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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bruchus; Brucin; Brucit; Bruck

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Bruchus - Bruck.

nen, bei welcher die Steine aus regelmäßigen vieleckigen Steinprismen, z. B. aus Basaltsäulen, bestehen.

Bruchus, Samenkäfer; Bruchidae (Samenkäfer), Familie aus der Ordnung der Käfer, s. Samenkäfer.

Brucin (Caniramin) C23H26O4 ^[C_{23}H_{26}O_{4}], ein das Strychnin begleitendes Alkaloid, bildet farblose Kristalle, verwittert etwas an der Luft, schmeckt sehr bitter, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol und Chloroform, schmilzt bei 100°, bildet meist kristallisierbare, sehr bitter schmeckende Salze und wird durch Salpetersäure scharlach bis blutrot gefärbt. Es gleicht in seiner Wirkung dem Strychnin, doch ist dieselbe 12-24mal schwächer als die des letztern; es wird selten medizinisch angewendet.

Brucit (Talkhydrat), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, kommt nur selten in rhomboedrischen Kristallen, gewöhnlich derb, schalig und stängelig vor, ist farblos, grünlich oder gräulichweiß, halbdurchsichtig oder durchscheinend, auf den sehr vollkommenen Spaltungsflächen mit Perlmutterglanz, Härte 2, spez. Gew. 2,3-2,4. B. ist Magnesiumhydroxyd H2MgO2 ^[H_{2}MgO_{2}], nimmt aber häufig Kohlensäure auf. Er kommt in kleinen Gängen gewöhnlich in Serpentin vor, so namentlich zu Hoboken in New Jersey, Lancaster und Texas in Pennsylvanien, Philipstad in Schweden, Insel Unst, Rußland, Tirol.

Bruck, 1) (B. an der Leitha) Stadt in Niederösterreich, am Leithafluß, welcher hier die Grenze gegen Ungarn bildet, und an der Eisenbahn von Wien über Raab nach Ofen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat alte Stadtmauern und Thore, ein gräflich Harrachsches Schloß, ein ehemaliges Augustinerkloster (jetzt Aufenthaltsort des Kaisers während der Lagerübungen) und (1880) 4236 Einw. Bei der Stadt befindet sich auf ungarischem Gebiet das große Barackenlager, welches jährlich in den Sommermonaten von der Wiener Garnison der Truppenübungen wegen bezogen wird. Der Ort ist sehr alt; schon im 3. Jahrh. n. Chr. wird seiner als einer oberpannonischen Station unter dem Namen Mutenum, später als Leythae Pons erwähnt. -

2) (B. an der Mur) Stadt in Obersteiermark, 484 m ü. M., am Zusammenfluß der Mürz mit der Mur und an der Südbahn (Wien-Triest), von welcher hier die Linie nach Leoben und weiterhin die Rudolfsbahn abzweigt, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Finanzbezirksdirektion, hat einen sehr großen Hauptplatz (mit schönem schmiedeeisernen Brunnen aus dem 17. Jahrh.), einen ehemaligen Herzogshof mit schönen Arkaden (aus dem 14. Jahrh.), eine altdeutsche Pfarrkirche mit schönem Hochaltarblatt, ein Theater, ein Krankenhaus und ein Bürgerspital, eine Fachschule für Holzindustrie, Sparkasse, mehrere Eisenwerke und Eisenwarenfabriken, Papierfabrik, Kunstmühle und (1880) 3795 Einw. Oberhalb B. erheben sich die Ruinen der alten, 1792 abgebrannten Herzogsburg Landskron. Nördlich von B. endigt das in seinem obern Teil außerordentlich malerische Tragößthal. -

