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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Capo d'Istrias; Caporali; Capot; Capotasto; Capoul; Cappa; Capparis; Cappel; Cappello; Capponi

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Capo d'Istrias - Capponi.

ihrer altertümlichen Gebäude an Venedig, hat ein gotisches, auf dem Grund eines römischen Tempels erbautes Rathaus, 10 Kirchen, darunter eine neue Kathedrale, ein Theater, einen Hafen und (1880) 8646 Einw., welche Seesalzerzeugung in den nahen Salinen, Fischerei und Zubereitung von Fischen, Obst- und Gemüsebau, Sumachgewinnung, Öl- und Weinbau, Schiffbau und Schiffahrt, Handel mit Wein, Öl und Salz betreiben. In den Hafen sind 1883: 1876 Schiffe mit 74,561 Ton. ein- und ebenso viele ausgelaufen. C. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts sowie des Konkathedralkapitels für das Bistum Triest-C., hat eine Lehrerbildungsanstalt, ein Obergymnasium und eine Strafanstalt (für 850 Sträflinge). Eine künstliche Wasserleitung versorgt die Stadt mit Trinkwasser. C. hieß im Altertum Ägida, nach der Eroberung durch Kaiser Justinian I. im 6. Jahrh. Justinopolis. Später bildete die Stadt einen Freistaat, kam im 10. Jahrh. unter die Herrschaft Venedigs, im 14. unter die der Genuesen und 1478 wieder an die Venezianer, die sie nun zur Hauptstadt von Istrien erhoben.

Capo d'Istrias, Staatsmänner Griechenlands, s. Kapo d'Istrias.

Caporali, Cesare, burlesk-satirischer Dichter, der berühmteste Nachahmer Bernis, geb. 21. Juni 1531 zu Perugia, erhielt durch die Gunst fürstlicher Mäcenaten ein Kanonikat, dann die Gouverneurstelle von Atri und lebte zuletzt unter dem Schutz eines Marquis della Cornia. Er starb 1601 in Castiglione bei Perugia. Seine Satiren: "Capitoli", "Viaggio al Parnaso", "Vita di Mecenate" (12 Bücher, eine Verspottung der neuern litterarischen Gunstbezeigungen) u. a. zeichnen sich durch Geist und Lebendigkeit wie durch leichte und natürliche Versifikation aus. Sie erschienen vollständig als "Rime etc." (Perugia 1770). Vgl. O. Hassek, Della vita e delle opere di C. C. (Triest 1876).

Capot (franz.), Überrock oder Regenmantel mit Kapuze, auch letztere allein (Capote); als Adjektiv im Kartenspiel s. v. w. matsch (kaputt).

Capotasto (ital., korrumpiert Kapodaster, s. v. w. "Hauptbund"), bei Saiteninstrumenten mit Griffbrett das obere Ende des Griffbretts; bei der Guitarre eine Klammer, welche dicht am Wirbelkopf auf die Saiten gesetzt wird und dieselben um einen Halbton verkürzt; beim Pianoforte der starke Metallstab, welcher im Diskant über dem Steg liegt und den klingenden Teil der Saiten am vordern Ende abzugrenzen bestimmt ist.

Capoul, Joseph Amédée Victor, franz. Tenorist, geb. 27. Febr. 1839 zu Toulouse, erhielt seine musikalische Ausbildung am Konservatorium zu Paris, war darauf 1861-72 an der Opéra-Comique daselbst engagiert, wo er sich zum Liebling des Publikums machte (besonders durch seinen Gaston de Meillagré in Aubers "Premier jour de bonheur"), und ist seitdem gastierend in New York, London (mit Christine Nilsson), Wien, Petersburg u. a. O. mit großem Erfolg aufgetreten.

Cappa (Capa, lat.), weites mittelalterliches Gewand mit Kragen und Kapuze, das als Reisekleid diente; dann insbesondere das mantelartige Kleid der Ordensgeistlichen, mit weiten Ärmeln und gewöhnlich mit einer Kapuze (Kutte), bei den Chorherren meist von hochroter Seide mit weiter Kapuze und mit einer langen Schleppe ausgestattet, die über den Arm gehängt wird (C. magna).

