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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Büsch - Büsching.

6) Klemens August, Unterstaatssekretär im auswärtigen Amt, geb. 20. Mai 1834 zu Köln, studierte in Bonn und Berlin neben den Staats- und Rechtswissenschaften orientalische Sprachen, bildete sich seit 1861 als Attaché der preußischen Gesandtschaft in Konstantinopel zum Dragoman aus, ward zuletzt erster Dragoman derselben, 1872 als Legationsrat und Konsul der deutschen Botschaft in Petersburg beigegeben und 1874 zum vortragenden Rat im auswärtigen Amte des Deutschen Reichs ernannt. Nachdem er 1877 kurze Zeit Geschäftsträger in Konstantinopel gewesen, 1878 als Sekretär am Berliner Kongreß teilgenommen und 1879 einige Monate das deutsche Generalkonsulat in Pest verwaltet hatte, ward er 1881 zum Wirklichen Geheimen Legationsrat und Unterstaatssekretär des auswärtigen Amtes befördert. Nachdem er in dieser Stellung und als Vertreter des Staatssekretärs bei verschiedenen Anlässen, wie bei der Congokonferenz, dem Reiche große Dienste geleistet, ward er 1885 zum Gesandten in Bukarest ernannt.

Büsch, Johann Georg, Publizist und Handelsschriftsteller, geb. 3. Jan. 1728 zu Altenweding im Lüneburgischen, kam frühzeitig nach Hamburg, studierte seit 1748 in Göttingen und ward 1756 Professor der Mathematik am Gymnasium zu Hamburg, wo er zugleich der von ihm 1767 gegründeten Handelsakademie vorstand und 5. Aug. 1800 starb. B. machte sich besonders durch die von ihm ins Leben gerufenen gemeinnützigen Anstalten und großartigen Verbesserungen (besonders in Bezug auf das Armenwesen, Hypotheken-, Kredit- und Versicherungswesen etc.) um die Stadt Hamburg sehr verdient, die ihm deshalb ein Denkmal errichtete. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Abhandlungen von dem wahren Grunde des Wechselrechts" (Hamb. 1770); "Encyklopädie der historischen, philosophischen und mathemamischen Wissenschaften" (2. Aufl., das. 1795, 2 Bde.); "Schriften über Staatswirtschaft und Handlung" (das. 1800, 3 Bde.); "Handlungsbibliothek" (mit Ebeling, das. 1784-97, 3 Bde.); "Lehrbuch der gesamten Handelswissenschaft" (Altona 1796-98, 3 Bde.); "Vom Geldumlauf" (2. Aufl., das. 1800, 2 Bde.); "Du droit des gens maritime considéré comme l'objet d'un traité de commerce à annexer à celui de pacification entre la France et l'Allemagne" (Par. 1796; deutsch: "Das Völkerseerecht", Hamb. 1801) u. a. Gesammelt erschienen seine "Sämtlichen Schriften über Banken und Münzwesen" (neue Ausg., Hamb. 1824), "Sämtlichen Schriften" (Zwickau 1813-16, 16 Bde.), "Sämtlichen Schriften über Handlung" (Hamb. 1824-27, 8 Bde.).

Büschel (Fasciculus), achselständiger cymöser Blütenstand mit verkürzter Hauptachse; vgl. Blütenstand, S. 80.

Büschelkiemer (Lophobranchii), Unterordnung der Knochenfische, aus der Ordnung der Physoklisten, absonderlich gestaltete Tiere mit gepanzerter Haut, röhrenförmig verlängerter Schnauze, oft flossenlosem Schwanz, büschelförmigen Kiemen und sehr enger Kiemenspalte. Der gewöhnlich langgestreckte Körper ist mit dünnen Knochenschildern gepanzert; die Brustflossen sind meist klein, die Bauchflossen fehlen; bei einigen dient die Rückenflosse, wie eine Schiffsschraube hin- und hergeschlagen, zur Fortbewegung. Die B. leben im Meer zwischen Tang. Merkwürdig ist bei einigen die Brutpflege der Jungen. Die Eier werden, sobald sie vom Weibchen abgelegt sind, vom Männchen entweder reihenweise auf seinem eignen Körper befestigt, oder in eine besondere Tasche am Bauche gebracht und so lange umhergetragen, bis die Jungen ausschlüpfen. Hierher gehören das Seepferdchen (Hippocampus, s. d.), Drachenpferdchen (Pegasus), die Seenadel (Syngnathus) u. a.

