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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brandt

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Brandt.

nach Frankreich. 1838 ward er Oberst und Chef des Generalstabs beim 2. Armeekorps. 1848 zum Brigadekommandeur in Posen ernannt, begann er im April den Kampf gegen die polnischen Insurgenten. 1849 ward er Kommandant in Posen, dann Generalleutnant. 1857 nahm er als General der Infanterie den Abschied und starb 23. Jan. 1868 in Berlin. Seine bedeutendsten Werke sind: "Grundzüge der Taktik der drei Waffen" (Berl. 1833, 3. Aufl. 1859), in mehrere fremde Sprachen, auch ins Japanische (1860), übersetzt, und "Der kleine Krieg" (2. Aufl., das. 1850). Aus seinem Nachlaß sind herausgegeben "Aphorismen über bevorstehende Änderungen in der Taktik" (Berl. 1868). Vgl. die von seinem Sohn herausgegebenen Memoiren "Aus dem Leben des Generals A. H. v. B. Aus den Tagebüchern und Aufzeichnungen zusammengestellt" (2. Aufl., Berl. 1870, 2 Bde.; Bd. 3, 1882).

3) Heinrich Franz, Medailleur, geb. 13. Jan. 1789 in La Chaux de Fonds im Kanton Neuenburg, ward nach siebenjähriger Lehrzeit bei einem gewissen Perret 1808 dem Stempelschneider Droz in Paris übergeben. Nachdem er mit seinem Theseus, der die Waffen seines Vaters entdeckt, den ersten großen Preis gewonnen, kehrte er 1814 in seine Heimat zurück, um von dort aus mit einer Unterstützung der französischen Regierung nach Rom zu gehen, wo er mehrere Denkmünzen lieferte. Von Rom ging B. 1816 nach Neapel und Sizilien und folgte 1817 einem Ruf als erster Medailleur der königlichen Münze nach Berlin, wo er 9. Mai 1845 starb. In der letzten Zeit arbeitete er viel nach Rauchschen Modellen, so sein bestes Werk, eine Medaille auf Alexander v. Humboldt.

5) Johann Friedrich von, Zoolog, geb. 25. Mai 1802 zu Jüterbogk, studierte seit 1821 in Berlin Medizin und Botanik, ward 1826 als Arzt approbiert und Assistent am anatomischen Museum, habilitierte sich 1828 als Privatdozent, ging aber 1831 nach Petersburg, wo er bald zum Akademiker erwählt wurde, einige Jahre das Amt eines Studieninspektors bekleidete, 15 Jahre als Professor der Zoologie am pädagogischen Hauptinstitut und 18 Jahre als Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie an der mediko-chirurgischen Akademie fungierte, 1869 zum Geheimrat ernannt wurde und 15. Juli 1879 starb. Er schrieb: "Flora berolinensis" (Berl. 1825); "Abbildung und Beschreibung der in Deutschland wild wachsenden und in Gärten im Freien ausdauernden Giftgewächse" (mit Phöbus und Ratzeburg, das. 1838); "Medizinische Zoologie" (mit Ratzeburg, das. 1827-34, 2 Bde.); "Descriptiones et icones avium rossicarum" (Petersb. 1836); "Über die von Martens beobachteten Quallen" (das. 1837-1838, 4 Bde.); "Sur les animaux vertébrés de la Sibérie occidentale" (Par. 1845); "Collectanea palaeontographica Russiae" (Petersb. 1849); "Bemerkungen über die Wirbeltiere Nordosteuropas" (das. 1856); "Über die Klassifikation der Fische" (das. 1865); "Über den Zahnbau der Stellerschen Seekuh" (das. 1833); "Symbolae sirenologicae" (das. 1845-1868, 2 Tle.); "Beiträge zur nähern Kenntnis der Säugetiere Rußlands" (das. 1855); "Untersuchungen über die Verbreitung des Tigers" (das. 1856); "Über die Verbreitung und Vertilgung der Stellerschen Seekuh" (das. 1865-68); "Über die Naturgeschichte des Mammut" (das. 1866); "Über die Gattung der Klippschliefer" (das. 1869); "Beiträge zur Naturgeschichte des Elen" (das. 1870); "Über die fossilen und subfossilen Cetaceen Europas" (das. 1873-74, 2 Bde.); "Monographie der tichorhinen Nashörner" (das. 1877); endlich eine "Geschichte der Entwickelung der Zoologie in Rußland" (1879) u. a. Seine Biographie schrieb Strauch (1880). - Brandts Sohn Alexander Julius, geb. 1844, Dozent an der Petersburger Universität und Konservator des zoologischen Museums daselbst, lieferte ebenfalls zahlreiche Untersuchungen.