Capparis L. (Kapernstrauch), Gattung aus der Familie der Kapparideen, unbewehrte oder dornige, kahle, weichhaarige oder schuppige Bäume oder Sträucher, oft schlingend, mit einfachen, gestielten, krautigen oder lederigen Blättern, meist mit Deckblättern versehenen Blüten und Beerenfrüchten. 120 Arten in Südeuropa (namentlich in Sizilien), Ost- und Westindien, von denen C. spinosa L. (gemeiner Kapernstrauch), mit rundlichen, glatten Blättern, einzelnen, winkelständigen, weißen Blüten und eirunder Frucht, ein zierlicher, 1 m hoher Strauch in Südeuropa und Nordafrika, der in Südfrankreich häufig kultiviert wird, die als Küchengewürz benutzten Kapern (Kappern) liefert. Dies sind die pfefferkorn- bis erbsengroßen Blütenknospen, welche man im Schatten etwas abwelken läßt, in Fässern mit gesalzenem Essig übergießt und sie an die Saleurs verkauft. Diese sortieren die Knospen nach ihrer Größe (Nonpareilles, Sur-fines oder Capucines, Capottes, Fines, Mifines und Communes, welche fünf- bis sechsmal schwerer sind als die Nonpareilles) und machen sie in scharfem Essig oder Salz ein. Die meisten und besten Kapern kommen aus Südfrankreich (Marseille, Toulon, Montpellier, Cette) in den Handel; doch bezieht man sie auch aus Griechenland. Capres capucines (Kapuzinerkapern) sind die nach Art der echten Kapern zubereiteten Knospen der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus L.), Capres de Genet oder deutsche Kapern die Knospen des Besenstrauchs (Spartium scoparium L.); auch die des Holunders (Sambucus nigra L.), der Sumpfdotterblume (Caltha palustris L.) etc. gebraucht man anstatt der Kapern. Die fleischigen, schotenförmigen, 5 cm langen Früchte des Kapernstrauchs werden gleichfalls in Essig eingelegt und kommen als Cornichons de Caprier in den Handel. Eine Varietät mit unbewehrtem Stengel, C. spinosa ß inermis L. (C. rupestris Smith), die besonders in der Levante vorkommt, liefert auch gute Kapern; ebenso C. Fontanesii Dec. (C. ovata Desf.), in Südeuropa und Nordafrika häufig kultiviert. Zahlreiche andre Arten dieser Gattung wachsen in Südamerika, West- und Ostindien und liefern in den Blättern und Blüten Medikamente, besonders Purgiermittel.

Cappel (spr. kapell), Louis, ausgezeichneter Hebraist und Kritiker, geb. 15. Okt. 1585 zu Saumur, studierte in London und Saumur und wurde Prediger und Professor der Theologie in seiner Vaterstadt, wo er 18. Juni 1658 starb. C. ist einer von den wenigen Männern des 17. Jahrh., die in der Beurteilung biblischer Bücher mit vorurteilsfreier Kritik zu Werke gingen. Er vermochte nicht an den göttlichen Ursprung des hebräischen Bibeltextes zu glauben und wies z. B. nach, daß die Vokalzeichen erst nach Vollendung des babylonischen Talmuds erfunden seien. Sein Hauptwerk ist "Critica sacra, sive de variis, quae in sacris V. T. libris occurrunt, lectionibus libri VI" (Par. 1650; von Vogel und Scharfenberg, Halle 1775-86, 3 Bde.), wogegen J. ^[Johannes] Buxtorf mit seiner "Anticritica" (Basel 1653) austrat, in der er die Unfehlbarkeit des Textes bis in die Punkte verteidigte.

Cappello, Bianca, s. Capello.

Capponi, Gino, Marchese, ital. Gelehrter, geb. 14. Sept. 1792 zu Florenz, Sprößling eines altberühmten Geschlechts, welches schon im 14. Jahrh. in Florenz eine bedeutende politische Rolle spielte, erwarb sich durch Studien und Reisen eine vielseitige Bildung und lebte fast lediglich den Wissenschaften und humanen Bestrebungen, hatte aber das Unglück, früh zu erblinden. Im Juli 1848 trat er an die Spitze der toscanischen Regierung, zog sich aber, wegen seiner Mäßigung und Friedensliebe von den Ra-^[folgende Seite]

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