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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Britisch-Guayana - Brixen.

diejenigen von Harley und Cotton hervorzuheben. Jetzt beträgt der jährliche Zuwachs 30,000 Bände, und die noch vorhandenen Lücken sucht man so gut wie möglich auszufüllen. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen sind seit den Tagen Cooks und Vancouvers durch englische Reisende in allen Teilen der Welt bereichert worden. Die Altertümersammlung enthält die unschätzbaren Elgin Marbles vom Parthenon (1816 für 35,000 Pfd. Sterl. angekauft), Sir W. Hamiltons Vasensammlung, die Townley Marbles. Den Grund zur Sammlung orientalischer Altertümer bilden die 1801 von Abercromby aus Ägypten gebrachten Schätze (worunter der berühmte Stein von Rosette); sie sind in jüngster Zeit namentlich durch die von Layard, Rawlinson, Birch u. a. in Assyrien und Babylonien erworbenen Gegenstände bereichert worden. Vgl. Cowtan, Memories of the British Museum (Lond. 1871).

Britisch-Guayana, s. Guayana.

Britisch-Honduras, s. Belize.

Britisch-Indien, Gesamtname für die Besitzungen Englands in Ostindien.

Britisch-Kaffraria, Landstrich in der brit. Kapkolonie (s. Karte "Kapland etc."), an der Ostgrenze derselben, die Distrikte East London und King Williamstown mit südlichen Teilen von Queenstown umfassend, im NO. begrenzt von den Transkaidistrikten (Kaffraria) zwischen dem Zwarte Kai, dem Großen Kai und dem Kaiskamma. Das Land wurde wegen der wiederholten Einfälle und Kriege mit den Kaffern zuerst 1806, dann zum zweitenmal 1835 als Königin Adelaide-Provinz dem Kapland einverleibt und, nachdem es 1836 wiederum aufgegeben war, nochmals 1847 besetzt, bis es 1866 definitiv in Besitz genommen wurde. Zu seiner Sicherung wurden mehrere Forts erbaut und eine Anzahl Militärkolonien angelegt, wofür man mehrere Tausend Deutsche anwarb, deren Dienste aber nicht in Anspruch genommen wurden, und die hier eine Anzahl deutscher Niederlassungen (Berlin, Potsdam, Braunschweig, Stutterheim u. a.) gründeten. B. umfaßt 8970 qkm (162,9 QM.) und wurde 1858 von 104,700 Kaffern bewohnt, deren Zahl sich noch in demselben Jahr durch Hungersnot um 50,000 vermindert haben soll. Nach der Zählung von 1875 hatten East London und King Williamstown 122,154 Einw., davon waren 12,785 Weiße.

Britisch-Nordamerika (British North America), Gesamtname der britischen Besitzungen in Nordamerika, welche alles Land zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean einerseits und den Vereinigten Staaten und dem Eismeer anderseits umfassen, mit Ausnahme des Territoriums Alaska im NW., Grönlands im NO. und der kleinen, Frankreich gehörigen Inseln Miquelon, St.-Pierre und Langlade bei Neufundland. Die Grenze gegen die Vereinigten Staaten, aus einzelnen Punkten (im SO. und W.) lange Zeit ein Gegenstand des Streits zwischen beiden Nationen, ist schließlich durch den Grenztraktat vom 9. Aug. 1842 und durch den Oregonvertrag vom 15. Juni 1846 genau bestimmt worden. Eine Streitigkeit in betreff des Besitzes der San Juan-Inseln (s. d.) ist 1872 durch Schiedsspruch des deutschen Kaisers zu gunsten der Vereinigten Staaten entschieden worden. Das Areal dieses Gebiets schätzt man zu 9,145,000 qkm oder 166,090 QM. (wovon 110,670 qkm auf Neufundland kommen), die Bevölkerung auf (1883) 4,672,439 (wovon 179,509 in Neufundland). Politisch besteht dieses weite Gebiet aus der Dominion von Kanada und aus der Kolonie Neufundland. S. die "Staatenkarte von Nordamerika" beim Art. "Amerika".

