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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Carcano-Gewehr - Cardamine.

seines berühmten Zeitgenossen. Auch die Lyrik Careanos erwarb sich mit den "Prime poesie" bald darauf Anerkennung. Die "Racconti semplici" (1843) setzten seine glücklichen Schilderungen häuslichen Lebens fort. Im J. 1844 erhielt er den Posten eines Vizebibliothekars an der Brera zu Mailand. Durch seine Beteiligung am Mailänder Aufstand von 1848 kompromittiert (er war Sekretär der provisorischen Regierung und mit einer diplomatischen Sendung derselben nach Paris gegangen), nahm er eine Zeitlang in der Schweiz seinen Aufenthalt. Der größere Roman "Damiano, storia d'una povera famiglia" (1851) sprach weniger an als des Dichters Erstlingswerk dieser Gattung; dagegen fanden die "Dodici novelle", welche er 1856 herausgab, wieder den entschiedensten Beifall. Nun betrat C. das dramatische Gebiet mit dem "Spartaco" (1857), ferner mit "Ardoino" (1860) und "Valentina". Größern Dank als für diese Originalwerke zollte man ihm für seine zunächst einzeln herausgegebenen Übersetzungen Shakespearescher Dramen, die dann auch in einer Gesamtausgabe (Mail. 1874-82, 12 Bde.) erschienen. Im J. 1859 wurde C. Sekretär und Professor an der Akademie der schönen Künste zu Mailand; auch andre Ehrenämter wurden ihm übertragen nebst der Würde eines Senators des Königreichs. Er starb 30. Aug. 1884. Es erschienen von ihm noch: "Racconti campagnuoli" (1869); "Poesie edite ed inedite" (Flor. 1861-70, 2 Bde.); "Memorie di grandi" (Mail. 1870, 2 Bde.); "Racconti popolare" (das. 1871); "Gabrio e Camilla, storia milanese" (das. 1874); "Poesie varie" (das. 1875); "Carlo Barbiano di Belgiojoso" (das. 1882). Auch als Journalist war C. in ästhetischer, kritischer und historischer Richtung stets mit Eifer thätig. Eine Sammlung seiner beliebtesten Werke erschienen zu Florenz 1861-70 in 4 Bänden, eine Auswahl seiner Novellen daselbst 1882.

Carcano-Gewehr, das 1868 in Italien eingeführte, dem Dreyseschen Zündnadelgewehr nachgebildet Hinterladungsgewehr von 17,8 mm Kaliber.

Carcasse (franz.), in der Kochkunst das Gerippe von ausgelöstem Geflügel; auch Drahtgestell für Frauenhüte u. dgl.

