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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bosse; Bossenquadern; Bossi; Bossieren; Boss puzzle; Bossuet

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Bosse - Bossuet.

in Groningen, 1806 Rektor der lateinischen Schule in Amsterdam, bald darauf Professor am Athenäum und Mitglied des königlichen Instituts der Wissenschaften und starb dort 12. Aug. 1819. B. ist einer der trefflichsten lateinischen Dichter der neuern Zeit; seine Dichtungen erschienen gesammelt als "Musa Daventriaca" (Deventer 1786) und "Poemata" (das. 1820). Weniger Beifall fand seine "Geschiedenis der staatsomwenteling der Nederlanden in het jaar 1813" (Amsterd. 1817). Von seinen holländischen Übersetzungen sind besonders die von Denons "Voyage en Égypte", Schillers "Abfall der Niederlande" und Plutarchs Lebensbeschreibungen zu erwähnen. Wertvoll ist seine "Bibliotheca classica", ein philologisches Handbuch der Mythologie, Altertumskunde und Geschichte.

2) Johannes, holländ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1797 zu Harderwijk, war Professor an der Militärakademie in Breda, später an der Hochschule zu Amsterdam und 1853-59 Kultusminister. Seitdem lebte er im Haag schriftstellerisch thätig, hauptsächlich als Historiker, und starb 13. Dez. 1874. Sein Hauptwerk ist: "Neêrlands heldendaden te land" (1853-56; neue Ausg., Leeuward. 1869-75, 3 Bde.), dem das "Leven van Willem II." (4. Aufl., Amsterd. 1873) vorausging. Sein Verdienst ist weniger in tiefer Forschung als in klarer und lebendiger Darstellung zu suchen. B. gab auch bisher ungedruckte Briefe Rousseaus an Marc Michel Rey (Amsterd. 1858) heraus.

Bosse (Rondebosse), s. Bossieren.

Bosse (spr. boss'), Abraham, Kupferstecher und Radierer, geboren um 1605 zu Tours, gest. 1678, lieferte eine ungeheure Menge Blätter mit kulturhistorisch interessanten Schilderungen von Zeremonien, Festen und Szenen aus dem Volksleben. Er schrieb auch mehrere Werke, worunter der "Traité des manières de graver en taille douce sur l'airain par l'eau forte et les vernis durs et mols" (zuerst Par. 1645). Vgl. G. Duplessis, Catalogue de l'oeuvre d'Abraham B. (Par. 1859).

Bossenquadern (Buckelstein), Hausteine, welche bloß an den Lager- und Stoßfugen sorgfältig, an den Häuptern nur roh bearbeitet (bossiert) werden. S. Rustika.

Bossi, 1) Carlo Aurelio, Baron de, ital. Lyriker, geb. 15. Nov. 1758 zu Turin, trat, nachdem er sich zuerst durch einige Tragödien und schwungvolle Oden bekannt gemacht hatte, in die Dienste seines Vaterlandes Sardinien, war bis 1792 Unterstaatssekretär im auswärtigen Ministerium, ward 1796 sardinischer Gesandter zu Petersburg und verwaltete unter Napoleon I. mehrere Präfekturen und diplomatische Ämter. Der Sache Napoleons eifrig ergeben, mußte er sich nach den Hundert Tagen ins Privatleben zurückziehen. Er starb 20. Jan. 1823 in Paris. Unter seinen poetischen Werken ist das Gedicht auf die französische Revolution: "Oromasia", in zwölf Gesängen, am berühmtesten geworden. Eine Sammlung seiner Poesien erschien in 3 Bänden (Par. 1799 bis 1801; neue Aufl., Lond. 1816).

