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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Braunau; Braunbleierz; Braune; Bräune

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Braunau - Bräune.

der Schlacht von Mars la Tour aus. Seine Bilder zeichnen sich durch große Lebendigkeit der Auffassung, treffliche Zeichnung und Farbe sowie durch sorgfältige Behandlung aus. Er behandelte auch mehrfach Stoffe aus dem Leben in den bayrischen Bergen.

Braunau, 1) (Braunavia) Stadt im nordöstlichen Böhmen, in schöner Gegend, 405 m ü. M., nahe der schlesischen Grenze, an der Österreichischen Staatseisenbahn (Linie Chotzen-B.) gelegen, hat ein stattliches Benediktinerstift (1321 gegründet) mit reich geschmückter Kirche, eine Bezirkshauptmannschaft und ein Bezirksgericht, Obergymnasium, große mechanische Baumwollwebereien, Rouleausfabrik, Bierbrauerei, Ölerzeugung, eine Wasserleitung und (1880) 5830 Einw. Die Sperrung der von den Protestanten in B. erbauten Kirche (Dezember 1617) gab neben der Zerstörung der Kirche zu Klostergrab (s. d.) die nächste Veranlassung zu den böhmischen Unruhen und damit zum Dreißigjährigen Krieg. -

2) Stadt in Oberösterreich, am rechten Ufer des Inn, 7 km unterhalb der Salzachmündung und an der Eisenbahn von Linz über Simbach nach München, von welcher hier die Linie nach Steindorf abzweigt, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und Zollamtes, hat 2 katholische und 1 evang. Kirche, 1 Dampfbrettsäge, Glockengießerei, Zündhölzchenfabrik, Bierbrauerei und (1880) 3082 Einw. B. ward 1202 zur Stadt erhoben, gehörte ursprünglich zu Bayern, fiel 1779 an Österreich und war bis 1809 befestigt. Am 26. Aug. 1806 wurde in B. auf Befehl Napoleons I. der Nürnberger Buchhändler Palm erschossen, dem 1866 daselbst eine Bronzestatue (von Knoll) errichtet ward.

Braunbleierz, s. v. w. Pyromorphit.

Braune, Wilhelm, Germanist, geb. 20. Febr. 1850 zu Großthiemig bei Liebenwerda, bezog 1869 die Universität Leipzig, habilitierte sich daselbst 1874, erhielt 1877 eine außerordentliche Professur und wirkt seit 1880 als Professor der deutschen Sprache und Litteratur in Gießen. Er veröffentlichte: "Untersuchungen über Heinrich von Veldeke" (Halle 1873); "Zur Kenntnis des Fränkischen und zur hochdeutschen Lautverschiebung" (das. 1874); "Über die Quantität der althochdeutschen Endsilben" (das. 1875); "Althochdeutsches Lesebuch" (2. Aufl., das. 1881); "Gotische Grammatik" (2. Aufl., das. 1882). Seit einigen Jahren gibt er heraus: "Neudruck deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts" sowie im Verein mit H. Paul die "Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur".

Bräune (Angina), im weitesten Sinn jede durch Entzündung und Anschwellung der Rachengebilde hervorgerufene Behinderung des Schlingens, Atmens und Sprechens. Früher begriff man unter diesem Namen eine große Anzahl von Krankheitszuständen, welche in neuerer Zeit mehr gesondert und teilweise mit andern Namen belegt wurden. Namentlich wurden die Krankheiten des Kehlkopfes davon getrennt, obgleich die gefährlichste derselben, der sogen. Krupp (s. d.), heute noch den Namen der häutigen B. (Angina membranacea) führt. Abgesondert wurde ferner die sogen. Angina pectoris, die Brust- oder Engbräune, welche unter dem Bild eines schweren asthmatischen Anfalles verläuft (s. Brustbräune). Die Angina im engern Sinn ist eine Entzündung der Rachengebilde und ihrer nächsten Umgebung. Man unterscheidet folgende Formen:

