wurde er Mitglied des Revolutionskomitees, dann Vornik (Maire-Präfekt) von Bukarest sowie einer der vier Sekretäre der provisorischen Regierung und Mitredakteur des "Poporul Suveran". Sodann zum Mitglied der Gesandtschaft ernannt, welche im Lager Fuad Paschas den bekannten Protest gegen die Herstellung des "organischen Reglements" überreichte, wurde er verhaftet, entkam indessen nach Siebenbürgen und begab sich von hier im nächsten Jahr über Konstantinopel nach Paris (1850), wo er mehrere Jahre verweilte und unter anderm ein topographisches Memoire über Rumänien (1856) verfaßte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat schrieb er politische Artikel in Rosettis Zeitung "Românulu" (gesammelt u. d. T.: "Cullegere de mai multe articoli", 1861) und gründete schließlich selbst zwei Journale, den "Buciumul" (1862-64) und die "Trompeta Carpatilor" (1865-76), worin er sich namentlich als Gegner der Juden bemerklich machte. B. hat sich außerdem eifrig mit archäologischen Forschungen beschäftigt. Er starb 25. Febr. 1881 in Bukarest.

Bolide, s. v. w. Feuerkugel (s. d.).

Bolin (Bollin), Andreas Wilhelm, schwedisch-finn. Kulturhistoriker, geb. 2. Aug. 1835 zu Petersburg, studierte von 1852 an in Helsingfors, bereiste dann zu wissenschaftlichen Zwecken Schweden, Deutschland, Belgien und Frankreich und wurde nach seiner Rückkehr nach Helsingfors 1865 daselbst zum Professor der Philosophie und daneben 1873 zum Universitätsbibliothekar ernannt. Die Philosophie der Staatswissenschaft hat ihm gewichtige Beiträge zu verdanken, namentlich durch seine beiden Hauptschriften: "Die Familie" (Helsingf. 1864) und "Europas Staatsleben und die politischen Lehren der Philosophie" (das. 1868). Zahlreiche Essays, so: "Die Entwickelung des Familienbegriffs bis zur Reformation" (1860), "Leibniz, ein Vorbote Kants" (1864), "Die Lehre von der Willensfreiheit" (1868), sämtlich in schwedischer Sprache abgefaßt, sowie auch zahlreiche Aufsätze in deutscher Sprache in deutschen Blättern haben ihn als einen vielbewanderten Gelehrten von universeller Bildung gekennzeichnet. Neuerdings gab er einen schwedischen "Bühnen- und Familien-Shakespeare" mit den Gilbertschen Illustrationen (Lund 1879 ff.) heraus und trat 1882 auch als dramatischer Dichter mit dem Lustspiel "Das Patenkind des Königs" auf.

Bolingbroke (spr. bollingbrök oder bulingbruck). Henry Saint John, Viscount, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1. Okt. 1678 aus alter, angesehener Familie, studierte in Oxford und spielte dann, nachdem er den Kontinent bereist hatte, unter den jungen Wüstlingen Londons eine Hauptrolle. 1701 wurde er in das Unterhaus gewählt, wo seine glänzende Beredsamkeit, sein tiefer Blick und sein scharfes Urteil ihn schnell berühmt machten. Anfangs den Tories angehörig, nahm er nichtsdestoweniger von Marlborough 1704 das Amt des Kriegssekretärs an, wurde aber 1708 auf Betreiben der eifrigen Whigs aus diesem Amt verdrängt. Er widmete sich nun zwei Jahre lang, vom öffentlichen Leben zurückgezogen, wissenschaftlichen Studien, blieb jedoch in fortwährender Verbindung mit dem Hof, namentlich mit der Königin Anna. In dem Toryministerium von 1710 ward er Minister des Auswärtigen und brachte, 1712 zum Baron Saint John u. Viscount B. erhoben, gegen den Willen der Nation 1713 den Frieden von Utrecht zu stande. Nach dem Sturz des Grafen Oxford mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt, wurde er nach dem vier Tage später erfolgten Tode der Königin Anna entlassen und mußte, mit einer Anklage wegen Hochverrats, d. h. wegen verräterischer Verbindung mit den Stuarts, bedroht, im März 1715 nach Frankreich fliehen, trat als Staatssekretär in Jakobs III. Dienste, wurde aber nach Ludwigs XIV. Tod und der erfolglosen Landung des Prätendenten in Schottland von demselben aus Argwohn entlassen. Nach wiederholten vergeblichen Bemühungen durfte er 1723 auf Verwendung der Geliebten Georgs I., der Herzogin von Kendal, nach England zurückkehren, erhielt zwar seine Güter zurück, sah sich aber von aller politischen Thätigkeit, selbst vom Zutritt ins Oberhaus, ausgeschlossen, weshalb er das Ministerium Walpole aufs heftigste in Schriften bekämpfte. Er lebte in spätern Jahren häufig in Frankreich, wo er sich 1718 nach dem Tod seiner ersten Gemahlin mit der Witwe des Marquis de Villette, einer Nichte der Frau v. Maintenon, verheiratet hatte. Er starb 12. Dez. 1751 in Battersea. Seine wichtigsten politischen Schriften sind: "Dissertation on parties" und "Idea of a patriot king" (1738). Seine "Letters on the study of history" (neue Ausg. 1881) wurden als gefährlich für Religion, Staat und Kirche von der großen Jury von Westminster verdammt. Dieses Werk nimmt in der Geschichte des englischen Deismus eine wichtige Stelle ein. Bolingbrokes Reden sind nicht erhalten. Seine sämtlichen Werke sind herausgegeben von Mallet (Lond. 1753-54, 5 Bde.; neue Ausg. 1808-1809, 8 Bde.; Philad. 1849, 4 Bde.). Bolingbrokes "Correspondence" (1798) ist für die Geschichte Englands in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. von Wichtigkeit. Vgl. v. Noorden, Lord B. (im "Historischen Taschenbuch", Bd. 6, Leipz. 1882); Brosch, Lord B. (Frankf. 1883); Collins, B., a historical study (Lond. 1884).

Bolintineanu, Dimitrie, rumän. Dichter und Schriftsteller, geb. 1826 zu Bolintina in der Walachei, studierte im Kollegium St. Sava zu Bukarest und trat in den Staatsdienst, brachte sich aber durch politische Gedichte, die er veröffentlichte, um seine Stellung und begab sich mit Unterstützung der Societate litterare 1847 nach Paris. Das darauf folgende Jahr rief den jungen Dichter nach Bukarest zurück, wo er den "Poporul Suveran", das Organ der demokratischen Nationalpartei, gründete, allein nach Einsetzung des Fürsten Stirbey 1849 proskribiert wurde. B. wandte sich von neuem nach Paris und kehrte erst nach der Berufung Cusas nach Bukarest zurück. Er verfocht hier in dem Journal "Dimbovitia" dem Bojarentum gegenüber die nationale Politik und wurde vom Fürsten Cusa zum Kultusminister und, als er nach drei Monaten zurücktrat,