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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bronzealter - Bronzieren.

dustrie in Venedig, während Neapel und Rom moderne Antiken liefern. Durch die Stockungen der Pariser Bronzewarenindustrie während des Kriegs 1870/71 nahmen die belgischen Fabriken einen nicht unbedeutenden Aufschwung. Die neugegründete Compagnie des bronzes in Brüssel blühte schnell empor und wußte Paris erfolgreich Konkurrenz zu machen. Durch zu starke Anwendung maschineller Hilfsmittel, namentlich der Stanze, und die dadurch bedingte Verschlechterung der Arbeiten ist jedoch die belgische Industrie schnell wieder herabgekommen. Dagegen blüht der Guß der einfachen Messingwaren (dinanderies), welche vielfach in geeigneter Herrichtung als alte Arbeiten verkauft werden. In Rußland befindet sich die Bronzewarenfabrikation fast durchweg in den Händen von Franzosen; nur einige russische Häuser konkurrieren durch Arbeiten in russischem Stil, reich mit Email geschmückte Luxus- oder Kultusgeräte, aber auch durch figürliche Arbeiten (kleine Genrefiguren und -Gruppen), erfolgreich mit erstern. Glänzende Leistungen hat dagegen Nordamerika in Bronzewaren aufzuweisen. Die Werkstatt von Tiffany in New York übertrifft in Nachahmung japanischer Bronzen selbst die Franzosen. Vgl. "Rapports du jury internat. de l'exposition universelle de 1878"; Servant, Les bronzes d'art, etc. (Par. 1880).

Bronzealter, Bronzezeit, s. Metallzeit.

Bronzedruck, s. Buntdruck.

Bronzefarben, fein gepulverte Metalle und Metalllegierungen, werden aus Blattmetall dargestellt, indem man dasselbe mit einer Kratzbürste durch ein Eisendrahtsieb reibt und in einer Reibmaschine unter Zusatz von Öl weiter behandelt. Man benutzte zu B. ursprünglich nur die Schawine oder den Schabig, den Abfall von der Bereitung des Blattmetalles; bei dem gesteigerten Bedarf reicht dies Material aber nicht mehr aus, und man schlägt jetzt Metalle lediglich zum Zweck der Darstellung von B., zum Teil auch mit Hilfe von Maschinen. Die verschiedenen Nüancen der B. entstehen durch Erhitzen des Pulvers, wobei sich die bekannten Anlauffarben bilden. Das Metall der B. besteht für helle Nüancen aus 83 Kupfer und 17 Zink, für rote aus 94-90 Kupfer und 6-10 Zink. Man erzielt auf die angegebene Weise alle Farben bis auf Hellblau. Um diese Lücke auszufüllen, färbt man weiße Zinnbronze mit Anilinblau oder behandelt eine Bronzefarbe aus einer Legierung von 100 Teilen Zinn, 3 Teilen arsenfreiem Antimon und 0,166 Teilen Kupfer mit Schwefelwasserstoff, bis sie gelb geworden ist, wäscht gut aus und erhitzt sie ungefettet im Ölbad, bis sie blau geworden ist. Als Surrogate der B. hat man goldgelbes wolframsaures Wolframoxydnatron (Safranbronze), violettes wolframsaures Wolframoxydkali (Magentabronze), Musivgold, violettes Chromchlorid, kristallisiertes Jodblei, Derivate des Hämatoxylins, Anilinfarben, Murexid und grünes Hydrochinon empfohlen. Das sogen. Eisenschwarz ist durch Fällen mit Zink erhaltenes, sehr fein verteiltes Antimon und dient besonders zum Überziehen von Gipsfiguren. Die Surrogate der B. verdienen um so mehr Beachtung, als die echten gegen Schwefelwasserstoff, Säuren und die Einflüsse der Luft sehr empfindlich sind; dagegen wird die Verwendbarkeit mancher Surrogate, besonders der Wolframbronze, durch ihr geringes Deckvermögen, welches eine Folge des kristallinischen Zustandes ist, sehr beeinträchtigt. Man benutzt B. zum Überziehen (Bronzieren) von Gips-, Holz-, Metallgußwaren, in der Buch- und Steindruckerei, Wachstuch- und Tapetenfabrikation, in der Lackierkunst etc. Bronzefarbe wurde zuerst von Andreas Huber 1750 in Fürth dargestellt; Pickel und Courrier in Fürth lieferten 1781 ein goldähnliches Bronzepulver, aber noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte das Fabrikat so wenig Verwendung gefunden, daß 1 Pfd. für 1 Fl. verkauft wurde. Erst nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten gelungen war, B. in allen Nüancen bis auf Hellblau darzustellen, verbreitete sich die Fabrikation über Bayern, Westfalen, das Elsaß, Frankreich und England. Vgl. Brokat.

