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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bunte Peltschen; Bunter Mergel; Bunter Sandstein; Buntkupfererz; Buntpapier

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Bunte Peltschen - Buntpapier.

sich dieselben vermischen oder ineinander verlaufen. Dieser Art B. gerade entgegengesetzt ist der Irisdruck, bei welchem mit einer Walze zugleich mehrere Farben derart aufgetragen werden, daß dieselben nach dem Druck zwar selbständig nebeneinander erscheinen, an ihren Rändern aber, unter Erzeugung von Mischtönen, unmerklich ineinander übergehen und somit einen regenbogenartigen Effekt hervorbringen. Der Irisdruck wird verwandt zur Darstellung des Himmels bei landschaftlichen Illustrationen, zu Affichen, Fonds von Wertpapieren etc. Letzterm Zweck dient namentlich auch der Tondruck, in welchem der Untergrund dieser Papiere in einer matten und zarten Farbe teils von Holzstöcken und Celluloid, teils von Platten in Schriftmetall, Zink etc., mit oder ohne Schrift und Verzierungen, gedruckt wird; häufig sucht man durch Nachahmung der Farbe des chinesischen Papiers vermittelst Tondrucks auch Bildern größere Wärme und Weichheit zu verleihen. Der Gold-, Silber- oder Bronzedruck fällt auch in die Klasse des Buntdrucks; letzterer hat jetzt, wo billige Bronzen fast in allen Farben zu erlangen sind, namentlich beim Druck von Warenetiketten u. dgl. große Ausdehnung erlangt. Der Congrevedruck (s. d.) ist ein fast nur noch in England geübtes Verfahren zur Herstellung mehrfarbigen Druckes, bei welchem eine Metallplatte in so viele genau ineinander passende Teile zerlegt wird, wie der Druck Farben zeigen soll; diese Teile werden einzeln eingefärbt, vor dem Druck aber wieder zusammengefügt und dann mit einemmal zum Abdruck gebracht; er dient zur Herstellung von Fonds zu Wertpapieren, Warenetiketten etc. Man konstruiert auch für B. besonders geeignete Maschinen, sogen. Zwei- und Vielfarbendruckmaschinen (s. Schnellpresse). - 2) Lithographischer B. (Chromolithographie), s. Lithographie und Ölfarbendruck.

Bunte Peltschen, s. Coronilla.

Bunter Mergel (Marnes irisées), s. Triasformation.

Bunter Sandstein (Buntsandstein), das mittlere Glied der Triasformation (s. d.).

Buntkupfererz (oktaedrischer Kupferkies, Bornit, Erubescit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert tesseral; doch sind Kristalle in Drusen oder einzeln eingewachsen in Kalkspat (Berggießhübel) selten, meist kommt es derb und eingesprengt, auch in Platten, Knollen und angeflogen vor. Es läuft sehr schnell bunt an und zeigt nur auf der frischen Bruchfläche seine eigentümliche kupferrote, ins Tombakbraune ziehende Farbe, Härte 3, spez. Gew. 4,9-5,1, besteht aus Schwefelkupfer mit Schwefeleisen Cu3FeS3 ^[Cu_{3}FeS_{3}], enthält 55,6 Kupfer und 16,1 Eisen, doch kommen auch Varietäten mit 60-71 Proz. Kupfer vor, so daß das B. vielleicht als eine isomorphe Mischung der Sulfurete Cu2S ^[Cu_{2}S], CuS und FeS in wechselnden Verhältnissen zu betrachten ist. Das kupferreichste ist das im Kupferschiefer von Sangerhausen. Es ist ein weitverbreitetes, wenn auch gegen Kupferkies zurücktretendes, doch oft wichtiges Kupfererz. Es findet sich auf den Erzlagern im kristallinischen Gebirge Schwedens, Norwegens, auf den Kupferlagerstätten des Namaqualandes, auch kristallisiert auf den Kupfergängen im Granit von Cornwall, bei Freiberg, Schneeberg, Annaberg, Rudelstadt in Oberschlesien, im Kupferschiefer von Mansfeld, im Zechsteingebirge von Saalfeld und Kamsdorf, am Monte Catini bei Volterra in Toscana, im Porphyr Chiles. Überall erscheint es in Begleitung andrer geschwefelter Kupfererze.

