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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Campo santo; Campra; Camprodon; Campsor; Campus; Camp volant; Camuccini; Camus

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Campo santo - Camus.

und 15,000 Einw. Pferdebahnen durchziehen die elektrisch beleuchtete Stadt. Die Ausfuhr besteht meist aus Kaffee, Zucker, Branntwein und Holz.

Campo santo (ital., "heiliges Feld"), die ital. Bezeichnung für Friedhof, Gottesacker, besonders für die Grabstätte ausgezeichneter Männer, welche von einer gegen außen geschlossenen, nach innen aber durch Arkaden offenen Halle umgeben ist. Der berühmteste C. befindet sich zu Pisa neben dem Dom. Er wurde dem Gedächtnis der um die Republik besonders verdienten Männer gewidmet und 1283 von Giovanni Pisano vollendet (s. Pisa). Andre neuere Campi santi in Italien befinden sich zu Bologna, Neapel, Genua und Mailand. Die Absicht Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, in Berlin im Anschluß an den Neubau eines Doms einen C. zu errichten, ist bis jetzt nicht verwirklicht worden. Einem C. gleicht auch der neue von Gärtner entworfene und 1850 vollendete Friedhof zu München.

Campra (spr. kang-), André, Komponist, geb. 4. Dez. 1660 zu Aix in der Provence, bekleidete von 1679 bis 1694 nacheinander die Kapellmeisterstellen an den Kathedralen zu Toulon, Arles und Toulouse. Im letztgenannten Jahr begab er sich nach Paris und wirkte hier anfangs als Direktor der Kirchenmusik des Jesuitenkollegiums, welche Stellung er später mit der gleichen an der Kirche Notre Dame vertauschte. Im J. 1700 legte er diese Stelle nieder, um sich ausschließlich der Opernkomposition zuzuwenden. Der glänzende Erfolg seiner Opern, von denen er die ersten: "L'Europe galante" und "Le carneval de Venise", seiner halbgeistlichen Stellung wegen pseudonym aufs Theater brachte, verschaffte ihm die Ernennung zum königlichen Kapellmeister (1722), eine Pension und die Stelle als Musikdirektor und Komponist des Prinzen von Conti. C. starb 29. Juli 1744 in Versailles. Außer den genannten schrieb er noch 15 Opern ("Aréthuse", "Tancrède", "Télémaque" etc.), zahlreiche Divertissements für den Hof, 3 Sammlungen Kantaten, 5 Sammlungen Motetten u. a. C. ist der einzige dramatische Komponist, welcher während des langen Zeitraums von Lullys Tod bis zum Auftreten Rameaus (1678-1732) einen namhaften Erfolg an der Pariser Großen Oper erringen konnte.

Camprodon, Don Francisco, span. Bühnendichter, aus Katalonien gebürtig und im Sommer 1870 auf einer Reise in Havana gestorben, machte sich zuerst durch ein bei Gelegenheit der Rückkehr der spanischen Armee aus dem afrikanischen Krieg abgefaßtes Stück: "La tornada deu Titó", bekannt, das im katalonischen Dialekt geschrieben ist. Für sein bestes aber gilt das in wohllautenden Versen abgefaßte Drama "Flor de un dia" (1851; neue Ausg., Leipz. 1872; deutsch von de Wilde, das. 1855), dem 1864 als zweiter Teil "Espinas de una flor" nachfolgte. Im übrigen lieferte er meist Komödien und Zarzuelas (Possen mit Gesang), als deren beste zu nennen sind: "El dominó azul", "Juan Lanas", "Una niña", "Una vieja", "El diablo del carga", "Los suicidas", "El relámpago", "Marina", "El pan de la boda" u. a. Ein großer Teil seiner Stücke sind Bearbeitungen ausländischer, besonders französischer, Stoffe.

Campsor (lat.), Wechsler.

Campus (lat.), Fläche, Feld, Acker; besonders eine freie, unbebaute Ebene vor oder in einer Stadt, zu Leibes- und Waffenübungen, Volksversammlungen, Festspielen geeignet. C. Martius, Marsfeld, ein dem Kriegsgott Mars geweihter, zu Waffenübungen bestimmter Platz im alten Rom (s. d.); bei den Franken s. v. w. Märzfeld (s. d.).