3) (Fürstenfeldbruck) Flecken in Oberbayern, 514 m ü. M., an der Amper und der Eisenbahn von München nach Buchloe, Sitz eines Bezirksamts und Amtsgerichts, hat eine schöne Pfarrkirche und mit der Garnison (1 Bataillon des 1. Infanterieregiments) (1880) 3279 meist kath. Einwohner. Geburtsort der berühmten Erzgießer Stiglmayer und Miller. Dazu gehört das ehemalige Cistercienserkloster Fürstenfeld, das 1258 von Herzog Ludwig dem Strengen als Blutschuld für die Hinrichtung seiner Gemahlin Maria von Brabant erbaut, 1803 säkularisiert wurde und gegenwärtig als Invalidenhaus mit Fohlenhof dient. In der prächtigen Kirche, die 1718-41 neu aufgeführt wurde, ruhen Ludwig und mehrere andre Angehörige des Hauses Wittelsbach. In der Nähe ein erst neuerdings entdecktes Totenfeld aus heidnischer Vorzeit und der Klosterhof Buch (Puch) mit dem Kaiseranger, worauf eine Pyramide aus weißem Marmor (seit 1808) die Stelle bezeichnet, wo Ludwig der Bayer 11. Okt. 1347 verschied.

Bruck, Karl Ludwig, Freiherr von, österreich. Finanzminister, geb. 8. Okt. 1798 im Bergischen als Sohn bürgerlicher Eltern, machte in einem preußischen Ulanenregiment den Krieg von 1815 mit, durchreiste sodann England und Frankreich und ging 1821, um am Befreiungskampf Griechenlands teilzunehmen, nach Triest, wo er blieb und als Gründer und Direktor des Lloyd zu großem Ansehen gelangte. 1848 ward B. in die deutsche Nationalversammlung gewählt; auch ernannte ihn die österreichische Regierung zum Bevollmächtigten beim deutschen Reichsverweser. Nach der Wiener Oktoberrevolution von 1848 übernahm B. in dem Ministerium Schwarzenberg-Stadion das Portefeuille des Handels, der Gewerbe und öffentlichen Arbeiten, half die Verfassung vom 4. März 1849 zu stande bringen, verhandelte den Frieden mit Piemont und begann sein eignes Verwaltungsdepartement nach einem großartigen, im Oktober 1849 vom Kaiser bestätigten Plan zu organisieren. Er errichtete Handelskammern, reformierte das Konsulats- und Postwesen, stellte wichtige Telegraphenlinien her, unternahm bedeutende Weg- und Eisenbahnbauten sowie Flußregulierungen, ordnete die Ausarbeitung eines österreichischen See- und Handelsrechts an und suchte durch Wegschaffung hemmender Zollschranken der österreichischen Industrie neue Absatzwege anzubahnen. Auch betrieb er eine Handelseinigung zwischen Österreich und Deutschland. Im Dezember 1849 wurde er vom Kaiser in Anerkennung seiner Verdienste in den Freiherrenstand erhoben. Ende Mai 1851 nahm er seine Entlassung, ward aber 1853 mit den Unterhandlungen in Berlin betraut, welche zum Abschluß der Zollverträge Österreichs mit Preußen und dem Zollverein führten. Im Juni d. J. ging er als österreichischer Internunzius nach Konstantinopel, um das etwas gestörte gute Einvernehmen mit der Pforte wiederherzustellen, und schloß mit derselben die Konvention wegen Besetzung der Donaufürstentümer durch österreichische Truppen. Anfang 1855 wurde er von Konstantinopel abberufen, um in Wien das Portefeuille der Finanzen zu übernehmen. Da aber die durchgreifenden Reformen, welche er dringend verlangte, nicht eintraten und vollends der italienische Krieg von 1859 den Finanzen Österreichs einen empfindlichen Schlag beibrachte, so sank der Staatskredit, zugleich erschüttert durch eine von B. vollzogene Überschreitung des Nationalanlehens um 111 Mill. Gulden, so bedeutend, daß bei der durch B. ausgeschriebenen Lotterieanleihe von 200 nur 70 Mill. gezeichnet wurden. Heilung für die Finanznot suchte B. in politischen Reformen. Er überreichte dem Kaiser eine Denkschrift (nach seinem Tod veröffentlicht: "Die Ausgaben Österreichs", Leipz. 1860), in welcher er eine Repräsentativverfassung für die einzelnen Kronländer, Erweiterung des Reichsrats, Gleichberechtigung aller Bekenntnisse, Freiheit der Wissenschaft, der Presse, des Unterrichts, Schonung der verschiedenen Nationalitäten und engen Anschluß an Deutschland empfahl, aber dadurch den Unwillen einflußreicher Persönlichkeiten in dem Grad auf sich zog, daß man den Eynattenschen Unterschleifsprozeß gegen B. ausbeutete. Am 20. April 1860 als Zeuge