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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brighton

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Brighton.

und Abstimmung für alle liberalen Maßregeln, wie Emanzipation der Juden, Aufhebung der Navigationsakte u. a., und wurde mit Cobden das Haupt der sogen. Manchesterschule. 1851 erklärte er sich gegen die Maßregeln, welche das Ministerium Russell zur Zurückweisung der päpstlichen Übergriffe vorschlug. 1853 war er einer der vorzüglichsten Sprecher beim Friedenskongreß zu Edinburg. Wegen seiner Opposition gegen den russischen Krieg ward im November 1854 zu Manchester sein Bildnis verbrannt. Er zog sich nun von der öffentlichen Thätigkeit zurück und wurde erst 1859 wieder von Birmingham ins Parlament gewählt, wo er sogleich mit dem Vorschlag einer Parlamentsreform auftrat, die jedoch an der vereinigten Opposition der Tories und der Radikalen scheiterte. Unermüdlich unterstützte er aber auch in den nächsten Jahren alle Vorschläge einer Parlamentsreform, bis die im Grund auf seinen Ideen basierende Reformbill des konservativen Ministeriums 1867 angenommen wurde. Infolge dieses Durchdringens seiner Grundsätze trat B. 1868 als Handelsminister in das Ministerium Gladstone ein, gab aber schon 20. Dez. 1870 wegen seiner geschwächten Gesundheit sein Amt aus. Erst 11. April 1872 nahm er im Unterhaus seinen alten Sitz als unabhängiger Liberaler wieder ein. Obgleich entschiedener Freund der nordamerikanischen Union, sprach er sich gegen die Ansprüche derselben in dem Alabamastreit aus; gegen die republikanische Bewegung in England verhielt er sich ablehnend. Am 30. Sept. 1873 trat er als Kanzler des Herzogtums Lancaster wieder ins Kabinett Gladstone ein und wirkte für weitere Ausdehnung des Wahlrechts, für Reform des Steuersystems mit Beziehung auf Einkommensteuer und für Abänderung des irischen Unterrichtsgesetzes. Mit dem Rücktritt des Kabinetts Gladstone 17. Febr. 1874, auf welches das konservative Ministerium Disraeli folgte, schied auch B. wieder aus seinem Staatsamt und trat in die Opposition zurück, übernahm aber in Gladstones zweitem Ministerium im April 1880 abermals ein wenig mühevolles Amt, das einzige, welches ihm seine geschwächte Gesundheit zu verwalten gestattete, bis ihn die Intervention in Ägypten im Juli 1882 veranlaßte, aus dem Kabinett auszuscheiden. Brights Charakter wird von allen Seiten gerühmt, ebenso seine Bedeutung als Redner; seine politischen Grundsätze, welche wesentlich darauf abzielen, daß die Großmachtstellung Englands zurücktreten müsse gegen die innere Entwickelung, haben zwar zu einer Reihe von Errungenschaften auf dem Gebiet des innern Fortschritts geführt (Hebung der niedern Klassen, Abschaffung der Monopole, sparsame Finanzwirtschaft, gerechtere Verteilung der politischen Rechte etc.), aber durch das Prinzip der Nichtintervention, soweit sie durchdrangen, die politische Stellung Englands als einer europäischen Großmacht nur geschwächt. Vgl. Smith, Life and speeches of the R. H. John B. (Lond. 1881, 2 Bde.). Von seinen Reden und Briefen sind herausgegeben: "Speeches on parliamentary reform" (Lond. 1867); "Speeches on questions of public policy" (1869, 2 Bde.); "Speeches on public affairs" (1869); "Public addresses" (1879); "Public letters" (1885).

