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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Borsig; Borsippa; Borsna; Borsod; Borste; Borstell

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Borsig - Borstell.

Prämien- etc. Geschäfte) über Mengen von Waren, die börsenmäßig gehandelt werden, sind 2/10 pro Mille zu entrichten. Dagegen sind Geschäfte über im Inland von einem der Kontrahenten erzeugte oder hergestellte Mengen von Sachen oder Waren steuerfrei. Befreit von der Abgabe sind ferner auch diejenigen Geschäfte, deren Gegenstand nicht mehr als 600 Mk. beträgt, sowie gewisse Kontantgeschäfte. Gleichzeitig hat die Novelle vom 29. Mai 1885 für die abgabepflichtigen Geschäfte den Schlußnotenzwang eingeführt.

Borsig, Johann Karl Friedrich August, Maschinenbauer, geb. 23. Juni 1804 zu Breslau, erlernte das Zimmerhandwerk und wurde 1825 auf Veranlassung der königlichen Regierung in Breslau zu seiner weitern Ausbildung auf das königliche Gewerbeinstitut in Berlin gesandt. Bei seiner besondern Vorliebe für Mechanik trat er daselbst in die Maschinenbauanstalt von F. A. Egells ein, übernahm dann die Leitung der mit jener Anstalt verbundenen Neuen Berliner Eisengießerei bis 1836 und begründete, als um jene Zeit der Bau von Eisenbahnen auch für Deutschland eine Lebensfrage geworden, eine Maschinenbauanstalt zu Berlin, bei deren Eröffnung 1837 er ungefähr 50 Arbeiter beschäftigte. Bald erfreute sich die Anstalt eines so raschen Aufschwungs, daß 1847 in derselben an 1200 Arbeiter beschäftigt wurden, die bei der Märzrevolution 1848 und später eine nicht unbedeutende Rolle spielten. Die Anstalt widmete sich besonders dem Bau von Lokomotiven, deren bis Mitte 1851 überhaupt 330 Stück daraus hervorgegangen waren. Im J. 1847 lieferte sie 67 Lokomotiven nebst Tendern, also mehr, als je in einem Jahr eine der größten Werkstätten Englands geliefert hat. Das hierzu erforderliche Schmiedeeisen mußte aus England bezogen werden, und um sich von dem Ausland zu emanzipieren, begründete B. 1847 ein eignes Eisenwerk im größten Maßstab zu Moabit, eine halbe Stunde von Berlin, dessen Betrieb 1850 begonnen wurde. Zugleich kaufte er die zu Moabit belegene, früher der Seehandlungssocietät gehörige Maschinenbauanstalt und Eisengießerei, um durch Lieferungen von Maschinen und Hilfswerkzeugen sowie durch Ausführung der vorkommenden Reparaturen dem Eisenwerk die nötige Unterstützung zu gewähren. 1854 kaufte B. auch Kohlenfelder bei Biskupitz in Oberschlesien und knüpfte hieran den Plan, ein Hochofenwerk in unmittelbarer Nähe derselben zu begründen. Er starb indes 6. Juli 1854. Vgl. Vogt, August B. (Berl. 1880). - Sein Sohn Albert B., geb. 7. März 1829, führte die Pläne des Vaters aus, und das Hochofenwerk wurde 1859 erbaut, welches (in letzter Zeit auf den Betrieb mit vier Öfen ausgedehnt) dem Eisenwerk in Moabit das nötige Material lieferte. 1856-58 wurden die Anstalten in Berlin und Moabit stark vergrößert, und von da an erhöhte die Lokomotivenbauanstalt ihre jährliche Produktion auf 150-160 Lokomotiven, das Eisenwerk die seinige auf 250-300,000 Ztr. 1870 verlegte B. das Moabiter Walzwerk nach Schlesien, während die frei gewordenen Räume zu Schmiede- und Kesselschmiedewerkstätten für die Lokomotivenbauanstalt eingerichtet wurden. Hierdurch stieg die Produktionsfähigkeit der Anstalt auf jährlich 250 Lokomotiven. Die 100. Lokomotive der Anstalt wurde 1846, die 500. 1854, die 3000. 1873 vollendet; bis 1885 im ganzen 4100 Lokomotiven. Sie beschäftigt 1800 Arbeiter. Die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in Moabit, welche alle Arten von Dampfmaschinen, Wasserhaltungs- und Fördermaschinen, Einrichtungen zu gewerblichen Anlagen, Dampfkessel, Brücken etc. liefert, beschäftigt ca. 700 Arbeiter. In Oberschlesien sind für die Kohlenförderung, den Hochofen- und Walzwerksbetrieb im ganzen ca. 3000 Arbeiter in Thätigkeit, so daß mit den in den Räumen des ehemaligen Moabiter Eisenwerks beschäftigten 800 Mann B. in Summa ca. 6300 Arbeiter beschäftigt. Er starb 10. April 1878 in Berlin.

