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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Burchardi; Burchiello; Burckhardt

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Burchardi - Burckhardt.

er teils in praktischem Dienste, teils als Hilfsarbeiter bei den Provinzialsteuerdirektionen in der Rheinprovinz und Schlesien thätig gewesen, ward er 1873 zum Regierungsrat in Danzig, 1876 zum Hilfsarbeiter im Reichskanzleramt und 1878 zum vortragenden Rat in demselben ernannt, war Mitglied der Tabaksenquetekommission und der Zolltarifkommission des Bundesrats und vertrat 1879 den neuen Zolltarif im Reichstag, worauf er zum Direktor des neuerrichteten Reichsschatzamtes befördert wurde. 1882 folgte er Scholz als Staatssekretär des Reichsschatzamtes, da er sich durch Sachkenntnis und Eifer für die neue Zollpolitik Bismarcks Gunst erworben hatte. Im Juli 1883 wurde er nebst seinem Bruder, Oberst B., Direktor der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule, in den Adelstand erhoben.

Burchardi, Georg Christian, Rechtsgelehrter, geb. 23. Okt. 1795 zu Ketting auf Alsen, studierte in Kiel und Berlin, wurde 1819 Privatdozent in Bonn und 1821 ordentlicher Professor daselbst. 1822 in gleicher Eigenschaft nach Kiel berufen, war er 1845-1867 Rat am dortigen Oberappellationsgericht. Er starb hochbetagt 16. Juli 1882 in Kiel. Die bedeutendsten seiner Schriften sind: "Entwurf eines Systems des römisch-justinianeischen Rechts" (Bonn 1819); "System des römischen Rechts" (das. 1823); "Bemerkungen über den Zensus der Römer" (Kiel 1824); "Die Lehre von der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand" (Götting. 1831); "Geschichte und Institutionen des römischen Rechts" (Kiel 1834); "Lehrbuch des römischen Rechts" (Stuttg. 1841-47; 2. Ausg. 1854, 5 Tle.); "Die Wissenschaft und Kunst der Rechtsfindung" (Kiel 1869).

Burchiello (spr. burkjello), origineller ital. Dichter, geboren gegen Ende des 14. Jahrh. zu oder bei Florenz, übernahm 1432 die Barbierbude seines Vaters daselbst, zog aber später nach Rom, wo er sein Gewerbe fortsetzte und 1448 starb. Er hieß eigentlich Domenico und erhielt den Namen B. von der ihm eigentümlichen leichten und leichtfertigen Art zu dichten (alla burchia, d. h. obenhin, nachlässig). Er war der berühmteste der poetischen Possenreißer seiner Zeit und seine Badestube, wo er seine Gedichte zum besten gab, der allgemeine Anziehungspunkt für Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte. Ein guter Teil des Spaßes in seinen Gedichten besteht allerdings nur in der Ausdrucksweise, die aus gesuchten Provinzialismen oder eigens gebildeten Wörtern und Redensarten bunt zusammengeflickt und daher heutzutage kaum mehr verständlich ist, oder in ganz persönlichen Anspielungen, deren Bedeutung nicht minder rätselhaft ist. Die neueste und beste Ausgabe seiner zuerst ohne Jahr (1472) und seitdem oft gedruckten Gedichte ist die von London (Lucca) 1757. Einen Kommentar zu denselben versuchte Franc. Doni (Vened. 1553). Vgl. E. Mazzi, Il Burchiello; saggio di studi sulla sua vita e sulle sue poesie (Bologna 1878).

Burckhardt, 1) Johann Karl, Astronom, geb. 30. April 1773 zu Leipzig, studierte daselbst neuere Sprachen, Mathematik und Astronomie, ward durch seine lateinische Abhandlung über die kombinatorisch-analytische Methode (Leipz. 1795) an Zach in Gotha empfohlen, unter dessen Leitung er die Astronomie praktisch studierte. 1797 ging er zu Lalande in Paris, berechnete hier die Kometenbahnen, arbeitete dann mit Lefrançois-Lalande auf der Sternwarte der École militaire, übersetzte Laplaces "Mécanique céleste" (Berl. 1800-1802, 2 Bde.), ward Hilfsastronom beim Längenbüreau und 1799 als Franzose naturalisiert. 1807 wurde er Astronom auf der Sternwarte der École militaire und starb 22. Juni 1825. Seine 1812 herausgegebenen "Mondtafeln" waren bis zu Hansens gleichlautenden Tafeln die besten, auch gab er Hilfstafeln für astronomische Rechnungen heraus (1814 und 1816). Seine vom Institut gekrönte Arbeit über die Kometen von 1770 erschien in den "Mémoires" von 1806.

