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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Boucherie - Bouffé.

(1867) und zahlreiche Reisebeschreibungen: "Voyage en Constantinople et en Grèce" (1855, 2 Bde.); "Voyage en Danemark" (1858); "Voyage en Russie" (1859); "Voyage en Espagne et Algérie" (1859) u. a.

Boucherie (franz., spr. busch'rih), Schlachthaus, Fleischladen; auch Gemetzel, Blutbad.

Boucherisieren (spr. busch-), s. Holz.

Bouches du Rhône (spr. buhsch dü rohn), s. Rhônemündungen.

Bouchet (spr. buscheh), Frédéric Jules, franz. Architekt und Architekturmaler, geb. 1799 zu Paris, starb daselbst 22. Jan. 1860. Er leitete 1829-37 den Bau der großen Bibliothek zu Paris und machte sich ferner durch die Anlage des Grabmonuments Napoleons I. 1842-43 bekannt, wodurch allerdings die Benutzbarkeit des Kuppelbaues der Invalidenkirche zu Paris für kirchliche Zwecke nahezu aufgehoben, jener aber dafür zur großartigen Grabhalle umgeschaffen wurde.

Bouchieren (franz., spr. bulch-), zustopfen; Bouchon (spr. büschóng), Stöpsel, Pfropfen.

Boucicault (spr. büssiko), Dion, engl. Bühnendichter und Schauspieler, geb. 26. Dez. 1822 zu Dublin aus einer französischen Familie, wurde unter der Leitung seines Vormundes, des bekannten Gelehrten Dionysius Lardner, erzogen und machte Universitätsstudien, wandte sich aber von denselben weg zur Bühne. Er trat im Coventgarden als Schauspieler auf und veröffentlichte ein in der Gegenwart spielendes Lustspiel: "London assurance" (1841), das großen Beifall erntete (abgedruckt in Lewes' "Selections from the modern British dramatists", Bd. 2, Leipz. 1861). B. lieferte seitdem eine große Reihe theatralischer Arbeiten (an 140), von denen sich manche, z. B. "The Vampyre", "The Corsican brothers" und "Janet Pride", als Zugstücke erwiesen, aber keins an Gehalt seinem Erstlingswerk gleichkam. Im J. 1853 bereiste B. die Vereinigten Staaten, von wo er erst 1860 nach England zurückkehrte. Glänzenden Erfolg fand hier wieder sein dem irischen Volksleben entnommenes Schauspiel "Colleen Bawn" (1860) sowie das Drama "The Octoroon" (1861), das die Zustände der amerikanischen Sklavenstaaten zum Stoff hat, und "Arrah na Pogue" (1866). Von B. ist auch (nach seinem "Colleen Bawn") der Text zu Benedicts Oper "The lily of Killarney" (deutsch: "Die Rose von Erin") verfaßt. Seine spätern Dramen: "After dark" (1868), "Paul Lafarge", "A dark night's work" u. a., haben nicht mehr gezündet. Übrigens hat B. durch seine Stücke mit Bewußtsein die antienglische Agitation der Irländer gefördert, zuletzt noch durch das irische Charakterbild "The shaughraun" (1875). Seit 1876 hat er seinen Wohnsitz wieder in New York.

Boudieren (franz., spr. bud-), schmollen, maulen; Bouderie (spr. budrih), das Schmollen.

Boudoir (franz., spr. budöahr), eigentlich Schmollwinkel; besonders ein kleines, elegant eingerichtetes Kabinett für Damen, auch allgemein das von der Dame des Hauses bewohnte Zimmer.

Boudry (spr. budri), Stadt im schweizer Kanton Neuenburg, auf dem Delta, welches sich die aus dem Val de Travers heraustretende Areuse an ihrer Mündung in den Neuenburger See angelegt hat, Station der Bahnlinie Neuchâtel-Yverdun-Lausanne, mit (1880) 1668 Einw.; Geburtsort Marats. In der Umgegend, besonders in Cortaillod, zieht man einen vortrefflichen Rotwein. Bei dem benachbarten Weiler Troisrod befindet sich eine umfangreiche Stalaktitenhöhle.

