Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Calvaría; Calvert; Calvi; Calvin

745

Calvaria - Calvin.

erscheinen. Kleidung: brauner Rock, schwarzes, sehr breites Skapulier, schwarzer Mantel.

Calvaría (lat.), der Hirnschädel; Schädelstätte, daher Kalvarienberg (s. d.).

Calvert (spr. kalwert), 1) George Henry, nordamerikan. Schriftsteller, geb. 2. Jan. 1803 zu Baltimore in Maryland, studierte im Harvard College zu Cambridge und in Göttingen, gab nach seiner Rückkehr jahrelang den "Baltimore American" heraus und ließ sich 1843 zu Newport (Rhode-Island) nieder, wo er seitdem wohnt. C. übersetzte Schillers "Don Karlos" (1836) und den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe (1845) ins Englische. Von seinen selbständigen Werken verdienen Erwähnung: "Cabiro", Gedicht (1840-60, 2 Tle.); "Scenes and thoughts in Europe" (1846-52); "Poems" (1847); "Come dies" (1856); "Social science; a discourse" (1856, 3 Tle.); "The gentleman", eine Sammlung litterarhistorischer Aufsätze (1866); "First year in Europe" (1866); "Anyta, and other poems" (1866); die Dramen: "The maid of New Orleans" (1873), "Arnold and André", "Mirabeau" (1883); "Essays aesthetical" (1875); "A nations birth, and other national poems" (1876); dazu Biographien von Goethe (1872), Rubens (1876), Charlotte v. Stein (1877), Wordsworth (1878) und Shakespeare (1879); endlich "Coleridge, Shelley, Goethe" (1880). In allen seinen Werken bekundet C. ein reises Urteil und tiefe philosophische Bildung.

2) Grace, namhafter engl. Chemiker, geb. 1819 zu London, wurde in Frankreich erzogen, arbeitete im technischen Laboratorium von Girardin in Rouen, dann in Paris bei Robiquet und Pelletier und wurde Assistent von Chevreul in der Gobelinsmanufaktur. Im J. 1846 siedelte er nach Manchester über und erhielt bald darauf die Professur der Chemie an der Royal Institution daselbst. Durch seine Vorlesungen förderte er ungemein das Interesse für Chemie unter den Fabrikanten seiner Gegend, auch führte er selbst industrielle Anlagen aus. Später wurde er Professor an der School of medicine sowie Mitglied des Gesundheitsrats von Manchester und erhielt so die Anregung zu den folgenreichen Versuchen, Karbolsäure als desinfizierendes Mittel zu billigen Preisen in den Handel zu bringen. 1873 ging er als Juror zur Wiener Ausstellung und starb in demselben Jahr 24. Okt. C. war ein bedeutender Analytiker und hat die technische Chemie wesentlich gefördert: er lieferte wichtige Arbeiten über Metalllegierungen, den Puddlingsprozeß, über den Einfluß der Gallus- und Gerbsäure auf Gespinstfasern, über die Benutzung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation, über Darstellung von chlorsaurem Kali mittels Kalks und die Entschwefelung der Kohle durch Kochsalz. Er schrieb: "Lectures on coaltar colours" (Manchester 1863) und "Dyeing and calico printing" (Lond. 1875).

Calvi, befestigte Seestadt auf der Westseite der franz. Insel Corsica, Hauptort eines Arrondissements, Kriegsplatz zweiter Klasse mit einer Reede, die eine ganze Flotte aufnehmen kann, hat (1881) 2023 Einw., welche Handel mit Holz, Wein, Öl, Zitronen, Wachs, Ziegenfellen treiben. Die Stadt ist einer der historisch wichtigsten Orte von Corsica, war lange Zeit Hauptstütze der genuesischen Herrschaft und wurde 1553 und 1555 vergeblich von den Franzosen belagert, dagegen von den Engländern 1794 nach längerer Belagerung erobert; 1795 kam sie unter französische Herrschaft.

