Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Buxtehude; Buxton; Buxtorf; Buys-Ballot

701

Buxtehude - Buys-Ballot.

leichter in Alkohol und Äther, schmilzt bei 148° und gibt mit Säuren kristallisierbare Salze. Man hat es als Ersatzmittel des Chinins bei intermittierenden Fiebern empfohlen.

Buxtehude, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stade, Kreis Jork, an der schiffbaren Este, ca. 10 km von deren Einfluß in die Elbe, und an der Eisenbahn von Harburg nach Kuxhaven, hat eine gotische Kirche aus dem 12. Jahrh. mit weithin sichtbarem Turm, ein schönes Rathaus, bedeutende Papierfabrikation, sodann Fabriken für Leder, Zement, Pappe, Farben, Öl, Ölfirnis, Lichte und Leim, Meerrettichbau, Schifffahrt, Dampfschiffahrt nach Hamburg, bedeutende Ausfuhr von Landesprodukten, starke Viehzucht in der Umgegend und (1880) 3529 meist evang. Einwohner. Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts und einer Handelskammer, besitzt ein Realprogymnasium und eine technische Lehranstalt. B. soll schon um 882 erbaut sein, wurde 1246 wiederhergestellt und erhielt Stadtrecht, trat dann der Hansa bei und nahm 1552 die Reformation an.

Buxtehude, Dietrich, Organist, geboren um 1635 zu Helsingör, Schüler seines dort ebenfalls als Organist wirkenden Vaters, wurde 1669 Organist an der Marienkirche in Lübeck und starb 9. Mai 1707 daselbst, nachdem er durch Lehre und Beispiel einen außerordentlich fördernden Einfluß auf die Orgelkunst seiner Zeit sowie auf die Musik im allgemeinen ausgeübt hatte. Bekannt ist, wie selbst Seb. Bach schon als gereifter Künstler eine Reise nach Lübeck unternahm, um mit B. in persönlichen Verkehr zu treten. In neuerer Zeit, namentlich seit man wieder begonnen hat, sich mit Bach zu beschäftigen, sind auch Buxtehudes Werke dem Staub der Bibliotheken entzogen und dem Publikum in neuen Ausgaben zugänglich gemacht, zuerst durch Commer (in "Musica sacra", Bd. 1) und durch Spitta, der die noch vorhandenen Orgelkompositionen des Meisters in 2 Bänden (Leipz. 1876-78) veröffentlichte. Derselbe macht in seiner Bach-Biographie (Bd. 1) ausführliche biographische Mitteilungen auch über B.

Buxton (spr. böckst'n), beliebter Badeort in Derbyshire (England), an der Quelle des Wye, 335 m ü. M., mit Schwefelthermen (ähnlich denen Wildbads), kalten Stahlquellen und (1881) 6021 Einw. Die Umgegend bietet den zahlreichen Badegästen und Touristen die mannigfaltigsten Naturschönheiten.

Buxton (spr. böckst'n), Sir Thomas Fowell, Gegner der Negersklaverei, geb. 1. April 1786 zu Earl's-Colne in Essex, studierte zu Dublin und trat später als Associé in ein Londoner Brauereigeschäft. Durch seine Schwägerin, die berühmte Elisabeth Fry (s. d.), auf das Los der Armen hingewiesen, gründete er für die Seidenweber von Spitalfields einen Hilfsverein und veranlaßte durch seine Schrift "Enquiry, whether crime and misery are produced or prevented by our present system of prison discipline" (Lond. 1818) die Bildung der Gesellschaft für Verbesserung der Gefängniszucht und die großartigen Reformen im Gefängniswesen. 1818 ins Parlament gewählt, ward er Wilberforces Nachfolger in der Agitation für die Freilassung der Neger, erwirkte 1823 den Beschluß, daß die Sklaverei möglichst bald abzuschaffen sei, und setzte endlich die definitive Befreiung der Neger durch. 1837 schied B., da er nicht wieder gewählt ward, aus dem Parlament, blieb aber der Sache der Neger getreu, obwohl er in seiner Schrift "The African slave trade and its remedy" (Lond. 1840; deutsch von Julius, Leipz. 1841) die Unmöglichkeit, dem Sklavenhandel durch Aufsicht zur See zu steuern, einräumen mußte. Dagegen suchte er sein Ziel durch den Vorschlag zu erreichen, Afrika zu zivilisieren. Eine zu diesem Zweck gegründete Zeitschrift: "The African Coloniser", entwickelte den Plan, und es bildete sich eine Negerexpedition, die jedoch gänzlich fehlschlug. 1840 zum Baronet ernannt, starb B. 19. Febr. 1845 zu Northrepps in Norfolk. Vgl. "Memoirs and correspondence of Sir Thomas Fowell B." (neue Ausg., Lond. 1872; deutsch, Berl. 1853).

