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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Borny; Borö; Boro Budor; Borodin; Borodinó; Börök

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Borny - Börök.

dels- und Gewerbefreiheit erleichtert. Die Produkte des Landes sind sehr billig. Hauptstadt und Residenz des Sultans ist Kuka (Kukaua), mit 60,000 Einw.; die übrigen bevölkertsten Städte sind: Ngornu am Tsad und Digoa, mit je 30,000 Einw., Birni am Komadogu, Maschena, Dora, Gudjeba, Logone u. a.

Das eigentliche Reich B., welches früher einen Teil des Reichs Kanem bildete, ward von Ali Dunamani (1472-1505) begründet, erreichte seine höchste Macht unter Edriß Alaoma (1571-1603), geriet aber dann rasch in Verfall. Als 1808 die Fulbe unter ihrem Emir Saki Domfodio alle umliegenden Länder unterwarfen und auch B. angriffen, floh der Sultan von B. zu den stammverwandten Kanembu, deren Herrscher, der Scheich Emin, ein Heer sammelte, mit dem er Saki eine blutige Niederlage beibrachte. Der Sultan von B. nahm nun seinen Thron wieder ein; doch behielt seitdem der Scheich von B., wie Emin und seine Nachfolger sich nannten, alle wirkliche Macht in B. in den Händen, und der Sultan sank zur bloßen Staatsfigur herab. Der Sultan Omar (1835-82) ist durch die Unterstützung, welche er den deutschen Reisenden Barth, Vogel, Beurmann, Rohlfs und Nachtigal angedeihen ließ, bekannt geworden; 1870 sandte ihm König Wilhelm von Preußen deshalb eine Anzahl Geschenke. Vgl. Barth, Reisen in Afrika, Bd. 3 und 4 (Gotha 1857); Nachtigal, Sahara und Sudân, Bd. 2 (Berl. 1881).

Borny, franz. Dorf östlich von Metz, nach welchem die Franzosen die Schlacht von Colombey-Nouilly (14. Aug. 1870) zu benennen pflegen.

Borö (Bordö), eine der kleinern Faröerinseln, zwischen den Inseln Osterö und Svinö gelegen, 110 qkm groß mit 535 Einw. und dem Hafenort Klack an der Nordwestküste.

Boro Budor, ein merkwürdiger, durch Pracht und Umfang ausgezeichneter buddhistischer Tempelbau auf der Insel Java, mitten in der Ebene des Progo (Provinz Kedu) zwischen vier mächtigen Vulkanen, die sich zu 2900-3200 m Höhe erheben, gelegen. Derselbe bildet eine pyramidale Anlage mit einer Grundfläche von 157 m im Geviert und gegen 36 m Höhe und steigt (im wesentlichen vierseitig, aber mit ein- und auswärts springenden Ecken) nach der Weise der Pagodenbauten in sechs terrassenförmigen Absätzen empor. Jeder dieser Absätze hat in der Mitte ein überwölbtes Thor, von wo aus eine Freitreppe nach der zunächst höher gelegenen Terrasse führt, und ist mit einer Balustrade eingefaßt, aus welcher zahlreiche mit phantastischen Kuppeln gekrönte Nischen hervorragen (im ganzen über 400), deren jede eine sitzende, überlebensgroße Statue des Buddha enthält. Auf der obersten Stufe sind, in drei konzentrische Kreise geordnet, deren jeder sich wieder um einige Fuß über der nächstuntern erhebt, 72 glockenförmige Tempelchen (sogen. Dagops) errichtet, welche ähnliche Buddhabilder enthalten, und ein großer, 6 m hoher kuppelförmiger Dagop, aus der Mitte des innersten Kreises emporsteigend, mit einer riesigen, über 4 m hohen Figur des Gottes bildet endlich den Abschluß des Ganzen. Das Bauwerk besteht aus künstlich ineinander gefügten Trachytquadern und enthält an den Balustraden und Eingangsbogen, den Treppen, den Nischen und Kuppeln eine großartige und zierliche Architektur mit einer Überfülle von Basreliefs. Sie stellen Zeremonien, Prozessionen, Schlachten, Wagenrennen, Seegefechte etc. dar und sind meist ebenso sinnig komponiert wie sorgfältig ausgearbeitet. Die Zahl der größern Reliefs allein beträgt 2000. Man versetzt die Entstehung dieses Bauwerks ins 14. Jahrh., doch ist jegliche Tradition darüber erloschen. Vgl. Crawfurd, On the ruins of B. in Java (in den "Transactions of the Litterary Society of Bombay", Bd. 2, Lond. 1823); Leemans, Boro-Boedoer op het eiland Java (Leiden 1873).

