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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cannizzaro; Cannobio; Cannock; Cano

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Cannizzaro - Cano.

der spanischen Kolonien in Südamerika. Nach Liverpools Erkrankung (Februar 1827) trat er an die Spitze des Ministeriums, welches mit Whigs, wie Landsdowne, Holland, Brougham, anstatt R. Peels und Wellingtons besetzt wurde. Damit begann Cannings langwieriger Kampf gegen die Aristokratie, der mit dem Sieg seines Systems endigte. Die britische Politik ward unabhängig von der Kabinettspolitik der Heiligen Allianz, der Welthandel erhielt neue Lebenskraft durch die allmähliche Beseitigung des Prohibitivsystems. Das Petersburger Protokoll vom 4. April 1826 verpflichtete England und Rußland zu einer für Griechenland günstigen Vermittelung, und der Londoner Traktat vom 6. Juli 1827, mit Rußland und Frankreich zu gunsten Griechenlands geschlossen, konnte als der Vorläufer der Seeschlacht von Navarino und der Befreiung Griechenlands angesehen werden. C. leitete die Aufhebung der britischen Korngesetze ein und erklärte sich für die freilich erst später durchgesetzt Emanzipation der Katholiken. Seine Gesundheit erlag aber den übermäßigen Anstrengungen und den Angriffen der Tories, die ihn als einen Abtrünnigen betrachteten. Er starb 8. Aug. 1827 in Chiswick bei London und wurde in der Westminsterabtei neben Pitt beigesetzt. Für seine große Uneigennützigkeit spricht die Thatsache, daß er trotz der hohen und einträglichen Stellen, die er bekleidete, arm starb, so daß das Parlament seiner Witwe im Januar 1838 eine jährliche Pension von 3000 Pfd. Sterl. bewilligte. Vgl. "Speeches and memoir of George C." (Lond. 1845, 6 Bde.); R. Bell, Life of C. (das. 1846); Stapleton, C. and his times (Oxf. 1859); Pauli, Aufsätze zur englischen Geschichte (Leipz. 1869). Mehrere von Cannings Gedichten und prosaischen Aufsätzen aus dem "Microcosm" und "Anti-Jacobin" stehen in Redes "Memoirs of the life of G. C." (Lond. 1828, 2 Bde.).

2) Charles John, Graf, Sohn des vorigen, geb. 14. Dez. 1812 zu Brompton bei London, studierte in Oxford, kam 1836 für Warwick in das Unterhaus, erbte aber schon 1837 die Peerswürde seines Vaters und schloß sich im Oberhaus der gemäßigt konservativen Partei an. Unter dem Ministerium Peel war er von 1841 bis 1846 Unterstaatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, dann einige Monate Oberkommissar der Wälder und Forsten. Den Eintritt in das von Lord Stanley zu bildende Kabinett (Februar 1851) lehnte er als Gegner der protektionistischen Ideen ab. Bei der Weltindustrieausstellung von 1851 fungierte E. als Präsident der Jury. Im Dezember 1852 ward er im Ministerium Aberdeen Generalpostmeister, trat im Februar 1855 als Ausschußmitglied in den Geheimen Rat für Volksunterricht und ward im März 1856 zum Generalgouverneur und 1858 zum Vizekönig von Britisch-Indien ernannt. Unter C. vollzog sich 1. Sept. 1858 der Übergang des englischen Reichs in Indien aus dem Besitz der Ostindischen Kompanie an die Krone; er trat dem Aufstand der Sipoys in Hindostan (1857) mit Umsicht und Energie, aber auch mit Mäßigung und Versöhnlichkeit entgegen und harrte trotz des unverdienten Tadels, den Lord Ellenborough ihm wegen seines strengen, aber höchst staatsmännischen Einschreitens in Audh (s. d.) erteilte, auf seinem schwierigen Posten aus, bis die Ruhe hergestellt war. Die Stadt Kalkutta beschloß die Errichtung seiner Statue, beide Häuser des Parlaments sprachen ihm einstimmig ihren Dank aus. Schon länger kränkelnd, kam er tm April 1862 nach England zurück und starb schon 17. Juni d. J. in London.

