Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bristolbai; Bristoler Messing; Bristolkanal; Bristolpapier

437

Bristolbai - Bristolpapier.

den heißen Mineralquellen (Hot Wells), früher vielbesucht, sind jetzt vernachlässigt. B. zeichnet sich vor den meisten Städten Englands durch seine zahlreichen (über 100) alten Kirchen und in andrer Art ehrwürdigen mittelalterlichen Bauten aus. Unter den Kirchen sind namentlich hervorzuheben: die von St. Mary in Redcliffe, ein prachtvoller gotischer Sandsteinbau aus dem 15. Jahrh.; die Kathedrale, 1306-1332 erbaut und in jüngster Zeit restauriert und vollendet, mit interessantem normännischen Kapitelhaus; die kleine, reichverzierte Mayor's Chapel (13. Jahrh.); die Stephanskirche (mit Turm von 1472); die Templerkirche (aus dem 12. Jahrh.) und die katholische Kathedrale (in griechischer Tempelform). Von den sonstigen Bauwerken zeichnen sich aus: das neugotische Rathaus (Guildhall), 1826 vollendet; der Gerichtshof (Council House), im italienischen Stil, mit Bildsäule der Gerechtigkeit von Baily; die 1743 erbaute Börse mit korinthischen Säulen; das nach den Krawallen von 1831 neuerbaute Zollhaus; die Bristol Institution; das Theater; die Victoria Rooms mit großem Konzertsaal; die Commercial Rooms (der Hauptsammelplatz der Kaufleute) mit ionischem Portikus; mehrere der Banken und zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten. Auch die Märkte (einschließlich des Ledermarktes) gereichen der Stadt zur Zierde. B. hatte 1871: 182,552, 1881 aber 206,503 und mit Clifton 232,897 Einw. Es ist eine der vornehmsten Fabrik- und Handelsstädte Englands. Die Industrie liefert namentlich Zucker, Tabak und Zigarren, Metall- und Lederwaren, Seife, Wachstuch, Maschinen und Glas. Die von den Vlämen eingeführte Tuchweberei hat sich indes nach den Orten im NO. der Stadt gezogen. Es gab eine Zeit, da B. als Seestadt nur von London übertroffen wurde, und im Zeitalter der großen Entdeckungen unternahmen die beiden Cabots u. a. von hier aus ihre Forschungsreisen. Selbst noch in jüngster Zeit (1838) zeichnete sich B. dadurch aus, daß es den ersten Dampfer von Europa nach Amerika schickte. Aber was B. gesäet, kam andern Häfen zu gute, namentlich Liverpool. Seine Handelsflotte (1884: 254 Seeschiffe von 60,924 Ton. Gehalt) steht der von acht andern Städten nach, und in seinem Verkehr mit dem Ausland (Einfuhr 1883: 8,482,091 Pfd. Sterl., Ausfuhr 1,182,719 Pfd. Sterl.) wird es von London, Liverpool, Hull, Newcastle, Southampton, Folkestone, Rochester, Newhaven und Grimsby übertroffen. Der Küstenhandel ist namentlich mit Irland sehr lebhaft. 1883 liefen 8812 Schiffe von 1,228,083 T. ein, 8536 von 1,222,116 T. aus. Der Hafen wurde 1804-1809 mit einem Kostenaufwand von 600,000 Pfd. Sterl. erbaut, indem man den Avon in ein neues Bett leitete und das alte in Docks verwandelte. Der Avon steigt mit der Flut 6-10 m hoch, so daß die größten Schiffe an die schönen und breiten Kais gelangen können. Da indes die städtischen Docks selbst nach ihrer Erweiterung von 1871-73 dem steigenden Verkehr nicht mehr genügten, so hat man an der Mündung des Avon (bei Avonmouth) durch Anlage von neuen Docks 1876 einen Vorhafen gegründet. Sehr zahlreich sind in B. die der Kunst und Wissenschaft gewidmeten Anstalten. Die Bristol Institution (1823 eröffnet) besitzt ein geologisches Museum und eine Kunstsammlung; in Verbindung mit der Bristol-Bibliothek besteht ein naturhistorisches Museum; die Kunstschule hat eine Gemäldesammlung. Unter den Bildungsanstalten verdienen Erwähnung: University College, die Colleges der Baptisten und Independenten; die medizinische Schule in Verbindung mit dem allgemeinen Krankenhaus; ein Seminar für Lehrerinnen und mehrere Lateinschulen, die älteste 1532 gegründet. Das Athenäum sorgt für Verbreitung gemeinwissenschaftlicher Kenntnisse durch Vorlesungen etc. Die Sternwarte in Clifton steht inmitten römischer Verschanzungen. Nicht weit von ihr liegt der botanisch-zoologische Garten. Ungemein reich ist B. an wohlthätigen Anstalten, deren Gründung teilweise ins Mittelalter hinaufreicht. Erwähnung verdienen namentlich das allgemeine Krankenhaus (General Hospital), das städtische Krankenhaus (Infirmary), das Queen Elizabeth Hospital (ein 1586 gegründetes Waisenhaus) und das von G. Müller ins Leben gerufene Waisenhaus für 2050 Kinder. B. ist Sitz eines anglikanischen Bischofs sowie eines deutschen Konsuls, Clifton dagegen Sitz eines katholischen Bischofs. B. ist Geburtsort von Colston (dem Philanthropen, dessen Gedächtnis noch heute jährlich gefeiert wird), von S. Cabot, der Dichter Southey und Chatterton und der Künstler Lawrence und Baily. - Die Gründung von B. wird von der Sage auf einen britischen König, Brennus, der Bau des Schlosses auf Alfred d. Gr. zurückgeführt; unter dem Namen Caer Bren (bei den Angelsachsen Brightstow) wird es bei Gildas zur Zeit der römischen Eroberung Britanniens als Stadt erwähnt. Am Ende des 11. Jahrh. hielt man daselbst schon bedeutende Sklavenmärkte. Im 12. Jahrh. erhielt B. größern Umfang und neue Befestigungen, unter andern ein festes Schloß, das in der Folge bisweilen zum Staatsgefängnis diente und unter Cromwell 1665 niedergerissen ward. Heinrich II. verlieh B., das damals bereits für eine der mächtigsten Städte Englands galt, an John of Morton, der den Bürgern 1190 einen Freiheitsbrief bewilligte; Heinrich III. gab es seinem Sohn Eduard, und unter Heinrich VIII. erhielt es Stadtrecht und wurde Bischofsitz. Seinen höchsten Aufschwung verdankt es der Schiffbarmachung des Avon (1727) und den 1804 begonnenen Docksanlagen. Vgl. Corry und Evans, History of B. (Bristol 1816, 2 Bde.).