Borodin, Alexander, russ. Komponist, geb. 12. Nov. 1834 zu Petersburg, studierte an der medikochirurgischen Akademie daselbst Medizin und Chemie, wurde Militärarzt und wirkt jetzt als Professor der Chemie an der genannten Akademie. Nebenbei ist B. ein eifriger und gründlich gebildeter Musiker und einer der Hauptvertreter der jungrussischen Schule, der sogen. Novatoren, welche der Richtung Wagners und Liszts folgen. Seine Hauptwerke sind: zwei Symphonien (die erste, in Es dur, wurde 1880 auf der Tonkünstlerversammlung in Wiesbaden aufgeführt), die symphonische Dichtung "Mittelasien", Klaviersachen, Kammermusikwerke etc.

Borodinó, Dorf im russ. Gouvernement Moskau, Kreis Moshaisk, an der Kaluga, einem Nebenfluß der Moßkwa, denkwürdig durch die große Schlacht, die hier 7. Sept. 1812 von Kutusow gegen Napoleon I. geschlagen wurde und die auch unter dem Namen der Schlacht an der Moßkwa bekannt ist. Die Stärke beider Heere war ziemlich gleich. Unter Napoleon kämpften etwa 100,000 Mann Infanterie und 28,000 Mann Kavallerie, unter Kutusow etwa 114,000 Mann Infanterie und Kavallerie und 15,000 Milizen oder Bauern, die bloß mit Lanzen versehen waren. Seit 5. Sept. standen sich beide Teile einander gegenüber. Kutusow stand auf der rechten Seite der Kaluga, von deren Einmündung in die Moßkwa bis zu dem dichten Walde, durch welchen die alte Straße von Kaluga führt; seinen linken Flügel bei Semenowskoje hatte er durch Befestigungen, die drei Bagrationsschanzen, verstärkt; aus den nahen Höhen zwischen Semenowskoje und B. war die Rajewskischanze aufgeworfen worden. Um diese Schanzen drehte sich hauptsächlich der Kampf, der 6 Uhr früh begann. Mit wilder Leidenschaftlichkeit wurde auf beiden Seiten gekämpft; die Russen behaupteten ihre Stellungen ebenso hartnäckig, wie die Franzosen hartnäckig sie aus denselben zu verdrängen suchten. Bald waren die Franzosen, bald die Russen wieder im Besitz der Bagrationsschanzen. Erst nach vielen Anstrengungen vermochte Ney, der sich an diesem Tag besonders auszeichnete und deshalb auch nachmals den Titel "Fürst von der Moßkwa" erhielt, die Schanzen zu behaupten, und zu gleicher Zeit drang auch Davoût vor, und Eugen nahm die Rajewskischanze. Von da ab (3 Uhr) trat infolge der Erschöpfung beider Heere ein Nachlaß im Kampf ein. Napoleon wagte nicht, um einen vollständigen Sieg zu gewinnen, seine letzte Reserve, die Garden, daranzusetzen. Wenn auch Kutusow den Rückzug antrat, der unverfolgt in bester Ordnung vor sich ging, so hatten die Franzosen doch keinen Sieg erfochten, der Rußland zum Frieden zwang, so daß sich sogar die Russen des Siegs rühmen konnten. Nur die Einnahme Moskaus war die Folge der Schlacht von B., aber dieser Gewinn war mit einem Verlust von über 30,000 Mann erkauft, während die Russen 45,000 Mann verloren. Die Russen errichteten eine Kapelle und später eine Säule auf dem Schlachtfeld. Das Denkmal ist von einem Gitter umgeben, innerhalb dessen unter einem bronzenen Sarkophag auch die Asche Bagrations, der in der Schlacht fiel, ruht.

Börök (türk.), aus Fett und Mehl bestehender Kuchen, mit Käse oder gehacktem Fleisch gefüllt; Böröktschi, Verkäufer von B.