Buxtorf, 1) Johann, einer der Begründer der hebräischen und besonders der chaldäischen Studien in Deutschland, geb. 15. Dez. 1564 zu Kamen in Westfalen, studierte zu Marburg, Heidelberg, Basel und Genf, ward 1591 Professor der hebräischen Sprache in Basel und starb 13. Sept. 1629 daselbst an der Pest. Sein wichtigstes Werk ist das "Lexicon chaldaicum talmudicum et rabbinicum" (von seinem Sohn Johann vollendet, Basel 1640; neu bearbeitet von Fischer und Gelbe, Leipz. 1866-74, 2 Bde.). Vgl. Kautzsch, Johannes B. der ältere (Basel 1879).

2) Johann, ebenfalls Orientalist, Sohn des vorigen, geb. 13. Aug. 1599 zu Basel, folgte seinem Vater 1630 auf dem Lehrstuhl der hebräischen Sprache in Basel und starb daselbst 16. Aug. 1664. Er gab heraus des Maimonides "More Nevochim" (Basel 1629), dann viele Abhandlungen, Kommentare und Übersetzungen, auch Werke seines Vaters. - Sein Sohn Jakob B., geb. 4. Sept. 1645, war Nachfolger seines Vaters auf dem hebräischen Lehrstuhl und starb 4. April 1704. Seine Handschriften, meist Übersetzungen rabbinischer Schriften, liegen auf der Baseler Bibliothek. - Dessen Neffe Johann B., geb. 8. Jan. 1663, war sein Nachfolger in der hebräischen Professur und starb 19. Juni 1732.

Buys-Ballot (spr. beiß-ballot), Christoph Heinrich Diedrich, Meteorolog, geb. 10. Okt. 1817 zu Klötingen in der Provinz Zeeland, studierte zu Utrecht Litteratur und Naturwissenschaft, wurde 1844 Lektor der physikalischen Chemie an der Universität, 1847 Professor der Mathematik, 1870 Professor der Experimentalphysik und ist seit 1854 Hauptdirektor des königlichen meteorologischen Instituts daselbst. Seine hauptsächlichsten Arbeiten beziehen sich auf die Meteorologie und deren Verwertung für das praktische Leben. Er ist ein Hauptvertreter der neuen Richtung, welche durch Einheit der Methode der Untersuchungen und durch tägliche synoptische Witterungsberichte der Erde sowie durch einheitliche Beobachtungen auf dem Festland und zur See danach strebt, die Gesetze der Veränderungen des Wetters zu erkennen, um dereinst aus dem vergangenen Witterungszustand den zukünftigen vorausbestimmen zu können. B. hat zuerst in Europa die Sturmsignale praktisch angewendet, indem er 1860 in den Niederlanden ein eignes Sturmsignalsystem einführte, dem erst später Fitz-Roy in England folgte. Ebenso hat Holland auf die Vorstellungen von B. ein eignes holländisches Amt für maritime Meteorologie geschaffen und diesem die Sammlung und Verarbeitung der zahlreichen auf holländischen Kriegs- und Handelsschiffen gemachten Beobachtungen übertragen. Ferner hat B. das Gesetz der Stürme allgemein auf alle Winde ausgedehnt, gestützt auf seine Untersuchungen über den Gang der Luftdruckverminderungen (Depressionen) über ein Gebiet der Erde. Man hat nach ihm das betreffende allgemeine Gesetz das Buys-Ballotsche Gesetz genannt. Um die Weltgegend, aus welcher ein starker Wind oder Sturm zu erwarten ist, auch aus größere Entfernung den Schiffen mitteilen zu können, hat B. das Aeroklinoskop (s. d.) ersonnen und prak-^[folgende Seite]