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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brese-Winiary; Bresiny

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Brese-Winiary - Bresiny.

Weizen, Reis, Flachs, Wein, Südfrüchte, namentlich Zitronen am Gardasee, Oliven, Seide, Fische. Auch die Jagd und die Industrie in Eisen, Seide, Leder und Wolle sind von Bedeutung. Die Provinz zerfällt in die fünf Kreise Breno, B., Chiari, Salò und Verolanuova.

Die Hauptstadt B. (lat. Brixia) liegt anmutig am Fuß der Alpen, 139 m ü. M., in der großen lombardischen Ebene am Garza und an der Eisenbahn von Venedig nach Mailand, mit Zweigbahn nach Cremona, und ist nächst Mailand die wichtigste und reichste Stadt der Lombardei, obwohl sie vor der furchtbaren Verwüstung durch die Franzosen 1512 in noch höherer Blüte stand. Sie ist größtenteils regelmäßig gebaut, hat schöne, breite Straßen, viele Plätze und 72 öffentliche Brunnen, welche durch einen Aquädukt vom nahen Dorf Mompiano mit trefflichem Wasser versehen werden. Die Wälle der ehemaligen Festung sind in Promenaden umgewandelt; an der Nordseite liegt noch aus einem die Stadt beherrschenden Felsen ein altes Kastell (Falcone di Lombardia). Die bemerkenswertesten Gebäude sind: der neue Dom (1604-1825) mit herrlicher Kuppel, im Innern einfach; daneben der alte Dom (la Rotonda), der aus dem 7. Jahrh. stammen soll, mit einer Krypte; die alte Afrakirche, beide mit berühmten Gemälden; die Kirche Madonna dei Miracoli (von 1480) mit reichgeschmückter Fassade; die kleine Kirche San Clemente mit mehreren Bildern von Moretto, nebst dem Grabmal des Meisters; die Kirchen San Nazaro e Celso, Madonna delle Grazie, San Giovanni u. a., ebenfalls schöne Bilder von Moretto enthaltend; ferner das jetzige Rathaus (Palazzo municipale oder Loggia), ein schöner Renaissancebau von 1492 bis 1574, dem gegenüber der Uhrturm und vor letzterm das Denkmal der 1849 gefallenen Brescianer steht; der Broletto, aus dem 12. Jahrh. (ehedem Sitz der freistädtischen Behörden, später des Gerichts); der Bischofspalast mit bedeutender Bibliothek; die Paläste der Familien Martinengo, Gambara u. a.; ferner ein geschmackvoll gebautes Theater. Das Museo patrio, in einem 1820 entdeckten antiken Tempel von 72 n. Chr. (unter Vespasian) aus weißem Marmor, enthält unter andern antiken Funden eine berühmte geflügelte Viktoria, aus Erz gegossen, 2 m hoch. Auch die Galerie Tosio (Museo civico), ein Vermächtnis des Grafen Tosio, enthält wertvolle (neuere) Kunstschätze. Eine Cypressenallee führt zum prachtvollen, mit schönen Denkmälern geschmückten Campo santo (1825 erbaut); die Begräbnisstätten sind in der Weise der antiken Kolumbarien angelegt. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 43,354 Seelen. In industrieller Hinsicht ist B. besonders berühmt durch seine Seidenmanufakturen wie durch seine Eisen- und Stahlwaren-, besonders Waffenfabriken, wovon die Stadt von alters her den Namen "Armata" führt. Außerdem gibt es hier Gerbereien, Baumwoll- und Schafwollwebereien, Goldschmiedewerkstätten u. a. Die vorzüglichsten Gegenstände des Handels sind die Erzeugnisse des Gewerbfleißes, sodann Wein, Getreide, Käse u. Kolonialwaren. B. hat einen Gerichtshof, ein Handelsgericht, ein großes Krankenhaus (1447 gegründet), ein Seminar, ein Lyceum, zwei Gymnasien, eine königliche technische Schule, ein Athenäum, eine öffentliche, 40,000 Bände starke Bibliothek (vom Bischof Quirini 1750 gegründet) mit kostbaren Handschriften. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs und der Provinzialbehörden.

