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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Buchsbaum - Buchstabentonschrift.

Buchsbaum (Buxbaum, Buxus L.), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, kleine Bäume und Sträucher mit gegenüberstehenden, ganzrandigen, lederartigen, immergrünen Blättern, zweihäusigen Blüten in den Blattwinkeln und schwarzen Samen in dreihornigen, dreifächerigen Kapseln; 18 Arten. B. sempervirens L. (echter B.), in Südeuropa, Nordafrika, im Orient bis zum Himalaja, vielleicht auch in China und Japan, ist ein 4-9 m hoher, sehr langsam wachsender Strauch mit vierkantigen, an zwei gegenüberstehenden Seiten behaarten Ästen und länglichen, kurzgestielten Blättern. Die strauch- oder baumartige Form des echten Buchsbaums (arborescens) wächst besonders im Orient, in Nordafrika, Südeuropa und in den Ländern am Schwarzen Meer und erreicht bedeutende Dimensionen, die zwergartige Form (suffruticosa) ist in unsern Gärten sehr verbreitet und dient namentlich zu Einfassungen. Der B. spielt als Zierpflanze, die den Schnitt sehr gut verträgt, besonders im Lenôtreschen Gartenstil eine große Rolle. Von großer Wichtigkeit ist das ungemein feste, schwere und schön gelbe Holz des Buchsbaums. In Spanien, Italien und Frankreich verarbeitet man die dünnern Stämmchen zu Drechsler- und geschnitzten Artikeln und zu musikalischen Instrumenten, während das orientalische Holz der stärkern Stämme, welches meist über Smyrna in den Handel kommt, das Material für den Holzschnitt liefert. Früher wurde es auch als Surrogat des Guajakholzes ebenso wie die Blätter medizinisch benutzt. Die Rinde enthält ein Alkaloid, das Bebeerin oder Buxin (s. d.). Das Buchsbaumholz war schon im Altertum als nordisches und abendländisches Ebenholz sehr geschätzt; es diente zu Werkzeugen, musikalischen Instrumenten, Schmuckkästchen, Götterbildern etc. Die spätern Römer benutzten den B. zu Einfassungen von Gängen und Beeten und schnitten die Sträucher zu mannigfachen Gestalten, Tierbildern und Buchstaben zu. B. balearica Willd., auf den Balearischen Inseln und im südlichen Spanien, ein sich pyramidenförmig bauender, bis 25 m hoher Strauch mit 4 cm langen Blättern, gedeiht bei uns nur im Kalthaus. B. microphylla Sieb. et Zucc. ersetzt die erstere Art in Japan und liefert ein ebenso wertvolles Holz.

Buchsbaum (Puchsbaum), Hans, einer von den Baumeistern des Stephansdoms zu Wien im 15. Jahrh., übernahm 1429 den Ausbau des Doms, vollendete 1432 den Turm an der Südseite und arbeitete auch an dem andern. 1451-52 erbaute er die Spinnerin am Kreuz genannte Denksäule am Wiener Berg. Er soll 1454 gestorben sein. Eine Sage läßt ihn als Lehrjungen durch seinen Meister Pilgram aus Neid vom Gerüst herabgestürzt werden. Pilgram war aber erst zu Anfang des 16. Jahrh., lange nach Buchsbaums Tod, als Baumeister am Dom beschäftigt.

Buchschulden, im kaufmännischen Leben diejenigen Verbindlichkeiten, welche nur durch die Einträge in die Bücher des Gläubigers und des Schuldners dargethan werden, im Gegensatz zu solchen Verbindlichkeiten, die in besondern Urkunden, Schuldscheinen, Wechseln u. dgl., verbrieft oder die hypothekarisch sichergestellt sind. Vgl. Buchhaltung, S. 566 f.

Büchse, s. Handfeuerwaffen.

