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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Capitium - Capo d'Istria.

liche Gewalt, das römische Dotalrecht, das altzivile Erbrecht u. dgl. gehörten, Anteil. Der Nichtbürger, der Fremde (peregrinus), ward lediglich vom Standpunkt des jus gentium aus, d. h. des Rechts, wie es allen Kulturvölkern gemeinsam ist, und nach den darin enthaltenen allgemeinen Prinzipien beurteilt und war der speziell römischen Rechte nicht teilhaftig. Die Minderung der bürgerlichen Rechtsfähigkeit, welche durch den Verlust der Zivität und zwar namentlich durch Auswanderung und infolge gewisser Strafen, z. B. der Deportation, eintrat, wurde als C. d. media bezeichnet. 3) Die C. d. minima endlich ward durch das Heraustreten aus dem bisherigen Familienverband herbeigeführt. Die Stellung des freien Bürgers als Mitglied einer altrömischen familia war nämlich für die rechtliche Stellung desselben von großer Bedeutung, indem sich hierauf besonders das altzivile Intestaterbrecht und der ganze Unterschied zwischen Homines sui juris und Homines alieni juris, zwischen selbständigen Hausvätern einerseits und den Hauskindern in väterlicher Gewalt anderseits, gründeten. So wichtig diese Unterscheidung der drei Status und die damit zusammenhängende Theorie von der C. d. im römischen Recht gewesen ist, für das moderne Rechtsleben, in dem jeder Mensch als Person behandelt und auch der Fremde als Rechtssubjekt betrachtet wird, und in welchem der Gegensatz zwischen Freien und Unfreien vollständig verschwunden, ist jene Unterscheidung nur noch von historischer Bedeutung.

Capitium (lat.), Kopfmütze, Verbandweise des Kopfes, die mit einem viereckigen oder zu einem Dreieck zusammengelegten Tuch ausgeführt wird.

Capito (Köpfel), Wolfgang Fabricius, Reformator, geb. 1478 zu Hagenau im Elsaß, studierte zu Freiburg i. Br. erst Medizin, dann die Rechte, endlich Theologie, ward 1512 Propst der Benediktinerabtei in Bruchsal und 1515 Prediger und Professor der Theologie in Basel; hier wandte er sich infolge seiner griechischen und hebräischen Studien von der Scholastik ab und widmete sich vor allem der Erforschung und Lehre der christlichen Wahrheit. Er hielt daher vorzugsweise exegetische Vorlesungen. Luthers Auftreten fand seinen Beifall, dennoch trat er 1519 in die Dienste des Kurfürsten Albrecht von Mainz. Indes seit 1523 Propst bei St. Thomas, dann Prediger zu St. Peter in Straßburg, entschied er sich endgültig für die Reformation und wirkte mit allem Eifer für dieselbe. Er war mit Bucer Verfasser der "Confessio Tetrapolitana" und nahm teil an der Berner Synode 1532. Er starb im November 1541. Vgl. Baum, C. und Bucer (Elberf. 1860).

Capitolinus, Manlius, s. Manlius.

Capitolinus mons, einer der sieben Hügel des alten Rom (s. d.), mit dem Kapitol.

Capitolo (ital.), in der ital. Litteratur ein Gedicht scherzschaften ^[richtig: scherzhaften], satirischen, auch schlüpfrigen Inhalts in Terze Rime, namentlich im 16. Jahrh. beliebt.