Camp volant (franz., spr. kang wolang, "fliegendes Lager"), ein Korps, welches, das Land durchziehend, bald hier, bald dort den Feind beunruhigt.

Camuccini (spr. -tschini), Vincenzo, ital. Maler, geb. 1775 zu Rom, war einer der Hauptvertreter des pseudoklassischen Stils, der zum Teil in der allgemeinen, von Winckelmann und Mengs bestimmten Zeitrichtung begründet war, zum Teil aber der Davidschen Malerei seine Entstehung verdankte. C. studierte aufs eifrigste die Antike und fühlte sich besonders zu Raffael, Domenichino und Andrea del Sarto und den ihm gleichzeitigen Franzosen hingezogen. Seine Zeichnung läßt die Einflüsse dieser Meister, ganz besonders aber den der Antike, erkennen, obwohl er deren Wesen nicht von Grund aus erfaßte, sondern in allgemein schematischer Nachahmung stecken blieb. Seine Hauptgemälde, die ihrer Zeit einen übermäßigen Beifall fanden, sind meist in Italien geblieben. C. starb 2. Sept. 1844 in Rom.

Camus (spr. -mü), Armand Gaston, franz. Rechtsgelehrter und Politiker der Revolution, geb. 2. April 1740 zu Paris, studierte die Rechte und ward als Kenner des kanonischen Rechts Generaladvokat des französischen Klerus im Parlament, dann Rat des Kurfürsten von Trier und des Fürsten von Salm-Salm. Seine Übersetzung der Naturgeschichte des Aristoteles ("Histoire des animaux d'Aristote, avec la traduction française", Par. 1783, 2 Bde.; die erste in französischer Sprache) eröffnete ihm den Eintritt in die Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften. 1789 als Deputierter des dritten Standes der Stadt Paris in die Generalstaaten berufen, war er im Ballhaus einer der ersten, welche den Eid auf Festhaltung an den konstitutionellen Aufgaben ablegten. Er trat von Anfang an mit Entschiedenheit gegen die alte Staatseinrichtung auf, erklärte sich gegen die wiederholten Anleiheprojekte, setzte die Abschaffung der päpstlichen Annatengelder und die Einziehung der dem Papst gehörigen Grafschaft Venaissin durch und beteiligte sich lebhaft an der Zivilkonstitution des Klerus. Eifriger Jansenist, verband er mit politischem Enthusiasmus aufrichtige Religiosität. Als Archivar der Konstituierenden Versammlung veranlaßte er die Veröffentlichung des sogen. roten Buches, worin die Ausgaben des Hofs verzeichnet waren. Er war ein Gegner Mirabeaus, als dieser die Interessen der Monarchie zu wahren suchte, klagte nach der Flucht des Königs denselben sowie Lafayette und Bailly als Verräter an und forderte die Unterdrückung aller Orden und Korporationen mit Geburtsrechten. Deputierter des Departements der obern Loire im Konvent, war er dessen Sekretär und beantragte 18. Okt. 1792 die Versetzung der Minister wegen Verrats und Veruntreuung in Anklagestand und den Verkauf der Güter der Emigranten und der Klöster. Im Dezember als Kommissar nach Belgien gesandt, um die Operationen der Generale zu überwachen, schickte er im Prozeß des Königs sein Urteil schriftlich ein, das auf Tod ohne Aufschub und Appellation lautete. Im März 1793 beauftragt, Dumouriez zu entwaffnen, ward er mit seinen vier Kollegen von diesem gefangen genommen, 3. April an die Österreicher ausgeliefert und zu Maastricht, Koblenz, Königgrätz und Olmütz in Haft gehalten. Erst 25. Dez. 1795 wurde er gegen die Tochter Ludwigs XVI. (spätere Herzogin von Angoulême) ausgewechselt, kam in den Rat der Fünfhundert und ward 23. Jan. 1796 dessen Präsident. Nach der Katastrophe vom Prairial des Jahrs V trat er aus und widmete sich als Mitglied des Nationalinstituts und als Nationalarchivar ausschließlich wis-^[folgende Seite]

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