Boué (spr. büe), Ami, Geognost, geb. 16. März 1794 zu Hamburg aus einer französischen Emigrantenfamilie, studierte in Genf, Paris, Edinburg und Berlin Naturwissenschaft, bereiste fast ganz Mittel- und Südeuropa, namentlich auch die geognostisch noch kaum erforschte Türkei, lebte dann lange Zeit in Paris, war Präsident der dortigen Geologischen Gesellschaft und siedelte später nach Wien über, wo er 22. Nov. 1881 starb. Er schrieb: "Essai géologique sur l'Écosse" (Par. 1820); "Geognostisches Gemälde von Deutschland" (hrsg. von Leonhard, Frankf. 1829); "Mémoires géologiques et paléontologiques" (Par. 1832); "Guide du géologue-voyageur" (das. 1836); "La Turquie d'Europe" (das. 1840, 4 Bde.), daraus allein "Esquisse géologique de la Turquie d'Europe" (das. 1840); "Recueil d'itinéraires dans la Turquie d'Europe" (Wien 1850, 2 Bde.). Auch lieferte er viele geologische und ethnographische Karten.

Bouet-Willaumez (spr. bua-wijomähs), Louis Edouard, Graf, franz. Admiral, geb. 24. April 1808 auf einem Familiengut bei Toulon, ward von dem Admiral Willaumez adoptiert, trat 1823 in die Marineschule, wohnte 1837 als Schiffsleutnant dem Bombardement von Mogador bei und erhielt 1838 den Auftrag, die Westküste von Afrika zu untersuchen und aufzunehmen (die Frucht hiervon ist das Werk "Description nautique des côtes comprises entre le Sénégal et l'équateur", Par. 1849). Er wurde 1844 Gouverneur am Senegal, wo er sehr wohlthätig wirkte, 1848 Konteradmiral und als solcher Stabschef der Flotte, welche im Krimkrieg im Baltischen Meer operierte, hierauf Kommandant in Cherbourg und Toulon (wo er Torpedos nach einem neuen Prinzip konstruierte), 1865 Admiral und Senator. 1870 erhielt er das Kommando über die französische Flotte, welche gegen die deutsche Küste operieren sollte, konnte aber nichts ausrichten, weil es ihm an Landungstruppen und der nötigen Anzahl von Schiffen fehlte. So mußte er unverrichteter Sache heimkehren; er starb 10. Sept. 1871 in Maisons-Laffitte. Von ihm erschienen noch: "Campagnes aux côtes occidentales d'Afrique" (Par. 1850); "La flotte française et les colonies" (das. 1853); "Batailles de terre et de mer" (das. 1855) und "Tactique supplémentaire à l'usage d'une flotte cuirassée" (das. 1855).

Bouffanten (franz., spr. buff-), die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufkommenden, aus gesteiftem Zeuge gefertigten Reifröcke der Frauen.

Bouffé (spr. bufe), Marie, einer der bedeutendsten franz. Schauspieler in der Komödie und dem Drame-Vaudeville, geb. 4. Sept. 1800 zu Paris, betrat im Panorame dramatique die Bühne, ging dann zum Théâtre Gaîté, von da 1827 an das Théâtre des Nouveautés, 1831 zum Gymnase, wo er sich in seiner ganzen Eigentümlichkeit entwickeln konnte, und 1844 zu dem Théâtre des Variétés über. Nach längerer Pause trat er 1854, 1855 und 1857 noch einmal mit dem gewohnten Erfolg auf. B. war ein echt humoristischer Charakterdarsteller, der wahrhafte Porträtzeichnungen aus allen Ständen und Altersklassen schuf und die Vermischung des Komischen mit dem Gefühlvollen, Ernsten, ja Erschütternden mit dem feinsten Takt beherrschte. Wie er in vorgerückten Lebensjahren noch durch seine Darstellung des Straßenjungen von Paris glänzte, so hatte er bereits in seiner Jugend humoristische Alte mit Meisterschaft dargestellt. Von Wuchs und Gestalt unbedeutend, mit einem des Klanges entbehrenden Organ, unruhig und trippelnd in der Bewegung, in der Mimik durch nervöses Augenblinzeln beeinträchtigt, wußte