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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bosboom; Bosc; Boscan Almogavér; Bosch

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Bosboom - Bosch.

alt und historisch denkwürdig, weil von hier aus im 11. Jahrh. durch den Bischof Wago die Einführung des Christentums in jene Gegenden begann und später unter Heinrich dem Löwen durch den Bischof Vicelin und dessen Schüler Helmold vollendet ward.

Bosboom, Anna Lucia Gertrude, geborne Toussaint, niederländ. Romanschriftstellerin, geb. 16. Sept. 1812 zu Alkmar, lebt mit ihrem Gatten, dem Maler Jan B. (geb. 1817), im Haag. Als Schriftstellerin trat sie zuerst 1838 mit "De graaf van Devonshire" hervor; darauf folgten die Trilogie "Leycester in Nederland" und "Het huis Lauernesse", welch letzteres Werk ihr die meiste Popularität verschaffte und mehrfach übersetzt ward. Von ihren zahlreichen übrigen Romanen historischen Inhalts nennen wir: "De Leidsche student", "Graaf Pepoli", "Een kroon voor Karel de Stoute", "Diana", "Mejonkvrouwe de Mauleon", "Een stoormachtig leven", "De verrassing van Hoey" u. a. Ihre historische Auffassung ist durch ihre orthodox-reformierte Richtung beeinflußt, ihre Darstellung eher großartig als anmutig, ihre Sprache nicht immer rein und oft gesucht altertümlich. In der letztern Zeit hat sie sich nicht ohne Erfolg auch in modernen Charakterromanen versucht mit "Major Frans" (1875) u. a. Gesammelt erschienen ihre "Romantische werken" in 20 Bänden (Arnheim 1880-82).

Bosc, Louis Augustin Guillaume, Naturforscher, geb. 29. Jan. 1759 zu Paris, studierte Naturwissenschaft, redigierte 1784-88 das "Journal des Savants", war unter Rolands Ministerium Administrateur des postes und wurde 1793 geächtet. 1796 wurde er vom Direktorium als Konsul nach Nordamerika gesandt und nach seiner Rückkehr zum Professor und Administrator am Jardin des plantes ernannt. Er beteiligte sich in der Folge an vielen naturwissenschaftlichen Werken und lieferte zoologische und botanische Arbeiten. Er starb in Paris 10. Juli 1828. Von seinen Schriften sind erwähnenswert: "Histoire naturelle des coquilles" (2. Aufl. 1824, 5 Bde.); "Histoire des vers et des crustacées" (2. Aufl. 1829, 2 Bde.).

Boscan Almogavér, Juan, berühmter span. Dichter, geboren um 1495 zu Barcelona als der Sprößling einer reichen Patrizierfamilie, wählte seine Studien nach Neigung, diente einige Zeit in der Armee Ferdinands des Katholischen und unternahm dann Reisen ins Ausland, die seinem Geist Vielseitigkeit der Kenntnisse und Anschauungen verliehen. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland ließ er sich 1519 in Granada nieder, wo er die Gunst Karls V. gewann, und erhielt bald darauf die Erziehung des Herzogs von Alba übertragen. Zuletzt lebte er wieder in Barcelona. Er starb im April 1542. Früher hatten sich seine Poesien in der einfachen Weise des alten kastilischen Liedes bewegt; durch den venezianischen Gesandten Andrea Navagero am Hof zu Granada mit Dante, Petrarca und den alten Klassikern näher bekannt geworden, ließ er jedoch jenen Stil fallen und suchte sich italienische Eleganz und klassische Korrektheit der Form anzueignen. Er verschaffte dem Sonett, der Kanzone, der Terzine und andern italienischen Dichtungsformen Geltung in Spanien und führte durch seine reizende lyrisch-epische "Allegoria" (die Beschreibung des Hofs der Liebe und des Hofs der Eifersucht enthaltend) auch die Ottave Rime daselbst ein, wie er sich in der dem Musäos nachgebildeten Heroide "Hero und Leander" auch des reimlosen Iambus zuerst in Spanien bediente. Noch ist seine Übersetzung von Castigliones "Cortegiano" (Barcelona 1534; neueste Ausg., Madr. 1873) zu erwähnen. Seine "Obras", zuerst in Barcelona 1543 erschienen, wurden oft aufgelegt, zum Teil mit Dichtungen seines Freundes Garcilaso de la Vega vereinigt (z. B. Leon 1549, Venedig 1553, Ambères 1569 u. 1597); eine neue Ausgabe derselben veranstaltete Knapp (Madr. 1875).