2) Sir Charles Tilston, Ingenieur, geb. 1832, widmete sich seit 1850 dem Telegraphenbau, ward 1853 Ingenieur der Anglo-irischen Kompanie, beteiligte sich an der Legung des Kabels zwischen England und Irland, entwarf mit Cyrus West Field (s. d.) 1856 den Plan zu der telegraphischen Verbindung Europas mit Amerika und leitete als Chefingenieur die Expeditionen von 1857 und 1858. Nach dem Gelingen der letztern ward er in den Adelstand erhoben. Als Ingenieur der British Telegraph Company legte er das Kabel durch den Persischen Meerbusen nach Indien und vollendete diese Arbeit 1864. Von 1865 bis 1868 war er Mitglied des Parlaments für Greenwich. Auch in Westindien legte er mehrere Kabel, besonders das 1871 vollendete zwischen den westindischen Inseln und Panama. Er schrieb: "Report of the committee on standards of electrical resistance" (Lond. 1863).

Brighton (spr. breit'n), Stadt und Parlamentsflecken in der engl. Grafschaft Sussex, liegt am Kanal, 74 km von London, in einem auf das Meer sich öffnenden Thal der südlichen Downs (Kreidehügel) und ist berühmt als eins der glänzendsten und besuchtesten Seebäder Englands. Die Straßen sind breit und regelmäßig angelegt, von größter Sauberkeit und reich an Palästen und den glänzendsten Läden. Der hübscheste Teil der Stadt biegt sich um die "Steyne" genannten Anlagen, welche B. in eine östliche und eine westliche Hälfte teilen. Hier befindet sich das 1872 eröffnete Aquarium, das bedeutendste der Welt, und nicht weit davon steht der sogen. Pavillon, ein in sonderbarem, indisch-chinesischem Mischstil vom Architekten Nash für König Georg IV. erbautes Gebäude mit zahlreichen Kuppeln und Türmchen, das jedoch seit Wilhelm IV. nicht mehr von der königlichen Familie benutzt und 1850 von der Stadt angekauft wurde, die es zum Teil zu einem Museum herrichtete. Östlich davon erstreckt sich am Meer entlang, und durch eine 9-18 m hohe Mauer gegen die schäumenden Wogen geschützt, die sogen. Marineparade, eine der schönsten Straßen der Stadt, mit langen, geschlossenen Reihen hoher Prachtgebäude, von welcher der "Chain Pier", eine 1823 erbaute, von vier gußeisernen hohen Säulen getragene Landungskettenbrücke, 345 m weit ins Meer hineinführt; westlich vom Steyne zieht sich die nicht minder glänzende King's Road am Ufer hin, mit einer ähnlichen Landungsbrücke, dem 1866 eröffneten, 349 m langen "West Pier", der, von Läden, Konditoreien, Pavillons und Galerien mit Bänken umgeben, jetzt die Hauptpromenade der fashionabeln Welt bildet. An der Ostseite der Stadt liegt der Brighton Park, an dessen Eingang im sogen. German Spa künstliche Mineralwässer verabreicht werden, und nordöstlich davon die Pferderennbahn (race course). B. hat drei Saisons im Lauf des Jahrs. Im Mai und Juni ist es fast ausschließlich von den Familien der Londoner Kleinbürger (tradespeople) besucht, im Juli und August von Ärzten, Advokaten, Künstlern etc., und in den Herbst- und Wintermonaten, wenn es an der südlichen Seeküste sonnig warm ist, wimmelt es von Lords und Ladies, die vom Kontinent heimkehren. Die Zahl der Besucher, welche sich längere Zeit hier aufhalten, beträgt jährlich über 80,000; dazu bringt während des Sommers die Eisenbahn jeden Sonntag mehrere Tausend Londoner herüber. Die Stadt hat ein schönes Rathaus (1830 erbaut) und eine große Markthalle, über 80 Kirchen (darunter die Nicholaskirche aus der Zeit Heinrichs VII., die einzige alte Kirche der Stadt, und die von Barry erbaute Peterskirche), zahlreiche Schulen (namentlich Pensionen), ein litterarisches Institut, ein Athenäum, ein Arbeiterinstitut, ein Seminar für Lehrerinnen, ein Theater, zahlreiche andre Vergnügungsorte, viele milde Stiftungen (z. B. ein Waisenhaus, Krankenhaus, eine Taubstummenanstalt, ein Blindeninstitut, ein Grafschaftshospital). In der Nähe des Pavillons steht eine Statue