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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Brandung - Branitz.

Studien bei Frau Viardot-Garcia in Paris. Als Sängerin wie als Schauspielerin leistet sie Außerordentliches, namentlich in Alt- und Mezzosopranpartien, wie Fides, Ortrud, Orpheus u. a. Doch ist ihr Vortrag auch im Konzertsaal von hinreißender Wirkung. Eine eifrige Verehrerin der Wagnerschen Kunst, hat sie durch ihre Beteiligung an den Festspielen in Baireuth 1876 und 1882 zu dem Gelingen derselben wesentlich beigetragen. 1883 trat sie aus dem Verband des Berliner Opernhauses aus und hat seitdem an verschiedenen Bühnen Deutschlands und Englands, zuletzt an der Deutschen Oper in New York mit glänzendem Erfolg gastiert.

9) Fritz, Theatermaschinist, geb. 25. Febr. 1846 zu Darmstadt, Bruder von B. 6), unter dessen Leitung er in die Geheimnisse der Bühnenwelt eindrang, kam 1863 an das Theater des Bades Homburg, leitete 1864 die Bühneneinrichtung des Wallnertheaters in Berlin und ward 1865 technischer Direktor am Gärtnerplatztheater in München, das er 1868 mit dem Carltheater in Wien vertauschte. Schon nach sechs Monaten kehrte er indessen in die bayrische Residenz zurück, wo die glänzenden Resultate, die er an der genannten Bühne erzielte, bald sein Engagement am Hoftheater bewirkten. Unter den zahlreichen Bühneneinrichtungen, die B. in München ausführte, stehen obenan die in Gemeinschaft mit seinem Bruder ausgeführten Einrichtungen von "Rheingold" (1869) und "Walküre" (1870) und verschiedene Einrichtungen für die Separatvorstellungen des Königs, bei deren einer B. zum erstenmal wirklichen Regen vorführte. Auch an der Schöpfung der Wunderwerke in den Schlössern des Königs Ludwig war B. in hervorragender Weise beteiligt. Seit 1876 ist er am königlichen Theater zu Berlin angestellt, das er großenteils nach seiten des Maschinellen reorganisiert hat; 1882 wurde er zum Maschinerie-Oberinspektor ernannt.

Brandung, das heftige, oft mit einem donnernden Geräusch verbundene Brechen der Meereswellen am Gestade, an Felsen etc., entsteht, wenn die Wassertiefe nicht mehr in richtigem Verhältnis steht zur Höhe und Geschwindigkeit der Wellen. Überall, wohin die Welle fortschreitet, muß das zur Bildung derselben erforderliche Wasser zusammenlaufen. Wenn also das Wasser vor der Welle zu flach ist, so kann sich der fortschreitende Fuß der Welle nicht schnell genug entwickeln, die Welle verliert das Gleichgewicht und überstürzt sich. Bei sanft ansteigendem Grund wird die Geschwindigkeit der Welle durch die Reibung sehr schnell gemindert. Die B. kann daher nicht sehr stark werden. Nimmt die Tiefe aber plötzlich ab, so kann die der Welle innewohnende Geschwindigkeit der B. ein außerordentliches Kraftmoment mitteilen. Die Gewalt, mit welcher die Wellen gegen den Leuchtturm von Bell Rock schlagen, berechnet Stephenson zu ca. 18,000 kg pro QMeter, und für den Leuchtturm auf dem Skerryvorfelsen (Hebriden) beläuft sich der stärkste Druck sogar auf 3 kg pro QZentimeter. Vgl. Meer (Meereswellen).

Brandvogel, s. Wasserschwalbe.

Brandwache, die äußerste Wache hinter lagernden Truppen, welcher früher die Bewachung der Biwakfeuer etc. zufiel. Sie dient jetzt überhaupt zu lagerpolizeilichen Zwecken, verwahrt Gefangene etc.

Brandwälle, s. Befestigungswerke, prähistorische. ^[richtig: s. Befestigung.]

Brandwirtschaft, s. Betriebssystem 1).

Brandwunden, s. Verbrennung.

Brandy (engl., spr. bränndi), Branntwein, in England Kognak, Franzbranntwein.