Büchse (Buchse, Buxe), eine Hülse von Messing, Tombak, Weißmetall oder Holz, die man zwischen zwei sich ineinander drehende Maschinenteile bringt und gewöhnlich in demjenigen Maschinenteil (Lager), welcher den andern (Zapfen) umschließt, unbeweglich befestigt, so daß bei der Drehung die Innenfläche der B. sich gegen die Zapfenoberfläche reibt. Die oben genannten Materialien werden deshalb gewählt, weil sie weicher sind als das Zapfenmaterial (meist Eisen oder Stahl), folglich von der Abnutzung mehr leiden als die Zapfen, was deshalb von Vorteil ist, weil die Büchsen mit geringern Kosten zu erneuern sind als die Zapfen. Solche Büchsen befinden sich z. B. in den Naben der Wagenräder und sichern das Zapfenloch derselben vor einer zu schnellen Ausschleißung. Die Büchsen sind häufig zum bequemern Einbringen und Herausnehmen der Länge nach geteilt und heißen dann Lagerschalen. Bei den Mahlgängen z. B. bestehen die Büchsen aus zwei in dem Auge des Bodensteins angebrachten Hölzern, in welchen sich die eiserne Welle (Spindel) des Läufersteins dreht.

Büchsenmacher, Militärunterbeamte des deutschen Reichsheers, welche unter den Bedingungen eines Kontrakts alle an Waffen vorkommenden Reparaturen auszuführen haben. Es gibt Bataillons-B. bei den Fußtruppen, Regiments-B. bei der Kavallerie und Zeughaus-B. bei den Artilleriedepots.

Büchsenmeister, im 15.-17. Jahrh. die Geschütz- und Schießkünstler der Artillerie. Meist aus den bessern Bürgerklassen hervorgegangen, bildeten sie eine Zunft, in welcher Theorbe und Praxis der Artillerie gepflegt und gelehrt wurden; sie waren die Lehrmeister in der Bedienung der Geschütze und stellten ihren Schülern (oft hoher Abkunft) Lehrbriefe aus. Auch Geschützgießer und Schriftsteller finden sich unter ihnen. In Preußen gab es B. bis zu Friedrich I., dann traten Feuerwerksmeister an ihre Stelle; s. Artillerie, S. 885.

Buchsenmoos, s. Cladonia.

Büchsenschützen, früher die Träger der Handfeuerwaffen sowie die Bedienungsmannschaft der Geschütze, später die mit Büchsen bewaffneten Soldaten. Vgl. Jäger und Schützen.

Buchstaben, Zeichen für die einzelnen Laute einer Sprache. Der Name kommt wahrscheinlich davon her, daß in der ältesten Zeit die germanischen Völker vielfach auf Buchenholz schrieben (s. Buch); nach andern bedeutet er Buch- oder Schriftelemente. Buchstabenschrift, im Gegensatz zu der Bilderschrift der Ägypter und andrer Völker oder zu der Silbenschrift der semitischen Völker, nennt man unsre Schrift ebenso wie die lateinische, griechische etc., weil darin jeder einzelne Laut durch ein besonderes Zeichen ausgedrückt wird (s. Schrift und Lettern).

Buchstabenchiffern, s. Chifferschrift.

Buchstabenholz, s. Letternholz.

Buchstabenrätsel, s. Rätsel.

Buchstabenrechnung, derjenige Teil der allgemeinen Arithmetik, welcher das Rechnen mit allgemeinen Zahlen lehrt, im Gegensatz zu dem Rechnen mit speziellen, durch Ziffern ausgedrückten Zahlen. Der Name, welcher nicht das Wesen der Sache, sondern nur die äußere Form berücksichtigt, rührt daher, daß man seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. sich der (gewöhnlich kleinen lateinischen) Buchstaben zur allgemeinen Bezeichnung von Größen bedient. Anfänge davon zeigen sich schon bei Regiomontanus, dann bei Cardanus und Stifel, in größerm Umfang aber bei Vieta. Die Auseinandersetzung der Regeln der B. findet man in allen Lehrbüchern der allgemeinen Arithmetik.

Buchstabenreim, s. v. w. Allitteration.

Buchstabentonschrift, die Anwendung der Buchstaben zur Bezeichnung der Töne. Es scheint, daß die B. die älteste Art der Notenschrift ist, wenigstens finden wir sie bereits bei den Griechen (vgl. Griechische Musik). Die griechische B. hielt sich, zum mindesten in den Traktaten der Musiktheoretiker, bis ins