Capitularia (lat., Kapitularien), in Kapitel eingeteilte Schriftstücke. Schon die merowingischen Könige hatten unter dem Namen Präzeptionen, Edikte, Dekretionen Reichsgesetze unter Beirat der weltlichen und geistlichen Großen erlassen. Für solche Gesetze kam unter den Karolingern der Name C. auf. Zu ihrer Verbindlichkeit gehörte die Anerkennung der Reichsversammlung und, sofern sie das Recht eines bestimmten Volksstammes betrafen (capitula addenda, in lege addita), die Zustimmung des Volkes. Ihrem Inhalt nach verbreiten sie sich über alle Gebiete des Rechts. Viele regelten das fränkische Kirchenrecht, da die Karolinger die Kirchenregierung noch nicht an den Papst verloren hatten. Oft waren auch Beschlüsse der Konzile den Kapitularien einverleibt. Der Abt Ansegisus von Fontanella sammelte die Kapitularien Karls d. Gr. mit denen Ludwigs des Frommen bis zu dessen 13. Regierungsjahr (827) in vier Büchern, und der Mainzer Diakonus Benediktus Levita setzte diese Arbeit um 845 fort. Die letztere Sammlung ist jedoch nur zum geringsten Teil aus echten Kapitularien geschöpft und beruht vorwiegend auf andern teils deutschen, teils römischen, besonders kirchenrechtlichen, Quellen. In neuerer Zeit wurden die Kapitularien von Baluze gesammelt (Par. 1687, 2 Bde.). Die Ausgabe von Pertz in den "Monumenta Germaniae historica" (1835-37, 2 Bde.) ist nach dem heutigen Stande der Forschung gänzlich verfehlt. An ihre Stelle trat eine fundamentale Neubearbeitung durch Boretius (Hannov. 1883, Bd. 1). Vgl. A. Boretius, Die Kapitularien im Langobardenreich (Halle 1864); Derselbe, Beiträge zur Kapitularienkritik (Leipz. 1874).

Capitulum (lat.), "kleiner Kopf", besonders der obere Teil einer Säule (s. Kapitäl); Hauptabteilung einer Schrift, Dissertation etc. (s. Kapitel); Versammlung von Klostergeistlichen und Ordensgliedern (s. Kapitel); in der Botanik s. v. w. Köpfchen, eine Form des Blütenstandes (s. d., S. 80).

Capmany y de Montpalau, Don Antonio de, span. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 24. Nov. 1742 zu Barcelona, besuchte das dortige Kollegium und machte dann, die militärische Laufbahn wählend, den Feldzug von 1762 gegen Portugal mit. Nachdem er 1770 dem Militärdienst entsagt hatte, führte er als Kommissar eine Kolonie katalonischer Handwerker und Gärtner nach der Sierra Morena, wurde in der Folge Mitglied der königlichen Akademie der Geschichte und 1790 beständiger Sekretär derselben. Bei Besetzung der Residenz durch das französische Invasionsheer 1808 flüchtete er als Patriot nach Sevilla und spielte dann während des Befreiungskriegs eine glänzende und einflußreiche Rolle. Er starb 14. Nov. 1813 in Cadiz. C. veröffentlichte eine Reihe historischer Werke, die zum Teil für mittelalterliche Kulturgeschichte überhaupt, nicht bloß Spaniens, wichtig sind. Sein Ruhm beruht jedoch vorzüglich auf seinen philologisch-litterarischen Werken: "Filosofia de la elocuencia" (Madr. 1777; verbesserte Aufl., Gerona 1826 u. öfter) und "Teatro historico-critico de la elocuencia castellana" (Madr. 1786-1794, 5 Bde.), wieder abgedruckt unter dem Titel: "Tesoro de prosadores españoles" (Par. 1841, 5 Bde.). Insbesondere machte er sich um die komparative und lexikalische Darstellung der spanischen und französischen Sprache verdient durch die "Arte de traducir del idioma frances al castellano" (Madr. 1776; neue Ausg., Par. 1835) und das "Diccionario frances-español" (Madr. 1805). Seine Schriften gelten als Muster des echt kastilischen Stils.

Capo (ital.), Kopf, Haupt; Chef, Vorstand.

Capo di Monte, Schloß bei Neapel, in dessen Park sich die erste, von Karl III. gegründete Porzellanfabrik befand. Danach wird das von 1736 bis 1806 in Neapel fabrizierte, anfangs dem japanischen ähnliche, später mit farbigen Reliefs (Korallen, Muscheln, Pflanzen) dekorierte Porzellan benannt.

Capo d'Istria, Stadt im österreichisch-illyr. Küstenland (Markgrafschaft Istrien), 15 km südlich von Triest, liegt malerisch am Golf von Triest auf einer Felseninsel, die durch einen Steindamm mit dem Festland verbunden ist, erinnert durch die Bauart

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]