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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Braune Erde von Siena - Braunfels.

dämpfe täglich drei- bis viermal, jedesmal ¼ Stunde lang, einatmen. Bei Darmverstopfung werden öfters Klystiere von lauwarmem Seifenwasser appliziert. Innerlich gibt man Pferden oder Rindern früh und abends jedesmal, je nach der Größe des Tiers, 2-3 g Brechweinstein in dem Getränk, in ½ Eimer Wasser als Kleientrank gelöst, bis Besserung eintritt. Schweinen und Hunden gibt man gleich bei Beginn der Krankheit ein Brechmittel und zwar Schweinen, je nach der Größe, 30-70 cg Brechweinstein in 3-5 Eßlöffeln voll destillierten Wassers, Hunden 12-18 cg Brechweinstein in 1-1½ Eßlöffel voll destillierten Wassers gelöst auf einmal. Ist das Schlingen im hohen Grad erschwert, so beschränkt man sich auf die Anwendung der äußerlichen Mittel; gewaltsames Eingießen von Arzneien ist gefährlich. Bei Pferden wird in allen Fällen, in welchen die Atmung durch die B. erheblich erschwert ist und mit einem starken Giemen erfolgt, die Eröffnung der Luftröhre vorgenommen und in die letztere eine Metallröhre eingelegt, welche 8-14 Tage liegen bleibt. Nach der Genesung sind die Tiere vorsichtig zu behandeln und bis zur vollständigen Wiederherstellung vor den Einwirkungen einer rauhen atmosphärischen Luft zu schützen.

Braune Erde von Siena, s. Bolus.

Brauneisenerz (Brauneisenstein), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, tritt nur mikro- und kryptokristallinisch aus, besteht aus Eisenhydroxyd H6Fe4O9 ^[H_{6}Fe_{4}O_{9}] und gibt auf unglasiertem Porzellan einen braungelben Strich im Unterschied von manchen im Äußern ihm sehr ähnlichen Roteisensteinen. Die reinste Varietät, welche oft keine andern Verunreinigungen als 0,5-5 Proz. Kieselsäure enthält, ist dunkelbraun, von feinfaseriger Struktur und tritt gewöhnlich in trauben- oder nierenförmigen und stalaktitischen Gestalten (brauner Glaskopf mit 60 Proz. Eisen) als Überzug, derb und eingesprengt auf. Meist kommen die Eisenhydroxyde in dichtem ockerigen oder erdigen Zustand vor, sind dann mehr oder weniger gelbbraun und oft stark verunreinigt. Als metallische Beimengungen finden sich Manganverbindungen, welche den Brauneisenstein oft schwarz färben (Wadeisenstein, Schwarzeisenstein), dann Schwefelmetalle (Schwefelkies, Bleiglanz, Kupferkies etc.), Galmei, Malachit etc., als erdige: Kalkspat, Schwerspat, Braunspat, Flußspat, Quarz, besonders häufig aber Thon (thoniger Brauneisenstein, Thoneisenstein); in letzterm Fall tritt das B. bald stalaktitisch, kugelig und schalig (Eisennieren), bald in kleinen Kugeln und Körnern (Bohn- und Linsenerz, oolithischer Brauneisenstein) auf. Zu den thonigen Brauneisensteinen gehören auch die Grauwacken- oder Lagereisensteine, das Raseneisenerz und die Seeerze. Die Brauneisenerze sind leicht zu verschmelzen und werden daher seit den ältesten Zeiten zur Eisendarstellung benutzt; sie verlieren beim Rösten ihr Wasser und werden dadurch porös, so daß sie sich nun leicht reduzieren lassen. Je nach der An- oder Abwesenheit von Mangan geben sie eine leicht oder streng flüssige Beschickung und infolgedessen ein ausgezeichnetes weißes Rohstahleisen oder graues Roheisen. Thongehalt macht sie zwar strengflüssiger, aber bei zweckmäßiger Gattierung zur Darstellung eines guten Eisens geeignet. Am strengflüssigen und schwierigsten reduzierbar sind die kieseligen Brauneisenerze (Harterze). Besonders günstig wirkt neben Thonerde ein Kalkgehalt auf die Schlackenbildung, und manche solcher Erze geben schon ohne weitere Zuschläge eine gute Schlacke (selbstgehende Erze). Brauneisenerze finden sich sehr verbreitet, teils aus eignen Lagerstätten, teils mit andern Eisenerzen und dann gewöhnlich da, wo die letztern am meisten atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt sind. Schwefelkies und Spateisenstein können durch letztere in Brauneisenerze übergeführt werden. In bedeutender Menge finden sich Brauneisenerze im rheinischen Übergangsgebirge in der Gegend von Siegen, in Nassau, an der Mosel (oolithisch), im Schwarzwald, in Thüringen, in den Pyrenäen, in den baskischen Provinzen, in Steiermark, Kärnten, Oberschlesien Böhmen, im Fichtelgebirge, in Hannover, Württemberg, in Luxemburg, Belgien, Rußland. Die englischen Brauneisenerze von Alston Moore und Durham kommen mit Blei- und Zinkerzen vor, geben leicht kaltbrüchiges Stabeisen und werden deshalb meist zu Gießereizwecken verwendet.

