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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bundhaube; Bundle; Bündnis; Bundschuh; Bundsteg; Bungalow; Bunge; Bungeln; Bungener

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Bundhaube - Bungener.

welches sich aus den Bevollmächtigten (Bundestagsgesandten) der verbündeten deutschen Staatsregierungen in ständiger Vereinigung zusammensetzte. Den Vorsitz führte Österreich durch den Bundespräsidialgesandten (s. Deutscher Bund). In der Schweiz ist die B. diejenige Körperschaft, welche die oberste Bundesgewalt ausübt, indem sie sich aus dem Nationalrat und aus dem Ständerat zusammensetzt (s. Schweiz).

Bundhaube, eine den Kopf eng umschließend Haube, deren sich im 13. Jahrh. Männer und Frauen besonders auf Reisen und im Haus bedienten, und die auch, weil sie den Schädel ganz glatt umgab, unter der eisernen Kettenkapuze getragen wurde (s. Kalotte).

Bundle (spr. bönndl), engl. Garnmaß, s. Pack.

Bündnis, s. Bund.

Bundschuh, in der letzten Zeit des Mittelalters eine Art großer, bis über die Knöchel reichender Schuhe, die mit Riemen über dem Fuß festgebunden wurden und, im Gegensatz zum Stiefel des Ritters, vornehmlich die Fußbekleidung des Bauernstandes waren. Deshalb erhoben die Bauern bei den Unruhen, die dem großen Bauernkrieg vorausgingen, den B. zu ihrem Kriegs- und Wahrzeichen, worauf dieser Name auch auf die einzelnen Aufstände während des Bauernkriegs übertragen ward. Vgl. Bauernkrieg, S. 472.

Bundsteg, in der Buchdruckerei der weiße Raum bedruckter Bogen, welcher nach dem Zusammenlegen derselben zum Heften, resp. Einbinden dient.

Bungalow, s. v. w. Bangalo.

Bunge, 1) Alexander von, Botaniker und Reisender, geb. 24. Sept. 1803 zu Kiew, studierte seit 1821 in Dorpat Medizin und Botanik, promovierte 1825 und bereiste mit Ledebour 1826 das Altaigebirge und ging bis zu dem chinesischen Grenzposten Tsingistei. Er überstieg 1826 die Verektinskischen Alpen und befuhr den Telezkischen See. Von Barnaul und Smeinogorsk aus besuchte er 1828 die Gegend von Salair, das Cholsunsche Gebirge und 1829 die Quellen der Katunja. Über Bunges Forschungen berichtet das Prachtwerk "Karl Friedrich v. Ledebours Reise durch das Altaigebirge und die dsungarische Kirgisensteppe etc." (Berl. 1829-30). Auch an Ledebours "Flora altaica" (Berl. 1829-33, 4 Bde.) und dessen "Icones plantarum novarum vel imperfecte cognitarum, floram rossicam, imprimis altaicam illustrantes" (das. 1829-34, 5 Bde.) hatte B. bedeutenden Anteil. 1830 begleitete B. die nach China abgesandte neue geistliche Mission als Naturforscher und studierte die Flora der Steppe Gobi und die der Umgebungen Pekings. 1831 nach Rußland zurückgekehrt, publizierte er "Enumeratio plantarum, quas in China boreali collegit" (Petersb. 1831) und "Plantarum mougholico-chinensium decas I" (Kasan 1835). Im folgenden Jahr durchstrich er wieder den Altai, um die Flora des östlichen Teils dieses Gebirges einer neuen Untersuchung zu unterwerfen, und 1834 folgte er einem Ruf als Professor der Botanik nach Kasan, von wo aus er 1835 die Wolgasteppe bis in das astrachansche Gouvernement bereiste. 1836 ging er als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Dorpat. Im Dezember 1857 schloß er sich der wissenschaftlichen Expedition an, welche die Untersuchung Chorasans zum Zweck hatte. Er besuchte von Astrabad aus Schahrud, Nischapur, Meschhed und Herat und machte 1858 einen längern Ausflug an den Ostrand der großen Salzwüste nach Tebbes, trat Februar 1859 die Rückreise über Lasch durch die Salzwüste nach Chablis, Kerman, Ispahan, Teheran, Tebriz und Tiflis an und kant im August 1859 nach Dorpat zurück, wo er sich seitdem mit Bearbeitung der reichen botanischen Ausbeute jener Reise beschäftigte. Seit 1868 ist er emeritiert. Von Bunges wissenschaftlichen Arbeiten sind außer den genannten besonders noch folgende hervorzuheben: "Beiträge zur Kenntnis der Flora Rußlands und der Steppen Zentralasiens" (Petersb. 1851); "Lehmanni reliquiae botanicae" (das. 1848); "Tentamen generis Tamaricum species" (Dorpat 1852); "Anabasearum revisio" (Petersb. 1862); "Generis Astragali species gerontogaeae" (das. 1868-69, 2 Tle.) und "Labiatae persicae" (das. 1873).

