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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Brentford - Brescia.

Brentford, alte gewerbreiche Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, am Einfluß der Brent in die Themse, 21 km oberhalb der Londonbrücke, mit (1881) 11,808 Einw., Sägemühlen, Malzdarren, Brauereien, chemischen Fabriken und Seifensiedereien. In der Umgegend viel Gemüsebau. Unfern Sion House, ein ehemaliges Nonnenkloster (1414 gestiftet), jetzt Landsitz des Herzogs von Northumberland. In der Nähe besiegte Edmund Ironside den Dänenkönig Knut 1016, und Karl I. schloß hier 1642 nach einem glücklichen Angriff der königlichen Reiterei unter Pfalzgraf Ruprecht auf die Parlamentstruppen unter Essex (12. Nov.) einen Vertrag mit diesen.

Brentwood (spr. -wudd), Marktstadt in der engl. Grafschaft Essex, 23 km nordöstlich von London, mit Lateinschule und (1881) 11,909 Einw.

Brenz, Nebenfluß der Donau in Württemberg, entspringt auf dem Albuch bei Seegarten, durchfließt ein fruchtbares, wiesenreiches Thal und mündet in Bayern unterhalb Gundelfingen, 60 km lang. Daran der Flecken B., im Jagstkreis, unfern Heidenheim, mit (1880) 813 Einw., Schloß und römischen Altertümern. Die Römer hatten hier ein Kastell (Brivenes) gegen die Alemannen. Von der B. hatte der alemannische Brenzgau den Namen, der sich im NW. der Donau am Fluß hinzog und gegenwärtig teils zu Bayern, teils zu Württemberg gehört.

Brenz, Johann, schwäb. Reformator, geb. 24. Juni 1499 zu Weil in Schwaben, studierte seit 1512 zu Heidelberg, wandte sich der Reformation zu und ward 1522 Prediger in Schwäbisch-Hall. Er war Mitverfasser des "Syngramma Suevicum" (s. d.), wohnte der Disputation zu Marburg 1529, den Vergleichsverhandlungen auf dem Reichstag zu Augsburg 1530, den Religionsgesprächen zu Hagenau und Worms 1540 und zu Regensburg 1541 und 1546 bei und leistete energischen Widerstand gegen das Interim Karls V., infolgedessen er nach Stuttgart floh. Hier ward er 1553 Propst, befand sich im März in Trient zur Übergabe der Confessio Wuertembergica oder Suevica sowie zur Einleitung von Verhandlungen mit dem tridentinischen Konzil, als Moritz von Sachsen dasselbe sprengte, und starb 11. Sept. 1570. Sein Katechismus ist der einzige, welcher in der deutschen Kirche neben dem kleinen Lutherschen bleibende Bedeutung gewann. Seine Werke erschienen gesammelt in 8 Bänden (Tübing. 1576-90); vgl. dazu Pressel, Anecdota Brentiana (das. 1868). Sein Leben beschrieben Hartmann und Jäger (Hamb. 1840, 2 Bde.) und ersterer allein (Elberf. 1862).

Brenze, s. Brennbare Mineralien.

Brenzessiggeist, s. Aceton.

Brenzgallussäure, s. Pyrogallussäure.

Brenzlig (empyreumatisch), in der Mineralogie, Geognosie und Chemie Bezeichnung des Zustandes unvollständiger Verbrennung, besonders des durch Hitze bei gehindertem Luftzutritt bedingten Grades der Zersetzung organischer Materien. Alle brenzligen Substanzen zeichnen sich durch einen eigentümlich durchdringenden (empyreumatischen) Geruch aus.

Brephotrophium (griechisch, "Kindernährhaus"), s. v. w. Findelhaus.

Brera, s. Mailand.

Brescello (spr. bresch-), Flecken in der ital. Provinz Reggio nell' Emilia, Kreis Guastalla, rechts am Po, sonst Stadt und Bischofsitz, mit einer kolossalen, wahrscheinlich antiken Herkulesstatue, (1881) 1245 Einw., Handel und einem Gymnasium. Im Altertum hieß B. Brixellum, im Mittelalter Bresia. Hier erfochten 20. Mai 1427 die Venezianer unter Bembo einen großen Sieg über die Truppen des Herzogs Philipp Maria Visconti von Mailand, dessen Folgen die Wiedereinnahme von Casalmaggiore und ein für Venedig ehrenvoller Friede waren.