6) Karl, berühmter Theatermaschinist, geb. 15. Juni 1828 zu Darmstadt, besuchte die Gewerbeschule und das polytechnische Institut daselbst, um dann in Darmstadt und München seine speziellen Studien zu machen, ward 1847 Maschinenmeister am Königsstädtischen Theater in Berlin und 1849 Leiter des Maschinenwesens in Darmstadt, eine Stellung, die er bis zu seinem Tod 27. Dez. 1881 bekleidete. B. war einer der genialsten Männer seines Faches, der von 1857 bis 1881: 24 verschiedene neue Bühnen einrichtete, darunter auch das Wagnertheater zu Baireuth. Seine Leistungen auf dieser Bühne haben ihm den größten Ruhm eingetragen, und so vollständig wußte er Wagners Ideen zu verwirklichen, daß ihn dieser Kollege und Freund nannte. Die Einrichtung des "Parsifal" ist denn auch Brandts letzte Schöpfung gewesen. In verschiedenen Einrichtungen, z. B. denen der "Afrikanerin", "Königin von Saba" etc., hat B. nach dem Urteil kompetenter Kenner seine französischen Kollegen weit übertroffen. Den Guß des ehernen Meers ("Königin von Saba"), den diese für unmöglich gehalten, führte B. aus.

7) Josef, poln. Maler, geb. 11. Febr. 1841 zu Szczebrzeszyn in Polen, widmete sich anfangs dem Ingenieurfach und besuchte deshalb die École centrale in Paris, wandte sich aber schon 1862 zur Malerei und ging nach München, wo er sich unter Franz Adam und Karl Piloty ausbildete und 1867 ein eignes Atelier errichtete. Zu seinem Hauptfach machte er Soldaten- und Kriegsbilder, meistens aus dem 17. Jahrh., und Genreszenen aus dem Leben seiner Landsleute, die er meisterhaft charakterisiert, mit saftigem, aber häufig stark ins Graue spielendem Kolorit ausstattet, wenn auch die Zeichnung anfangs noch mangelhaft war und das Detail bisweilen etwas vernachlässigt erscheint. Eins seiner ersten größern Bilder war 1867 ein Angriff polnischer Reiter auf Türken im 17. Jahrh. Dann folgten 1868 polnische Landleute vor einer Branntweinschenke, eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg, der Übergang der polnischen Kavallerie durch den Meerbusen auf Jütland 1658 (1870), eine Lagerszene aus dem 17. Jahrh., der Markttag in einem polnischen Städtchen (1872), die wild bewegte, besonders meisterhafte Türkenschlacht bei Wien 12. Sept. 1683, vor der Überfahrt, flotte Einquartierung (1873), Übergang einer polnischen Proviantkolonne über die Karpathen, Ukrainische Kosaken (Museum in Königsberg), Tabunenführer in Südrußland, Kosaken auf Vorposten (1876), Auszug zur Steppenjagd, die Vedette, Dorfstraße in der Ukraine, Kosakenlager, Tatarenkampf (1878, Hauptwerk, Berliner Nationalgalerie) u. a.

8) Marianne (eigentlich Marie Bischof), Opernsängerin, geb. 12. Sept. 1842 zu Wien, war Schülerin des Wiener Konservatoriums und wurde hier von Frau Marschner für die Bühne ausgebildet, Sie errang ihren ersten Erfolg im Januar 1867 in Olmütz als Recha in der "Jüdin", nahm dann ein Engagement in Graz an und wurde 1868 nach einem günstig ausgefallenen Probespiel an der Berliner Hofoper zunächst auf drei Jahre, sodann dauernd engagiert. 1869 und 1870 benutzte sie ihre Ferien zu