Büschelkrankheit (Hörner, Sträußchen), Krankheit der Arbeitsbienen, bei welcher dieselben auf dem Kopf ein elastisches Hörnchen, Sträußchen oder Büschelchen tragen. Diese Büschel, welche mitunter in Äste ausgehen, hielt man früher für Auswüchse aus dem Kopf; es sind aber die Klebfäden, welche die Pollenmasse der Orchideen tragen. Wenn die Biene in den Blumen dieser Pflanzen nach Honig sucht, so kleben die Klebfäden auf dem Kopf so fest an, daß man einige Gewalt anwenden muß, um sie loszureißen. Sind die Fäden vertrocknet, so fallen sie von selbst ab, ohne einen nachteiligen Einfluß ausgeübt zu haben. Die gelbe Masse, welche die Bienen im Sommer auf dem Rücken tragen, besteht aus dem Blumenstaub der Kürbisse und Gurken.

Büschelkraut, s. Desmodium.

Büschelpflanzen, s. Pflanzung.

Büschelschwamm, s. Agaricus V.

Buschelster, s. Würger.

Buschfalk, s. Würger.

Buschholzbetrieb, s. Ausschlagwald.

Buschhornwespe, s. Blattwespen.

Buschhuhn, s. Wallnister.

Buschieren, mit dem Vorstehhund im Holz Hasen, Kaninchen, Hühner oder Schnepfen aufsuchen.

Büsching, 1) Anton Friedrich, bahnbrechender Geograph, geb. 27. Sept. 1724 zu Stadthagen im Schaumburg-Lippeschen, besuchte die lateinische Schule des Waisenhauses in Halle und studierte dann daselbst Theologie. Nachdem er 1743 die Magisterwürde erlangt hatte, begann er Vorlesungen über alttestamentliche Exegese, nahm aber 1748 eine Hauslehrerstelle bei dem Sohn des dänischen Geheimrats v. Lynar an, mit welchem er 1749 nach Petersburg reiste. 1750 nach Itzehoe zurückgekehrt, begann er hier seine große Erdbeschreibung, die er, seit 1752 in Kopenhagen, 1754 vollendete. Noch in demselben Jahr als außerordentlicher Professor der Philosophie und Adjunkt der theologischen Fakultät nach Göttingen berufen, heiratete er hier 1755 Christiane Dilthey, eine kaiserliche gekrönte Dichterin und Ehrenmitglied der Göttinger gelehrten Gesellschaft, und wurde 1759 zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt, folgte aber 1761 einem Ruf nach Petersburg als Pfarrer der dortigen lutherischen Gemeinde. Nachdem er 1765 infolge von Mißhelligkeiten seine Entlassung genommen und sich zunächst in Altona niedergelassen hatte, wurde er 1766 als Direktor des Gymnasiums am Grauen Kloster und Oberkonsistorialrat nach Berlin berufen, wo er 22. Mai 1793 starb. Unter seinen zahlreichen Schriften theologischen, pädagogischen, historisch-geographischen und biographischen Inhalts steht die "Neue Erdbeschreibung" (Hamb. 1754-92 u. öfter, 11 Tle., wovon die 10 ersten Europa behandeln, der 11. Teil: Asien, von B. unvollendet blieb) als grundlegende Versuch einer wissenschaftlichen Behandlung der Geographie obenan. Die Vorzüge des umfangreichen, aus Quellenstudien hervorgegangenen Werkes beruhen auf den politisch-statistischen Darstellungen, die mit lebensfrischer Einzelschilderung und beständiger Beziehung zur Geschichte ausgeführt sind, während alles, was ins Gebiet der physischen Geographie einschlägt, sehr mangelhaft erscheint. Fortgesetzt wurde die "Erdkunde" von Sprengel und Wahl (11. Teil, Abt. 2-4, Hamb. 1802-1807), von Hartmann (12. Teil, Abt. 1, Afrika betreffend, das. 1799) und von Ebeling (13. Teil, Ame-^[folgende Seite]