Bresche (franz. Brêche, Sturmlücke, Wall- oder Mauerbruch), die Öffnung, welche entweder durch Geschütz oder durch Minen in einem Festungswall hergestellt wird, um dem stürmenden Fußvolk einen Weg in das Innere zu bahnen. Um in die Eskarpemauer eines Festungswerks durch Geschütz B. zu legen, schoß man früher vom Glacis aus (direkter Brescheschuß) zuerst einen Horizontalschnitt in 1/3-¼ der Höhe der Mauer über ihrem Fußpunkt, hierauf an jeder Seite einen Vertikalschnitt und dann in das so losgeschnittene Mauerwerk selbst, um es zum Einsturz zu bringen. Die Erde stürzt dann nach und bildet eine unter 30-40° ansteigende erklimmbare Rampe. Heute erschießt man mit kurzen 15 und 21 cm Kanonen die B. auf 1000-1200 m nicht systematisch, sondern unregelmäßig, demolierend (indirekter Brescheschuß). Man gab der B. bisher Zugbreite, wenigstens 25 Schritt, fordert aber in neuerer Zeit noch eine größere Breite. Eine wirklich ersteigbare B. heißt gangbar, ungangbar, wenn entweder stehen gebliebene Mauertrümmer oder vom Verteidiger hinaufgeworfene Bäume, Verhaue etc. das Ersteigen unmöglich machen. Bis zum 19. Jahrh. galt der Kommandant einer Festung für gerechtfertigt, wenn er nach wirklich gelegter gangbarer B. kapitulierte und so der Stadt Sturm und Plünderung ersparte. Carnot zuerst sprach sich mit Entschiedenheit gegen diesen Grundsatz aus. Daß die Besatzung mit brennender Lunte durch die B. hatte abziehen können, galt lange als Beweis der ehrenvollen Übergabe einer Festung, während ein Abmarsch aus den Thoren für den Befehlshaber eines eingenommenen Platzes nach dem angenommenen Begriff von Kriegsehre schimpflich war. Wollte eine Stadt einen aus einem glorreichen Krieg heimkehrenden Feldherrn mit den höchsten Ehren empfangen, so riß man ein Stück der Stadtmauer ein, und er hielt durch diese B. seinen Einzug. Über B. sowie Breschbatterien vgl. auch Festungskrieg.

Brescia (spr. brescha oder bresche), ital. Provinz in der Lombardei, grenzt nordwestlich an die Provinz Sondrio, westlich an Bergamo, südwestlich an Cremona, südöstlich an Mantua, östlich an Verona (davon teilweise durch den Gardasee geschieden), nordöstlich an Tirol und hat einen Flächeninhalt von 4779 qkm (86,8 QM.). Das Land ist in der südlichen Hälfte flach, im N. Hügel- und Alpenland. Im nördlichen Teil wird es von den Bergamasker Alpen (Monte Gleno 2850 m), den aus Südtirol herüberreichenden Ausläufern der Ortler Alpen (Corno dei tre Signori 3325 m), der Gruppe des Monte Adamello (3547 m) und deren südlichen Vorlagen (Monte del Castello 2879 m, Monte Frerone 2673 m etc.) sowie den Ausläufern der Trientiner Alpen am Gardasee erfüllt. Der wichtigste Paß, der aus Tirol über die Alpen in die Provinz führt, ist der Tonalpaß (1874 m). Bewässert wird das Land vom Oglio, welcher im N. entspringt, das Camonicathal durchfließt und mit dem Iseosee die West- und Südwestgrenze bildet, ferner von dessen Nebenflüssen Mella, welcher im Oberlauf das Val Trompia bildet, und Chiese, welcher den Idrosee durchfließt und mit seinem Mittellauf dem Val Sabbia angehört. Das Klima ist mild und gesund, die Gegend ein fruchtbares, gartenartiges Land mit lieblichen Gebirgspartien. Die Provinz hat (1881) 471,568 Einw. Die wichtigsten Erzeugnisse sind: Torf, Marmor, Eisenerz, Mais,