Bronzegrün, s. Chromgrün.

Bronzeguß, s. Gießerei und Bronze.

Bronzelacke, aus Farbhölzern bereitete, zum Bronzieren dienende Lackfarben (s. d.).

Bronzell, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Kassel, südlich bei Fulda, mit 240 Einw., bekannt geworden durch die sogen. Schlacht von B. Als 1850 bei dem kurhessischen Verfassungsstreit bayrische Exekutionstruppen in Hessen einrückten, schien Preußen diesen bewaffneten Widerstand entgegensetzen zu wollen und ließ Truppen unter General Gröben einrücken, welche Kassel besetzten und sich Fulda näherten. Die gegenseitigen Vortruppen stießen 8. Nov. bei B. aufeinander und wechselten einige Schüsse, wobei ein Trompeterpferd (der vielgenannte "Schimmel von B.") als einziges Opfer gefallen sein soll.

Bronzemännchen, s. Amadinen.

Bronzezeit, s. Metallzeit.

Bronzieren (franz. bronzer), Gegenständen aus Metall, Holz, Gips etc. das Ansehen von Bronze oder nichtmetallischen Gegenständen ein metallisches Ansehen geben, auch die blanke Oberfläche von Metallen mit einem dünnen, farbigen, verschönernden Überzug versehen, der das Anlaufen und Rosten verhindern soll. Sehr allgemein verwendet man hierzu die Bronzefarben (s. d.), welche man auf einen halb getrockneten, nur noch wenig klebenden Ölanstrich streut und mit einem weichen Leinwandbausch einreibt oder direkt mit Leinölfirnis anmacht und dann mit dem Pinsel gleich einer Farbe aufstreicht. Rohe Eisengüsse bürstet man mit nassen Kratzbürsten aus Messing- oder Kupferdraht und erzielt je nach der Farbe des Drahts, welche aus sehr verschiedenen Legierungen hergestellt werden kann, verschiedene Effekte. Taucht man das mit Säuren blank gebeizte Eisen in Kupfervitriollösung, so erhält es einen dünnen Kupferüberzug; auch kann man einen solchen und verschiedenfarbige Messingüberzüge auf galvanischem Weg erzeugen. Zinn und Zinnlegierungen überpinselt man leicht mit einer Lösung von 1 Teil Kupfervitriol und 1 Teil Eisenvitriol in 20 Teilen Wasser, sodann nach dem Trocknen mit einer Lösung von 1 Teil Grünspan in 4 Teilen Essig und macht sie nach abermaligem Trocknen durch Bearbeiten mit einer weichen Bürste, anfangs unter Zuhilfenahme von Blutsteinpulver, und Anhauchen glänzend. Zuletzt überzieht man sie leicht mit Goldfirnis. Neuen Bronzegußwaren gibt man einen matten bräunlichen Ton durch anhaltendes Bürsten mit einer Lösung von 4 Teilen Salmiak und 1 Teil Sauerkleesalz in 210 Teilen Essig. Man bürstet, bis die bearbeitete Stelle trocken ist, und wiederholt das Verfahren einigemal in einem recht warmen Zimmer. Man kann die Bronzen auch in einem Zimmer aufstellen, in welchem sich aus schwacher, in Schalen gegossener Schwefelleberlösung Schwefelwasserstoff entwickelt; es bildet sich dann eine zarte braune Schicht aus Schwefelkupfer. Legt man Kupfer kurze Zeit in sehr schwache Schwefelleberlösung und bürstet es nach dem Spülen, so wird es grauschwarz. Sehr gebräuchlich ist die Erzeugung eines braunen, sanft