Brandywine Creek (spr. bränndi-üein krihk), Flüßchen im nordamerikan. Staate Delaware, das bei Wilmington in den Christiana Creek fällt. An seinen Ufern 11. Sept. 1777 blutige Schlacht zwischen den Kolonialtruppen unter Washington (13,000 Mann) und den durch die von deutschen Fürsten verkauften Regimenter (18,000 Mann) verstärkten Engländern unter Cornwallis und Knyphausen. Erstere zogen den kürzern, und Philadelphia fiel in die Hände der Engländer.

Branicki (spr. -itzki), 1) Jan Klemens, Graf von, poln. Krongroßfeldherr, geb. 1688, aus dem Magnatengeschlecht Gryf, diente in seiner Jugend im französischen Heer, kehrte 1715 nach Polen zurück und gehörte zu der Konföderation, die August II. 1716 zwang, die sächsischen Truppen zu entlassen. Von August III. zum Starosten, Krongroßfeldherrn, Kastellan von Krakau und ersten weltlichen Senator ernannt, gehörte er nach dessen Tod (1763) zur republikanischen Partei und sollte selbst König werden, mußte aber vor der von Rußland und Preußen unterstützten monarchischen Partei der Czartoryiski fliehen, worauf er in Ungarn sich aufhielt, bis er 1765 unter König Stanislaus Poniatowski, seinem Schwager, zurückkehren durfte. Er starb 9. Okt. 1771.

2) Franz Xaver, Graf von, der einfachen Adelsfamilie der Korczek angehörig, begab sich 1761 nach Petersburg, ward hier mit Stanislaus Poniatowski befreundet, dem er das Leben rettete, und nach dessen Thronbesteigung 1764 Generaladjutant und Krongroßjägermeister. Ehrgeizig und habsüchtig, ließ er sich in verräterische Händel zu gunsten Rußlands ein und schloß sich 1767 der Konföderation von Radom an, um die von Bar zu bekämpfen. Obwohl ihm der König reiche Starosteien schenkte und ihn zum Krongroßfeldherrn ernannte, verband er sich aus Ehrgeiz mit Potemkin gegen Stanislaus, bekämpfte die neue Verfassung und stiftete 1792 mit Potocki und Rzewuski die Konföderation von Targowicz. Von seinen Landsleuten gehaßt und verflucht, starb er 1819 in Bielocierkiew (Ukraine).

Braniß, Christlieb Julius, Philosoph, geb. 18. Sept. 1792 zu Breslau, studierte daselbst und in Berlin Philologie und Philosophie, habilitierte sich 1825 in seiner Vaterstadt und wurde 1826 außerordentlicher, 1833 ordentlicher Professor der Philosophie daselbst. Er starb 2. Juni 1873. In seinen Schriften: "Die Logik in ihrem Verhältnis zur Wissenschaft" (gekrönte Preisschrift, Berl. 1823), "Über Schleiermachers Glaubenslehre, ein kritischer Versuch" (das. 1824), "De notione philosophiae christianae" (Bresl. 1825), "Grundriß der Logik" (das. 1829), "De numero Platonis" (das. 1830) und "System der Metaphysik" (das. 1834) entwickelte B., durch Hegel, insbesondere aber durch Steffens angeregt, ein eignes System, das aber nicht, wie bei dem erstern, mit dem reinen Sein, sondern mit dem reinen Thun beginnt. Seine "Geschichte der Philosophie seit Kant" (Berl. 1842, Bd. 1) ist nicht über die Geschichte der griechischen Philosophie hinaus, nicht einmal bis an das Ende der Einleitung (der "Stärke" von B.) gelangt. Außerdem schrieb er: "Die wissenschaftliche Aufgabe der Gegenwart als leitende Idee im akademischen Studium" (Bresl. 1848); eine Rektoratsrede: "Über die Würde der Philosophie" (Berl. 1854), und "Über atomistische und dynamische Naturauffassung" (Bresl. 1858).

Branitz, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, 3 km südöstlich von Kottbus, mit (1880) 570 Einw. und dem Schloß des 1871 verstorbenen Fürsten von