2) Johann Ludwig, berühmter Reisender, geb. 24. Nov. 1784 zu Lausanne, stammte aus einer Patrizierfamilie in Basel, besuchte das Gymnasium zu Neuchâtel und studierte seit 1800 in Leipzig, seit 1804 in Göttingen und seit 1806 in London mit Eifer die arabische Sprache und Naturwissenschaften, um im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft zu London nach Afrika zu gehen. Am 14. Febr. 1809 schiffte er sich nach Malta ein, wo er orientalische Kleidung annahm und unter dem Namen Scheich Jorahim mit Depeschen der Ostindischen Kompanie nach Aleppo reiste. Während eines dritthalbjährigen Aufenthalts in Syrien, teils zu Aleppo, teils zu Damaskus, studierte er Sprache, Geschichte und Geographie der Araber und den Islam, bereiste 1810-12 den Libanon und den Hauran (das alte Auranitis) südöstlich von Damaskus, wo er viele Ruinen und besonders griechische Inschriften aus Trajans und Mark Aurels Zeiten entdeckte. Speziell erforschte er dann die Dekapolis, das Ostjordanland, und gelangte 4. Sept. 1812 nach Kairo. Mit Empfehlungen Mehemed Alis reiste er im Februar 1813 von Syene nach Nubien, wandte sich von Sejendi mit einer andern Karawane auf einem von Europäern bisher unbesuchten Weg über Berber nach Suakin am Roten Meer, wo er 26. Juli 1814 ankam, und setzte von da nach Dschidda über. Auf Grund einer Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als Moslem anerkannt, reiste er sodann nach Mekka, blieb daselbst vier Monate und schloß sich im November einem Zug von 80,000 Pilgern nach dem Berg Arafat an, worauf er den im Orient hochgeachteten Titel "Hadschi" (Pilger) führen durfte. Im Januar 1815 besuchte er Medina und kehrte über Suez nach Kairo zurück. Seine letzte Wanderung trat er im Sommer 1816, während die Pest in Kairo wütete, durch die Halbinsel des Sinai an. Nach Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angekommen war, mit welcher er weiter reisen wollte, 17. Okt. 1817. Seine Reiseberichte, schlicht und ungeschmückt gegeben, zeichnen sich durch Treue, Genauigkeit und tiefste Gründlichkeit aus. Seine Tagebücher sind im Besitz der Londoner Geographischen Gesellschaft; es erschienen daraus durch Leake, den Sekretär der Gesellschaft: "Travels in Nubia" (Lond. 1819, 2. Aufl. 1822; deutsch, Weim. 1823); "Travels in Syria and the Holy Land" (Lond. 1822; deutsch, Weim. 1823-24, 2 Bde.); "Travels in Arabia" (Lond. 1829; deutsch, Weim. 1830); ferner: "Notes on the Bedouins and Wahabys" (Lond. 1830; deutsch, Weim. 1831); "Arabic proverbs" (Lond. 1831; deutsch, Weim. 1834). Vgl. "Beiträge zu Burckhardts Leben und Charakter" (Basel 1828).

3) Heinrich, Forstmann, geb. 26. Febr. 1811 zu Adelebsen am Solling, besuchte nach dem Bestehen der praktischen Forstlehre die Universität Göttingen 1833-34 und trat 1835 in den hannöverschen Staatsforstdienst als Unterförster ein. 1844 wurde B. an die Forstschule in Münden als Lehrer berufen, und von 1849 bis 1866 fungierte er als Forstdirektor und Generalsekretär in Forstsachen bei der obersten