Brauneisenrahm, s. v. w. erdiger Manganit.

Brauneisenstein, s. Brauneisenerz.

Braunelle, Pflanze, s. Sanguisorba.

Braunelle, Vogel, s. Flüevogel.

Braunellert, s. Wiesenschmätzer.

Brauner Jura, s. Juraformation.

Braunerz, s. Spateisenstein.

Braunfärben, s. Färberei.

Braunfels, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar, auf einem Basaltkegel, unfern der Lahnbahn (Koblenz-Gießen), hat ein Amtsgericht, zwei Kirchen, ein wohlerhaltenes Schloß (um 996 gegründet) mit schönem Rittersaal und wertvoller Kunst- und Antiquitätensammlung, Eisensteingruben, eine Wasserleitung und (1880) 1758 meist ev. Einwohner. Das dortige Schloß wurde im Anfang des Dreißigjährigen Kriegs von dem Grafen Ernst von Mansfeld, dann von Tilly eingenommen, 27. Jan. 1635 vom Grafen Heinrich von Nassau-Dillenburg erstürmt, 1640-42 von den Franzosen besetzt gehalten. B. ist Hauptort der 165 qkm (3 QM.) großen Standesherrschaft B. des Fürsten zu Solms-B. Braunfels, gefürsteter Zweig des alten deutschen Grafenhauses Solms (s. d.), das sich nach verschiedenen Teilungen in die Linien Solms-B. und Hohensolms, beide reichsunmittelbar und deutsche Reichsstände, schied. 1742 erhielten die Grafen von Solms-B. zu der Landeshoheit noch die fürstliche Würde, wurden aber 1806 mediatisiert und unter die Oberhoheit des Herzogs von Nassau gestellt; 1815 kamen sie unter preußische Oberhoheit.

Braunfels, Ludwig, Schriftsteller, geb. 22. April 1810 zu Frankfurt a. M., machte 1829-33 philologische Studien in Heidelberg, war dann mehrere Jahre Redakteur der "Rhein- und Moselzeitung" zu Koblenz, studierte 1838-41 noch Jurisprudenz in Bonn und ließ sich 1843 als Advokat in seiner Vaterstadt nieder, wo er 26. Sept. 1885 starb. B. gehört zu den Begründern der Schiller-Stiftung. Seine schriftstellerische Wirksamkeit war lange Zeit vorzugsweise der Journalistik zugewendet; namentlich rühmte man seine dramaturgischen Arbeiten im "Frankfurter Museum" (1855-57). Außerdem veröffentlichte er eine Übersetzung des Nibelungenliedes (Frankf. 1846) und "Dramen aus und nach dem Spanischen", die zu den besten Leistungen auf dem Gebiet der Übersetzungslitteratur gehören (einige dieser Dramen: Calderons "Festmahl des Belsazar", Tirso de Molinas "Don Juan" und "Fromme Martha", erschienen in zweiter Auflage in Meyers "Bibliothek der ausländischen Klassiker", Hildburgh. 1870), sowie neuerdings eine vorzügliche Übertragung des "Don Quixote" (Stuttg. 1885) und den kritischen Versuch über den Roman "Amadis von Gallien" (Leipz. 1876).