2) Giuseppe, ital. Maler und Gelehrter, geb. 11. Aug. 1777 zu Busto Arsiccio im Mailändischen, studierte seit 1795 in Rom, ward nach Bianconis Tod zum Sekretär der Mailänder Kunstakademie ernannt, welche Stelle er jedoch nach einigen Jahren wieder niederlegte, um sich dem Unterricht an seiner theoretischen Malerschule zu widmen. Einen großen Teil seines Lebens widmete er dem Studium Leonardo da Vincis und Dantes. B. starb 15. Dez. 1815 in Mailand. Er ließ im Auftrag des Vizekönigs Eugen das Abendmahl Leonardo da Vincis durch Rafaelli in Mosaik übertragen (jetzt in Wien bei den Kapuzinern). B. war ein guter Zeichner, in der Farbengebung jedoch frostig. Als Gelehrter ist B. durch sein Prachtwerk "Del cenacolo di Leonardo da Vinci" (Mail. 1810, mit Kupfern) und seine Mitwirkung an der Ausgabe von Vasaris "Vite de' più ecccllenti architetti, pittori e scultori" (das. 1807) zu Ansehen gelangt.

3) Luigi, Graf, ital. Archäolog und Geschichtschreiber, geb. 28. Febr. 1758 zu Mailand, studierte in Pavia die Rechte und Naturwissenschaften, ergriff die Sache der Revolution und wurde von Bonaparte als Agent der französischen Regierung in Turin angestellt und nach erfolgter Vereinigung Piemonts mit Frankreich 1803 Präfekt der Archive des Königreichs Italien. Er starb 10. April 1835 in Mailand. Unter seinen antiquarischen Schriften sind am bekanntesten die "Observations sur le vase que l'on conservait à Gênes sous le nom de Sacro Catino" (Turin 1807); unter den historischen die Bearbeitung von Roscoes "Leben Leos X." (Mail. 1816-17, 12 Bde.), die "Untersuchungen über Christ. Kolumbus" (das. 1818) und die "Istoria d'Italia" (das. 1816-1823, 19 Bde.). Er hat außer vielen Abhandlungen über 80 größere und kleinere selbständige Werke verfaßt, darunter auch einen Band Trauerspiele (Turin 1805) und einige Lustspiele.

Bossieren (auch bosselieren, bosseln, v. franz. bosse, "Buckel, rundliche Erhöhung"), die Kunst, einem weichen Stoff durch Bearbeiten mit einfachen Werkzeugen irgend eine zweckdienliche oder künstlerische Form zu geben. Sie wird hauptsächlich angewandt, um Modelle für die Bildhauerei, die Keramik und für den Metallguß darzustellen, oder auch, um Gegenstände (Bosse, Rondebosse) zu formen, welche unmittelbar selbst als Verzierung oder zu anderm Behuf benutzt werden können. Zum B. benutzt man Bossierwachs, eine beliebig gefärbte Mischung von Wachs mit Terpentin, Talg, Baumöl etc., oder Thon mit einem Zusatz von Glycerin. Runde (nach allen Seiten frei stehende) Gegenstände werden entweder ganz aus Wachs gebildet, oder sie erhalten einen Kern von Holz; zu halb erhabenen Arbeiten trägt man das Wachs auf ein flaches Brett oder eine andre Unterlage auf und bearbeitet es mit hölzernen, eisernen oder beinernen Griffeln (Bossiergriffeln, Bossierhölzern), d. h. Stäbchen, welche an ihren Enden spitzig, rund, schaufelförmig, gebogen oder sonstwie gestaltet sind. Das B. in Thon geschieht auf dieselbe Weise. Die Gegenstände des Bossierens stehen während der Arbeit auf dem drehbaren Bossierstuhl, so daß der Künstler, ohne seinen Platz zu verlassen, die zu bearbeitende Masse nach allen Seiten hin drehen kann.

Boss puzzle, s. Fünfzehnerspiel.

Bossuet (spr. bossüeh), Jacques Bénigne, ausgezeichneter franz. Kanzelredner, Historiker und dogmatisch-polemischer Schriftsteller, geb. 27. Sept. 1627 zu Dijon, studierte, von den Jesuiten erzogen, in Paris, ward 1648 Priester und 1652 Doktor der Theologie und erntete in Metz die ersten Früchte seiner an rhetorischer Kunst unübertroffenen Beredsamkeit in der Bekehrung der Protestanten. Die ihm 1669 übertragene Würde eines Bischofs von Condom legte er 1671 nieder, als er 1670 zum Lehrer des Dauphins ernannt ward. Die Gunst Ludwigs XIV. erhob ihn 1681 zum Bischof von Meaux und 1697 zum Staatsrat. Auch ward er 1672 Mitglied der Akademie. Dem