Buntpapier, entweder in der Masse natürlich (durch farbige Hadern) oder künstlich gefärbtes oder weißes Papier, dem ein farbiger Überzug gegeben ist. Nach allgemeinem Sprachgebrauch versteht man unter B. nur die letzte Gattung: das auf einer oder beiden Seiten gefärbte, bedruckte, gepreßte etc. Papier. Die Herstellung geschieht entweder durch Handarbeit oder mittels Maschinen. Die Farben werden mit der Bürste (Schwamm, Pinsel) auf kleine Bogen aufgetragen oder die Bogen durch Auflegen auf eine Farbenmischung gefärbt; danach werden die Bogen auf dem Hängekreuz getrocknet und geglättet, resp. weiter verarbeitet (bedruckt, gepreßt, gefirnißt etc.). Man unterscheidet einfarbige oder schlichte Buntpapiere, die entweder auf einer oder auf beiden (Blumenpapiere) Seiten bedruckt sind, und mehrfarbige. Zu den einfarbigen Papieren gehören: Taft- (Glanz-), Atlas-, Gold- und Silber-, Perlmutter-, Samtpapiere, zu den mehrfarbigen: Iris- (mit ineinander laufenden Streifen), Marmor-, Granit-, Holz-, Kristallisationspapiere. Das Bedrucken der Buntpapiere geschieht vermittelst Modeln wie beim Kattundruck; das Muster ist in Holz geschnitten, feinere Linien oder sich wiederholende Figuren sind aus gebogenem Messingdraht eingesetzt. Bei mehrfarbigem Druck sind so viele Modeln wie Farben nötig; die Genauigkeit des Rapports wird durch Paßspitzen (auf den Modeln angebrachte Metallstifte, welche auf dem Bogen immer an gleicher Stelle leicht eingedrückt werden) reguliert. Das Pressen der Buntpapiere geschieht durch eine gravierte Messingwalze (Patrize) und eine Bleiplatte oder Papierwalze, auch wohl Matrize und Gegenmatrize auf warmem oder kaltem Weg.

Im 17. und 18. Jahrh. war das Verfahren zur Herstellung der Buntpapiere im großen und ganzen dasselbe wie heute; auch damals wurde es vielfach von Frauen betrieben. Nur die Buntpapiere vom Anfang des 17. Jahrh. scheinen zum Teil mit einzelnen Metallstempeln (wahrscheinlich Buchbinderstempeln) bedruckt zu sein. Um Stempel zu sparen, sind die Rankenmuster mit derselben sich wiederholenden Platte gedruckt, die eingestreuten Figuren, Tiere, Embleme etc., um möglichste Mannigfaltigkeit zu erzeugen, mit besondern Stempeln. Auch Schablonen scheint man verwendet zu haben. Die "türkischen" Papiere, eine besonders beliebte, zum Auskleben von Schränken, Schubladen etc. vielgebrauchte Art, wurden durch Auflegen der Papiere auf einen zähen Farbenbrei hergestellt; beim Abnehmen der Bogen zog sich die Farbe und bildete so geflammte Muster. Die Herstellung der Buntpapiere galt als eine freie Kunst; sie war nicht zünftig, jedermann konnte sie ausüben. Daher finden wir, daß namentlich die Kattundrucker, zum Teil mit den beim Kattundruck abgenutzten Holzmodeln, Buntpapiere anfertigten (Kattunpapiere), aber auch die Buchbinder, da die Herstellung nicht schwierig war, sich ihren Bedarf teilweise selbst hergestellt haben. Verbreitet war im 18. Jahrh. die Herstellung der Buntpapiere auf den Jahrmärkten durch Frauen, welche den ganzen Apparat zur Stelle brachten und unter lautem Geschrei farbige Papiere herstellten und verkauften. Die ältesten bedruckten Buntpapiere stammen aus dem Anfang des 17. Jahrh. Die Musterung besteht aus streng symmetrischem Rankenwerk, in welchem gelegentlich Figuren oder Embleme angebracht sind. Das Muster ist meist für den ganzen Bogen so komponiert, daß nur eine große Platte zum Druck erforderlich war. Daneben kommen die oben erwähnten Rankenmuster in Wiederholung mit besonders eingedickten Stempeln vor,