Calvi, Pietro, ital. Bildhauer, geb. 1833 zu Mailand, widmete sich von 1850 an seiner Kunst an der Akademie seiner Vaterstadt, wurde aber 1853 wegen Verdachts einer politischen Verschwörung von der österreichischen Regierung verhaftet und focht dann 1859 in dem von Garibaldi gebildeten Korps der Alpenjäger gegen Österreich in der Lombardei. Erst nach der Errichtung des Königreichs Italien begann er 1862 seine künstlerische Thätigkeit mit einer reizenden Statue der Ophelia, die in den Besitz des Königs Viktor Emanuel kam. 1864 ging er zu seiner weitern Ausbildung nach Paris und widmete sich hier sowie später in Turin auch der Porträtbildnerei. 1866 nahm er seinen bleibenden Aufenthalt in Mailand. Seine meist dem Genre und der Sage angehörenden Arbeiten sind von großem Reiz der Komposition, z. B. das Kind mit der Milchschale, aber auch zum Teil auf Effekt berechnet, z. B. die Büsten: Othello und Selika, aus Marmor und Bronze zusammengesetzt. Mehrere Statuen schuf er in Mailand für den Dom und für die Galleria Vittorio Emanuele. Er starb 2. Juli 1884.

Calvin, Johannes (eigentlich Jean Caulvin oder Cauvin), der berühmte Reformator und kirchliche Diktator zu Genf, war zu Noyon in der Picardie 10. Juli 1509 als Sohn des Procureur-Fiskals und Sekretärs des Bistums, Gérard C., geboren. Frühzeitig zum geistlichen Stand bestimmt, wurde er, selbst unbemittelt, mit den Kindern eines Herrn v. Mommor in dem Collège de la Marche, später in dem Collège Montaigu, in welchem bald auch Ignaz von Loyola seine Ausbildung empfing, trefflich unterrichtet. Kaum hatte er das 18. Jahr erreicht, als bereits seine Gelehrsamkeit und Einreißende Beredsamkeit ihm nicht nur allgemeine Bewunderung, sondern auch eine Pfarrstelle zu Pont l'Evêque erwarben. Auf Wunsch seines Vaters wandte er sich in Orléans dem Studium des Rechts mit eiserner Beharrlichkeit und so vorzüglichem Erfolg zu, daß man ihm bei seinem Abgang von da die juristische Doktorwürde anbot. Sodann begab er sich nach Bourges, hörte hier den berühmten Rechtskundigen Andreas Alciatus und erlernte nebenher bei dem Humanisten Volmar die griechische Sprache. Nach dem Tod seines Vaters (1532) ging er nach Paris, wo er viele den kirchlichen Neuerungen heimlich zugethan fand. Im Verkehr mit solchen scheint schon damals eine Umwandlung in ihm sich angebahnt zu haben. Vielleicht um den die neue Lehre verfolgenden König Franz I. milder zu stimmen, gab C. damals das Werk Senecas von der Gnade heraus, doch ohne Erfolg; auch soll er, wenigstens nach Bezas Bericht, 1533 für den Rektor der Universität, Cop von Basel, jene am Fest Allerheiligen wie üblich vor dem König gehaltene Rede ausgearbeitet haben, welche den Vortragenden zur Flucht nötigte. Aber auch C. selbst, welcher nach einem Besuch bei der Königin von Navarra nach Paris zurückgekehrt war, mußte 1534 nach Basel flüchten. Hier gab er (1536) sein oftmals, zuletzt 1559 umgearbeitetes Meisterwerk: "Unterweisung in der christlichen Religion" ("Institutio christianae religionis"), heraus, welchem Buch er eine Dedikation an den König Franz I. voransetzte, worin er eine Widerlegung jener Behauptung darbot, als seien die in Frankreich ihres Glaubens wegen hingerichteten Reformierten als unruhige Köpfe, die Religion und Staat umstürzen wollten, anzusehen. Dieses Werk enthält in lichtvoller Darstellung ein vollständiges System des christlichen Glaubens, gegründet auf das protestantische Prinzip, daß die Heilige Schrift die alleinige Quelle christlicher Wahrheit sei. Abweichend von Luther, statuierte C. im Abendmahl einen geistigen Genuß des Leibes

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]