Borsippa (bei Ptolemäos Barsita), im Altertum Stadt in Babylonien, am rechten Ufer des Euphrat gelegen und an die südwestliche Ecke der quadratischen Umfassungsmauer Babylons anstoßend, war bekannt durch eine Schule chaldäischer Astronomen (Borsippeni) und durch bedeutende Kattunfabriken. Hierher floh König Nabonedus (der Belsazar der Bibel), als Cyrus Babylon eroberte; hierher begab sich auch Alexander d. Gr. bei seiner Rückkehr aus Indien, da ihn die Magier gewarnt hatten, Babylon selbst zu betreten. Die Stelle des alten B. bezeichnet der als Birs Nimrud bekannte mächtige Ruinenhügel.

Borsna, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, am Fluß B., in einer welligen, fruchtbaren Gegend, hat 4 Kirchen, 1 Kreisschule, zählte Anfang dieses Jahrhunderts kaum 900 Einw., gegenwärtig (1880) 11,722, welche neben Ackerbau und Viehzucht Tuch- und Wollmanufakturen, Strumpfwirkerei, Seiden-, Hut- und Lederfabrikation, auch Talg- und Seifensiederei und Stearinfabrikation betreiben. Der Handel Borsnas wird durch vier Jahrmärkte belebt. Im Kreis B. wird viel Tabak gebaut, namentlich in der deutschen Kolonie Bjelaja Wesha.

Borsod (spr. bórschod), ungar. Komitat am rechten Theißufer, grenzt nördlich und östlich an die Komitate Gömör, Abaúj, Torna, Zemplin, Szábolcs, das Hajdukenkomitat, südlich an Jász-N. Kun-Szolnok und westlich an Hevés und umfaßt 3510 qkm (63,8 QM.). Den nördlichen Teil durchzieht das Bükkgebirge, der südöstliche ist eben. Außer von den Grenzflüssen Theiß, Eger und Hernád wird es noch vom Sajó und der Bodya bewässert. Das Land zählt (1881) 195,311 katholische und reform. Einwohner (Ungarn), erzeugt besonders viel Wein, bei Miskolcz den besten in ganz Ungarn, viel Weizen, Obst, Hanf und Tabak. Fast die Hälfte des Bodens ist mit Wald bedeckt. Vieh und Wild ist reichlich vorhanden; von Mineralien gewinnt man Kupfer, Eisen (in Diós-Györ), aus dem der beste ungarische Stahl gefertigt wird, und Steinkohlen. Sitz des Komitats ist Miskolcz.

Borste, ein dem Haar in Bau und Entwickelung ähnliches, aber härteres, dickeres und steiferes Hautgebilde, daher begrifflich vom Haar nicht streng geschieden. Technische Verwendung finden namentlich die Schweinsborsten (s. d.). - In der Botanik nennt man Borsten (setae) lange und steife Haare auf der Oberhaut der Pflanzen und die Stiele der Sporenkapsel bei den Laub- und Lebermoosen. Borstig (setosus) heißen solche Gebilde an Pflanzen, deren Teile die Beschaffenheit einer B. haben, wie z. B. die Haarkrone mancher Kompositen.

Borstell, Karl Heinrich Ludwig von, preuß. General der Kavallerie, geb. 30. Dez. 1773 zu Tangermünde, trat 1788 in ein Kürassierregiment, ward später Adjutant seines Vaters, welcher damals preußischer Generalmajor war, machte 1793 den Krieg in der Pfalz mit und that sich besonders bei Pirmasens und Kaiserslautern hervor. Als Major der Garde du Korps hielt er 1806 auf dem Rückzug von Jena den nachdrängenden Ney auf geschickte Weise zurück und schlug sich dann zu Blücher durch. Nach dem Friedensschluß ward er Mitglied der für die Reorganisation des Heers niedergesetzten Kommission, 1809