3) Sir Samuel, Ingenieur, geb. 21. Juli 1823 zu Ogbourne St. Andrew in Wiltshire, beschäftigte sich seit 1852 mit Anfertigung und Legung von unterseeischen Telegraphenkabeln und nahm an fast allen größern Expeditionen dieser Art in den letzten Jahren thätigen Anteil. Als Hauptingenieur der Firma Glaß, Elliott and Comp. und der Telegraph Construction and Maintenance Company leitete er die Anfertigung der englisch-amerikanischen Kabel von 1865 und 1866, vervollkommte den Legungsapparat und leitete die Expedition von 1866, deren günstiger Erfolg wesentlich sein Verdienst ist. In Anerkennung seiner Leistungen erhielt er 1866 von der Königin den Ritterschlag und wurde 1867 von der amerikanischen Handelskammer zu Liverpool durch Verleihung der goldenen Medaille ausgezeichnet.

4) Sir Stratford, engl. Diplomat, s. Stratford de Redcliffe, Viscount.

Cannizzaro, Tommaso, ital. Dichter, geb. 17. Aug. 1838 zu Messina, studierte 1854-58 Litteratur und Philosophie, widmete sich darauf ausschließlich der Dichtkunst und lebt jetzt, nachdem er Reisen nach Italien, Frankreich, England und Spanien unternommen, zurückgezogen in seiner Vaterstadt. Seine Gedichte, die anonym unter dem Titel: "In solitudine" (1877-80, 2 Bde.) erschienen, zeichnen sich durch idealen Schwung und Meisterschaft in der Form aus.

Cannobio, alter und reicher Flecken in der ital. Provinz Novara, Kreis Pallanza, am westlichen Ufer des Lago Maggiore und am Ausgang des reizenden Valle Cannobina, mit über die Thalmündung zerstreuten, vielfach eigentümlich bemalten Häusern, hat eine Piazza mit Arkaden, eine schöne Kirche (della Pietà, mit Kuppel von Bramante und einem sehenswerten Altarbild von Gaud. Ferrari) und (1881) 1792 Einw., welche Gerberei, Seidenspinnerei, Papierfabrikation und Spitzenklöppelei betreiben. Dabei eine große Wasserheilanstalt (La Salute).

Cannock, Stadt in Staffordshire (England), nahe der Cannock Chase genannten Heide, mit Kohlengruben und (1881) 11,127 Einw.

Cano, Alonso, span. Maler, Bildhauer und Architekt, geb. 19. März 1601 zu Granada, war in der Baukunst seines Vaters, in der Bildhauerkunst Juan Martinez Montanez' und in der Malerei Francisco Pachecos Schüler und hatte schon im 24. Jahr in diesen drei Fächern Ausgezeichnetes geleistet, als er sich infolge eines Zweikampfes von Granada nach Madrid begab, wo er zum Oberaufseher über alle königlichen Gebäude und zum Hofmaler des Königs ernannt wurde. Als in einer Untersuchung wegen der Ermordung seiner Gattin der Verdacht auf ihn fiel, entfloh er nach Valencia in ein Kartäuserkloster und trat hier in den geistlichen Stand. Der Einsamkeit bald müde, kehrte er nach Madrid zurück und stellte sich dem Gericht freiwillig mit dem stolzen Trostspruch: "Excellens in arte non debet mori". Man unterwarf ihn der Folter, von welcher man jedoch aus Achtung für sein Talent den rechten Arm ausschloß; aber alle Martern konnten ihm kein Geständnis anpressen. Als der König davon Kunde erhielt, schenkte er dem Künstler seine Gnade wieder und ernannte ihn zum Racionero (geistlichen Residenten) von Granada. Hier gründete C. eine Malerschule, lebte in musterhafter Frömmigkeit und starb 3. Okt. 1667. Obgleich C. nie in Italien gewesen war, so hatte er sich doch nach antiken Mustern gebildet. In seinen Gemälden zeigt er einen strengen Stil, der jedoch nicht der Anmut und Grazie entbehrt. Die meisten seiner durchweg religiösen Gemälde besitzt Sevilla; außerdem befinden sich mehrere im Museo del Prado zu Madrid und in der Berliner Galerie.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]