Britomartis, eine Göttin der alten Kreter, ursprünglich wohl eine Naturgottheit der Jäger und Fischer, welche später mit der Artemis identifiziert ward; nach andern eine Nymphe, Tochter des Zeus und Begleiterin der Artemis, welche, von der Liebe des Minos verfolgt, ins Meer sprang und in Fischernetzen (daher auch ihr Name Diktynna, von dem griechischen diktyon, "Netz") gerettet ward (was vermutlich auf das Verschwinden des Mondes im Meer deutet). Der Mittelpunkt ihres Dienstes war Kydonia, von wo er sich nach Lakonien und Sparta, nach Ägina (hier wurde sie Aphäa genannt) und andern Inseln des Mittelmeers verbreitete.

Briton Ferry, Stadt in Glamorganshire, Wales, an der Mündung des Neath, hat (1881) 5998 Einw., Eisenwerke und Zinnblechfabrikation.

Britschka (poln. Bryczka), Art leichter Reisewagen, offene Kutsche.

Britton, John, engl. Architekt und Altertumsforscher, geb. 7. Juli 1771 zu Kington in Wiltshire, war in seiner Jugend eine Zeitlang Kellerbursche, dann Schreiber bei einem Advokaten, bildete sich aber durch Selbstunterricht und Reisen. Er starb 1. Jan. 1857 in London. Von seinen zahlreichen Werken nennen wir: "The architectural antiquities of Great Britain etc." (neue Ausg., Lond. 1842, 5 Bde.); "The fine arts of the English school" (1812, mit 24 Kupfern); "Illustrations of the public buildings of London" (1825-28, 2 Bde.); "Picturesque antiquities of the English cities etc." (1828-30, mit 60 Kupfern); "Dictionary of the architecture and archeology of the middle ages" (1838, mit Kupfern von Le Keux) und "The cathedral antiquities of England" (2. Ausg. 1835); "Early domestic architecture of England" (1845). Seine "Autobiography and miscellaneous works" erschienen 1849-50 in 6 Bänden.

Brive (spr. brihw, B. la Gaillarde), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Corrèze, an der Corrèze und an der Orléansbahn gelegen, mit 7 Kirchen (darunter die aus dem 12. Jahrh. stammende Kirche St.-Martin mit drei gleichhohen Schiffen) und (1881) 11,620 Einw., welche Mühlstein- und Schieferbrüche, Spinnerei, Senf- und Nußölfabrikation und Handel mit Trüffeln, Wein, Kastanien, Vieh, Geflügel etc. betreiben. B. ist das alte Briva Curretia, hat ein Handelsgericht, ein Collège und eine öffentliche Bibliothek und ist Geburtsort des berüchtigten Ministers Dubois, des Direktorialmitglieds Treilhard und des Marschalls Brune, dem eine Bronzestatue daselbst errichtet ward.

Brixellum (heute Brescello), festes Städtchen in Gallia cispadana, rechts am Padus (Po). Hier erwartete Kaiser Otho 69 den Ausgang der Schlacht bei Betriacum (heute Calvatone) und gab sich, von Vitellius besiegt, den Tod.

Brixen (ital. Bressanone), Stadt in Tirol, 558 m ü. M., am Zusammenfluß von Eisack und Rienz und an der Eisenbahn Innsbruck-Verona, von rebenbepflanzten Hügeln umgeben, hat eine im 18. Jahrh. im Renaissancestil umgebaute Kathedrale mit guten Gemälden und merkwürdigem Domschatz (dabei ein schöner Kreuzgang aus dem 14. Jahrh.), eine fürstbischöfliche Burg (1280 gegründet, im 16. Jahrh. erweitert) und (1880) 4842 Einw. B. ist Sitz eines Fürstbischofs und seines Domkapitels, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Finanzbezirksdirektion, hat ein Obergymnasium, eine fürstbischöfliche theologische Lehranstalt mit einem Priesterseminar und einem Privatgymnasium, eine