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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bürkel; Burkersdorf; Burkhardtsdorf; Bürklein; Bürkner; Burleigh

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Bürkel - Burleigh.

chen Aufgabe durchaus nicht gewachsen war. Begleitet von dem Arzt Wills, dem Deutschen Becker als Botaniker und zwölf andern Weißen nebst drei Indern zur Führung von 24 Reit- und Lastkamelen, in jeder Beziehung vortrefflich ausgerüstet, verließ B. 20. Aug. 1860 Melbourne. Zu Menindie am Darling bildete er ein erstes Depot, ein zweites am Cooper; er selbst brach mit Wills und zwei andern Begleitern 16. Dez. 1860 nach N. auf, gelangte 20. Jan. 1861 an die sumpfigen Ufer des Carpentariagolfs und kehrte unter großen Entbehrungen, wodurch er einen seiner Leute verlor, zum Cooper zurück, den er 21. April erreichte, aber verlassen fand. Nur einige Lebensmittel waren in einer Grube zurückgelassen. B. versuchte vergebens zu den südlich gelegenen Ansiedelungen durchzudringen und kehrte deshalb zum Cooper zurück, wo zuerst Wills, dann er selbst den Hungertod starben, während der überlebende King bei einem Haufen Eingeborner Aufnahme fand, die ihn am Leben erhielten, bis er 15. Sept. durch eine von Melbourne unter Howitt ausgesandte Expedition erlöst und nach Melbourne gebracht wurde. Die leider nicht vollständig aufgefundenen Überbleibsel von B. und Wills wurden zuerst am Cooper bestattet, später aber nach Melbourne übergeführt, wo man beiden ein Standbild errichtete. Vgl. Wills, Narrative of a successful exploration through the interior of Australia from Melbourne to the gulf of Carpentaria (Lond. 1863).

Bürkel, Heinrich, Genre- und Landschaftsmaler, geb. 29. Mai 1802 zu Pirmasens, war für den Kaufmannsstand bestimmt, verließ aber denselben und arbeitete fünf Jahre bei einem Friedensrichter als Schreiber. 1821 begab er sich nach München, wo er sich durch Studien nach niederländischen Genrebildern und nach der Natur zum Maler ausbildete. Auch in Italien, wohin er 1823 gegangen war, wurde er nur von der realistischen Seite des Lebens angezogen, wußte jedoch seinen Genrebildern durch ihre charakteristische Wahrheit, oft mit humoristischer Zugabe, großen Reiz zu verleihen. Die Zahl seiner Gemälde ist so groß, daß sich kaum eine namhafte Sammlung finden dürfte, in welcher er nicht vertreten wäre. Zunächst waren es Gebirgsszenen aus dem bayrischen und Tiroler Alpenland, welchen er als einer der frühsten Genremaler dieser Art bleibende Geltung zu verschaffen wußte. Seine Dorf- und Wirtshausszenen in ihrer an die großen Niederländer erinnernden Derbheit übertrugen die Richtung jener Meister in die moderne Kunst. Auch Fuhr- und Ackersleute in Verlegenheit waren ihm liebe Stoffe. Seine Studienreisen in den Alpen wie der Verkehr mit Wagenbauer und Dillis führten ihn auch zur selbständigen Landschaft. In Italien war es besonders die Umgebung von Rom, welcher er seine Schöpfungen entnahm, vorzugsweise Szenen des Volkslebens in seiner alltäglichsten Erscheinung. 1832 kehrte B. nach München zurück, wo er bis zu seinem 10. Juni 1869 erfolgten Tode thätig war.

Burkersdorf, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Schweidnitz, mit 390 Einw. Hier erstürmte Friedrich d. Gr. 21. Juli 1762 das verschanzte Lager der Österreicher unter Daun, worauf die Eroberung von Schweidnitz folgte.

Burkhardtsdorf, Marktflecken im sächs. Regierungsbezirk Zwickau, Amtshauptmannschaft Chemnitz, an der Zwönitz u. der Eisenbahn Chemnitz-Aue-Adorf, mit Fabrikation von Strumpfwaren und (1880) 3736 Einw.