2) Friedrich Georg von, namhafter Rechtshistoriker, Bruder des vorigen, geb. 13. März 1802 zu Kiew, studierte seit 1819 die Rechte in Dorpat, habilitierte sich 1823 daselbst als Privatdozent, ward 1831 außerordentlicher und bald darauf ordentlicher Professor. Seit 1842 Bürgermeister und Syndikus zu Reval, wurde er im September 1856 als Oberbeamter in die zweite Abteilung der Kanzlei des Kaisers nach St. Petersburg berufen. B. hat sich namentlich durch seine Arbeiten über die Provinzialrechte von Liv-, Esth- und Kurland große Verdienste erworben. Hierher gehören: "Darstellung der gegenwärtigen erfassung der Stadt Dorpat" (Riga 1827); "Beiträge zur Kunde der liv-, esth- und kurländischen Rechtsquellen" (das. 1832); "Das römische Recht in den deutschen Ostseeprovinzen Rußlands" (Dorpat 1833); "Forschungen auf dem Gebiet der liv-, esth- und kurländischen Rechtsgeschichte" (das. 1838). Besonders aber sind auszuzeichnen: "Das liv- und esthländische Privatrecht" (Dorpat 1838-39, 2 Tle.; 2. Aufl., Reval 1847-48); "Sammlung der Rechtsquellen Liv-, Esth- und Kurlands" (Dorpat 1842-1846, 1. Abt., 2 Bde.); "Einleitung in die liv-, esth- und Irländische Rechtsgeschichte" (Reval 1849); "Das kurländische Privatrecht" (Dorpat 1851). Mit Madai veröffentlichte er noch: "Theoretisch-praktische Erörterungen aus den in Liv-, Esth- und Kurland geltenden Rechten" (Dorpat 1839-43, 4 Bde.). Seine "Darstellung des heutigen russischen Handelsrechts" (Riga 1829) ist ebenfalls mit besonderer Rücksicht auf die deutschen Ostseeprovinzen bearbeitet. Er begründete 1836 die historisch-statistische Wochenschrift "Das Inland", gab seit 1842 das "Archiv für die Geschichte Liv-, Esth- und Kurlands" heraus und begann 1852 das "Liv-, esth- und kurländische Urkundenbuch", von welchem 1884 der 8. Band erschienen ist. Auch verdanken wir ihm mit R. v. Toll die "Esth- und livländische Brieflade" (Reval 1856-57, 2 Bde.). Seine neuesten Schriften sind: "Die Revaler Ratslinie" (Reval 1874); "Geschichte des Gerichtswesen und Gerichtsverfahrens in Liv-, Esth- und Kurland" (das. 1874); "Baltische Geschichtsstudien" (Leipz. 1875, 2 Lfgn.); "Das Herzogtum Esthland unter den Königen von Dänemark" (Gotha 1877); "Die Stadt Riga im 13. und 14. Jahrhundert" (Leipz. 1878); "Altlivlands Rechtsbücher" (das. 1879); "Liv-, esth- und kurländische Urkundenregesten" (das. 1881).

Bungeln, s. Aufgeien.

Bungener (spr. böngsch'nähr), Louis Felix, reformierter theolog. Schriftsteller, geb. 1814 zu Marseille aus einer deutschen Familie, widmete sich seit 1832 in Genf dem Studium der Theologie und ward 1843 Direktor des Gymnasiums daselbst, von welcher Stelle ihn 1848 die neue radikale Regierung entfernte. Er widmete sich nun der Schriftstellerei auf theologischem und historischem Gebiet. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch eine Reihe von Werken, die, in