2) Stadt im nordamerikan. Staat Connecticut, 30 km südwestlich von Hartford, hat Holzuhrenfabrikation und (1880) 5347 Einw. In der Nähe eine Kupfergrube. -

3) Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, Grafschaft Bucks, am Delaware, 30 km oberhalb Philadelphia, mit Mineralquellen und (1880) 5273 Einw. -

4) Stadt im nordamerikan. Staat Rhode-Island, auf einer in die Narragansetbai vorspringenden Halbinsel hoch gelegen, hat einen guten Hafen und (1880) 6028 Einw. Seiner reizenden Lage und erfrischenden Seeluft wegen wird es während der Sommerzeit viel besucht. In der Nähe der 95 m hohe Mount Hope, bekannt aus den blutigen Kämpfen des sogen. Königs Philipp, Häuptlings der Pequodindianer, mit den ersten Kolonisten gegen Ende des 17. Jahrh. Während des Freiheitskriegs wurde B. von den Briten bombardiert und ging größtenteils in Flammen auf.

Bristolbai, große Bucht des Beringsmeers an der Westküste von Alaska.

Bristoler Messing, s. Chrysorin.

Bristolkanal heißt die zwischen den Küsten von Südwales und Devon ins Land eindringende Bucht des Atlantischen Ozeans, mit der Carmarthen- und Swanseabai auf der Nord- und der Barnstaple- und Bridgewaterbai an der Südküste. In der Tiefe derselben mündet der Severn.

Bristolpapier (Isabeypapier), eine Art Karton zur Aquarellmalerei und zum Kreidezeichnen.