Bürklein, Friedrich, Architekt, geb. 30. März 1813 zu Burk in Franken, bezog nach vollendeten humanistischen Studien die Münchener Akademie und ward hier bald seinem Lehrer Gärtner der brauchbarste Gehilfe, welchem er auch in privater wie monumentaler Bauthätigkeit nachfolgte. Sein hervorragendstes eignes Werk ist der 1847-49 erbaute Münchener Bahnhof, in welchem er den nach vielen Seiten hin geglückten Versuch machte, den romanischen Stil den modernen Verhältnissen und Bedürfnissen durch größere Leichtigkeit und Feinheit anzupassen. Das Werk empfahl ihn dem König Max II. von Bayern, welcher daraus die Fähigkeit des Baukünstlers zu ersehen wähnte, den mittelalterlichen gotischen Motiven durch eine andre Art von Renaissance einen neuen Baustil zu entlocken, ein Gedanke, welcher zu den Lieblingsideen jenes Monarchen gehörte. Was Bürkleins hierauf gerichtete Thätigkeit hervorgebracht, davon gibt die von König Max angelegte Maximilianstraße Zeugnis. Die Aufopferung, mit welcher sich B. den Wünschen seines königlichen Bauherrn hingegeben, und dann seine Thätigkeit als Generalbaudirektor des Staats, als welcher er eine Menge Eisenbahnbauten geleitet, untergruben neben den mannigfachen Kränkungen, die er erleiden mußte, seine Gesundheit. Er starb 4. Dez. 1872 in Werneck.

Bürkner, Hugo, Formschneider und Radierer, geb. 1818 zu Dessau, widmete sich seit 1837 in Düsseldorf unter Sohns Leitung zwei Jahre der Malerei, bildete sich aber dabei autodidaktisch im Holzschnitt weiter und lieferte treffliche Illustrationen zum Nibelungenlied nach Bendemanns und Hübners Zeichnungen. Nachdem er sich in der neuern Technik bei Unzelmann in Berlin vervollkommt hatte, wurde er als Lehrer der Holzschneidekunst an die Akademie zu Dresden berufen. Aus der von ihm hier errichteten xylographischen Anstalt ging ein großer Teil der Illustrationen zu Hebels Gedichten, zu den Volks- und Studentenliedern, zu einigen Jahrgängen der "Spinnstube", zu der Cottaschen und Schnorrschen "Bilderbibel", zu Richters und Pletsch' Werken, 17 lebensgroße Bildnisse brandenburgisch-preußischer Regenten, 200 Bildnisse deutscher Männer u. a. hervor. Er suchte dem Holzschnitt seinen eigentümlichen breiten, kräftigen Charakter in der Art Dürers zu erhalten. Das von ihm herausgegebene Alte Testament Hans Holbeins in 50 Holzschnitten (Leipz. 1850) und Rethels Hannibalzug zeigen sein tiefes Eindringen in den Geist der alten Formschneidekunst. Auch als Radierer war er vielfach thätig. So erschienen von ihm außer vielen Einzelblättern die Radierungen: "Der Fries im Thronsaal des königlichen Schlosses in Dresden", von E. Bendemann (Leipz. 1852); "Die Wandgemälde im Ball- und Konzertsaal", nach demselben (das. 1859, mit Text von J. G. ^[Johann Gustav] Droysen); "Die Dresdener Gemäldegalerie" in kleinen Dimensionen (das. 1859); eine Anzahl Charakterköpfe in G. Fritsch' "Drei Jahre in Südafrika" (Bresl. 1868) und "Bilder aus dem Familienleben", 14 Radierungen (Leipz. 1874).

Burleigh (spr. börrli), William Cecil, Lord, engl. Staatsmann, geb. 13. Sept. 1520 zu Bourne in Lincolnshire, studierte zu Cambridge und London und erregte zuerst bei einer Disputation über Glaubenslehren die öffentliche Aufmerksamkeit. Heinrich VIII. eröffnete ihm daher die politische Laufbahn. Durch den Herzog von Somerset, den Protektor König Eduards VI., ward er 1548 zum Staatssekretär erhoben, mit demselben (6. Okt. 1549) gestürzt und in dem Tower eingekerkert, aber schon nach drei Monaten freigelassen und in sein Amt wieder eingesetzt. Nach dem Tod Eduards VI. und der Thronbesteigung