B. war unter dem Namen Brixia eine Stadt der Insubrer, dann der Cenomanen und wurde später ein römisches Munizipium. 452 von Attila zerstört, ward die Stadt bald wieder aufgebaut, war dann im Besitz der Langobarden und teilte die Schicksale Oberitaliens. An der Verbindung der lombardischen Städte beteiligt, kämpfte sie mit gegen Friedrich Barbarossa und erhielt im Frieden von Konstanz 1183 Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. 1238 hielt sie aufs tapferste eine Belagerung durch Friedrich II. aus. 1258 fiel sie in die Gewalt des Ezzelino da Romano. 1311 wurde sie nach mehrmonatlicher Belagerung vom Kaiser Heinrich VII. erobert und mit Niederreißung der Mauern, Schmälerung ihres Gebiets etc. bestraft. Doch erlangte sie ihre Selbständigkeit wieder, ward jedoch schon 1339 den Visconti von Mailand unterthan, denen sie 1428 von den Venezianern entrissen wurde, welchen sie mit kurzen Unterbrechungen blieb, bis sie 1797 der Cisalpinischen Republik einverleibt wurde. 1814 kam sie in den Besitz Österreichs. An der Erhebung von 1848 nahmen die Brescianer den lebhaftesten Anteil und nötigten schon im März die österreichische Garnison zur Kapitulation. Nach der Schlacht von Custozza teilte B. das Schicksal der übrigen lombardischen Städte. Als im März 1849 der Krieg wieder ausbrach, war B. die einzige größere Stadt der Lombardei, die sich gegen Österreich erhob. Da sie sich nach der Schlacht bei Novara nicht ergeben wollte, wurde sie 30. März von Haynau mit 3800 Mann angegriffen und zugleich von der in österreichischen Händen gebliebenen Citadelle ein furchtbares Bombardement eröffnet. Die Bewohner verteidigten sich heldenmütig bis zum Mittag des 2. Aprils, selbst Frauen nahmen am Kampf teil; Haynau (die "Hyäne von B.") gewährte ihnen zwar Schonung des Lebens und Eigentums, legte ihnen aber eine Kontribution von 6 Mill. Lire auf und bestrafte sie, selbst Frauen, als Rebellen mit körperlicher Züchtigung. 1859 ging B. in den Besitz Piemonts über.

Brese-Winiary, Johann Leopold Ludwig von, preuß. General der Infanterie, geb. 9. Sept. 1787 zu Berlin, trat 1805 in die Ingenieurakademie, ward 1807 Ingenieuroffizier, nachdem er sich im Minenkrieg bei Verteidigung von Danzig ausgezeichnet hatte, 1813 beim Angriff auf Danzig thätig. 1815 Hauptmann und 1820 Major geworden, war er 1819-1832 Chef der Ingenieurabteilung des Kriegsministeriums, entwarf um 1828 den Plan für die Befestigung der Winiaryhöhe (jetzt das großartige Fort Winiary) bei Posen und war bei Reorganisation des Ingenieurkorps und der Pioniere wesentlich beteiligt. Seit 1832 Inspekteur einer Festungsinspektion (1835 Oberstleutnant, 1837 Oberst) trat er in den Projekten für die Stadtbefestigung von Posen mit der neuen preußischen Befestigungsmethode auf, die er später (1844) in drei zu Berlin gehaltenen, als Manuskript gedruckten Vorträgen klar darlegte. Als Ingenieurinspekteur seit 1841 (Generalmajor 1843) schuf er die Befestigungen von Lötzen und Königsberg und verstärkte Köln durch Forts. 1849 zum Generalinspekteur der Festungen, Chef des Ingenieurkorps und bald danach zum Generalleutnant ernannt, ward er 1856 beim 50jährigen Dienstjubiläum in den Adelstand erhoben, 1858 zum General der Infanterie befördert und trat 1860 in den Ruhestand. Er starb 5. Mai 1878 in Berlin.

Bresiny (Brzeziny), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Piotrkow, an den Quellen der Mrocica, den Oginskis gehörig, hat 4 katholische, 1 evang. Kirche, 1 Synagoge, einen Palast der Oginskis und (1870) 6185 Einw., welche Tuch, Wollzeuge und Lederwaren produzieren.