Bosch, 1) Hieronymus, auch van Aken (Äken) genannt, niederländ. Maler, geboren um 1462 zu Herzogenbusch (Bosch), woher sein Name, gest. 1516 daselbst. B. stand noch unter der Herrschaft der van Eyckschen Malerei, seine Behandlung ist scharf und fleißig; er trug aber sein gutes Teil dazu bei, diese streng kirchliche Kunst zu sprengen, indem er als der erste Motive aus dem Volksleben griff und mit derbem Humor bei moralisierender Tendenz behandelte. Mit Vorliebe wandte er sich dem Abenteuerlichen, Spukhaften zu; seine Darstellungen der höllischen Strafen und Versuchungen zeigen eine unerschöpfliche Phantasie in der Erfindung grotesker und gespenstischer Wesen; selbst in seinen andern Gemälden kann er diese Eigenschaft nicht verleugnen. Auf die niederländische Kunst hat er dadurch einen großen Einfluß geübt und namentlich in Pieter Brueghel den begabtesten Nachfolger gefunden. Werke von ihm sind besonders in Madrid, Wien (Akademie) und Antwerpen. Die Kupferstiche, welche man ihm selbst zugeschrieben, sind nach ihm von dem gleichzeitigen Architekten Alaert du Hameel ausgeführt und jetzt äußerst selten.

2) Jeronymo de, holländ. Philolog, der beste lateinische Dichter der neuern Zeit, geb. 23. März 1740 zu Amsterdam, daselbst gebildet, war zuerst Apotheker, seit 1773 Stadtsekretär von Amsterdam, ohne jedoch den klassischen Studien untreu zu werden, wurde 1798 Kurator der Universität Leiden, war 1806 an der Stiftung des Instituts für Wissenschaften und Künste in Amsterdam beteiligt und starb 1. Juni 1811 in Leiden. Seine lateinischen Gedichte erschienen gesammelt zu Leiden 1803 (2. Aufl., Utrecht 1808); sein Hauptwerk ist aber die "Anthologia graeca" (das. 1794-1810, 4 Bde.; 1822 mit einem 5. Band geschlossen von Lennep).

3) Jan van den, Graf, holländ. Generalleutnant, geb. 2. Febr. 1780 zu Herwynen bei Bommel in Geldern, kam als Leutnant 1797 nach Java, wo er schnell zum Obersten emporstieg. Wegen Differenzen mit dem Generalgouverneur Daendels nahm er 1810 den Abschied. Nach seiner Rückkehr nach Holland im November 1813 agitierte er für die Restitution des Hauses Oranien. Als Oberst wieder in der Armee angestellt, wurde er 1815 Kommandant von Maastricht und nachher Generalmajor. Er stiftete die Gesellschaft für Begründung der Armenkolonien und insbesondere die Kolonie Frederiksoord. 1827 ward er als Generalkommissar wieder nach Batavia gesendet, wo er 1830 Gouverneur wurde. 1835 zurückgekehrt, übernahm er das Ministerium der Kolonien, schied aber 1839 freiwillig aus und wurde in den Grafenstand erhoben. Er starb 28. Jan. 1844 auf seinem Landgut beim Haag.

4) Ernst, Maler, geb. 1834 zu Krefeld, erhielt in Wesel vom Historienmaler J. ^[Joseph] Schex die erste künstlerische Anleitung, ging 1851 nach Düsseldorf und arbeitete in der dortigen Akademie bis 1857. Seine Bilder zeigen eine glückliche Vereinigung von Figuren, Tieren und Landschaft, sind tüchtig gezeichnet und im Kolorit von harmonischer Wirkung. Aus einigen spricht auch ein glücklicher Humor, während in andern ein poetischer, zuweilen sogar ein phantastischer