1) Die Angina catarrhalis oder der akute Rachenkatarrh ist eine Krankheit, von welcher manche Menschen auf die leichteste Veranlassung hin und oft zu wiederholten Malen befallen werden, während andre Menschen nur eine sehr geringe Neigung dazu haben. Bei Kindern und jugendlichen Individuen ist die Krankheit häufiger als bei ältern Leuten, und wiederholte Anfälle lassen eine erhöhte Disposition für die Krankheit zurück. In vielen Fällen liegt der Krankheit unverkennbar eine Erkältung zu Grunde, oder sie tritt zu einem Katarrh des Magens, des Kehlkopfes und namentlich der Mundhöhle hinzu. Auch zum Scharlachfieber, zu den Masern, zum Typhus gesellt sich die Angina catarrhalis gern hinzu. Sie äußert sich durch starke Rötung und Schwellung der Schleimhaut am Gaumen, an den Mandeln und der hintern Rachenwand. Das Zäpfchen wird dicker und länger, es berührt die Zungenwurzel, und man sagt dann, das Zäpfchen sei gefallen. Die Sprache wird dadurch gestört, näselnd, das Schlucken erschwert; wenn die Schwellung auf die Mündung der Eustachischen Trompete übergreift, tritt Schwerhörigkeit ein. Auch die Mandeln sind mehr oder weniger geschwollen. Anfänglich ist die Schleimhaut trocken, später ist sie mit trübem Schleim bedeckt. Gewöhnlich ist leichtes Fieber vorhanden, welches zuweilen den örtlichen Beschwerden im Hals vorausgeht. Nach wenig Tagen pflegt die Krankheit in Genesung überzugehen, indem Schmerzen und Schlingbeschwerden nachlassen und reichlicher Schleim durch Räuspern und Spucken aus der Mundhöhle entfernt wird. Die katarrhalische Angina erfordert, wenn sie innerhalb mäßiger Grenzen bleibt, keine besondere Behandlung. Die früher beliebten Brechmittel sind ganz überflüssig, selbst schädlich. In schweren Fällen schafft dem Kranken die halbstündig wiederholte Anwendung eines sogen. Prießnitzschen Umschlags um den Hals Erleichterung. Bei andern Kranken thun warme Breiumschläge dieselben Dienste. Dabei lasse man den Mund fleißig mit kaltem Wasser oder mit einer Alaunlösung ausspülen. Dagegen ist es nicht rätlich, diese Flüssigkeiten zum Gurgeln zu benutzen.

2) Die Angina tonsillaris (Mandelentzündung, böser Hals, Mandelbräune) ist eigentlich nur eine schwere Form der katarrhalischen Angina, unterscheidet sich aber von ihr vorzugsweise dadurch, daß sie mit sehr bedeutender entzündlicher Schwellung beider oder nur einer Mandel einhergeht. Die Entzündung der Mandel geht entweder in Zerteilung oder in Eiterung über. Die Stelle, wo der Eiter sitzt, wölbt sich stärker hervor, ist weicher, und endlich bricht der Eiter durch die dünnste Stelle hervor und wird durch den Mund entleert. Die Mandelbräune beginnt gewöhnlich mit heftigem Fieber, welches durch Frösteln oder selbst durch einen starken Schüttelfrost eingeleitet wird. Das Allgemeinbefinden der Kranken ist schwer gestört, die Haut heiß, der Puls voll und sehr frequent. Gleichzeitig mit dem Eintritt des Fiebers oder erst am nächsten Tag klagen die Kranken über ein Gefühl von Spannung und Wundsein im Hals, über heftige, stechende Schmerzen, welche nach dem Ohr ausstrahlen. Die Mandeln fühlen sich prall und hart an, sind außerordentlich empfindlich und bei jeder Schlingbewegung ausnehmend schmerzhaft, so daß die Kranken jedesmal das Gesicht verziehen, wenn sie schlingen wollen. Wenn die Geschwulst auf die Umgebung der Kiefermuskeln sich ausbreitet, was gewöhnlich der Fall ist, so kann der Mund oft kaum fingerbreit geöffnet werden. Erlaubt es aber die Öffnung des Mundes, die Mandeln zu betrachten, so sieht man zuweilen in den Vertiefungen der sehr höckerigen Oberfläche kleine, gelbliche Auflagerungen und kruppöse Belegmassen, der Atem ist übelriechend. In sehr extremen Fällen kann durch die Schwellung der Man-^[folgende Seite]