Carcassonne (spr. -ssonu, lat. Carcaso), Hauptstadt des franz. Departements Aude und Festung dritten Ranges, liegt 103 m ü. M. an der Aude, dem Canal du Midi und an der Eisenbahn Narbonne-Toulouse, an der großen Naturstraße vom Mittelmeer ins Garonnebecken und ist daher jetzt, wie im Mittelalter, für den Verkehr und strategisch wichtig. Die Stadt wird durch den Fluß in die alte und finstere, aber durch ihre altertümlichen Befestigungen, an welchen man die Kriegsbaukunst vom 6. bis 14. Jahrh. verfolgen kann, äußerst interessante Cité oder Oberstadt (mit der Kirche St.-Nazaire aus dem 11. Jahrh.) und die fortwährend sich vergrößernde Unterstadt geteilt, die regelmäßige Straßen, schöne öffentliche Gebäude (die Kirchen St.-Michel und St.-Vincent aus dem 13. Jahrh., die Präfektur und das Justizpalais, Theater etc.), Markthallen, einen großen Platz mit Springbrunnen (Neptunsäule) und einen Hafen hat. Beide Teile sind durch den Pont Vieux (12. Jahrh.) und den Pont Neuf (1841-46 erbaut) verbunden. Den Hafen entlang erstreckt sich ein öffentlicher Garten, und an die Stelle der alten Gräben sind belebte Boulevards getreten. Die Einwohner, deren Zahl (1881) 24,194 beträgt, treiben vornehmlich Tuchfabrikation (ca. 3000 Arbeiter) und bedeutenden Handel mit Getreide und Wein aus der Umgebung. C. ist Sitz des Präfekten und eines Bischofs sowie eines Handelsgerichts und einer Handelskammer. An wissenschaftlichen Anstalten bestehen daselbst ein Lyceum, eine Normalschule für Lehrer, Zeichen- und Gesangschule, ein Museum, ein physikalisches Kabinett und eine Bibliothek von 21,000 Bänden. In der Nähe sind Marmorbrüche. - C. ist das Carcaso der Alten, das in Gallia Narbonensis lag, und dessen Bewohner, die Tektosagen, unter römischer Herrschaft das latinische Bürgerrecht hatten. Cäsar hatte hier einen Waffenplatz und Kriegsmagazine errichtet. Schon um 300 n. Chr. ward es Bischofsitz. Später als das übrige Gallien fiel C. in die Gewalt der Westgoten, welche um 440 die Befestigung der Stadt begannen. Bei C. schlug König Reccared 589 die Franken; die Goten hielten sich im Besitz der Stadt, bis 724 die Sarazenen aus Spanien herüberkamen und die Westgoten verdrängten. Indessen dauerte die arabische Herrschaft nur bis 759, wo Pippin der Kurze ganz Septimanien unterwarf und mit dem Frankenreich vereinigte. Im 9. Jahrh. wurde C. Sitz von Grafen und Vizegrafen (Vikomten); der erste bekannte war 970 Arnald. Als dessen Stamm um 1060 mit Raimund ausstarb, kam die Grafschaft an die Grafen von Barcelona und durch diese, mit Ausnahme der Stadt C., als Lehen an den Grafen von Béziers. Während der Albigenserkriege war C. oft Schauplatz blutiger Szenen. Ludwig VIII. entriß die Stadt 1226 den Albigensern, und 1247 übergab sie der letzte Graf von C., Raimund von Trincavel, mit allen Gerechtsamen an Ludwig IX., der sie befestigen ließ (s. Tafel "Burgen", Fig. 8). Vgl. Viollet le Duc, La cité de C. (Par. 1858); Boyer, La cité de C. (das. 1884).

Carcassonnes (ipr. -ssonn, Carcassonnische Tücher), leichte französische Tücher, Fabrikat von Carcassonne, die viel in den Orient, nach Afrika und Westindien gehen.

Carcavelhos (spr. -weljos), Dorf in der portug. Provinz Estremadura, westlich von Lissabon, liefert berühmten süßen Wein.

Carcer (lat., Karzer), Kerker, insbesondere Schul- und Universitätsgefängnis. Nach § 6 des preußischen Gesetzes vom 1. Okt. 1879, betreffend die Rechtsverhältnisse der Studierenden und die Disziplin auf den Landesuniversitäten, kann gegen Studierende Karzerhaft bis zu zwei Wochen verhängt werden. Carceres, Schranken, gewölbte Zellen im Zirkus, wo die zum Wettrennen bestimmten Gespanne etc. zurückgehalten wurden, bis das Zeichen zum Beginn des Spiels gegeben war; bei akademischen Disputationen der Bereich, innerhalb dessen die ordentlichen Disputatoren sitzen, im Gegensatz zu den Zuhörern (corona), aus welchen außerordentliche Disputanten auftreten können; daher intra und extra carceres disputieren.

Carcerarius (lat.), Gefangenwärter, Kerkermeister.

Carcharias, s. Haifische.

Carcharodon, s. Selachier.

Carcinoma (lat.), s. Krebs; C. asbolicum, Schornsteinfegerkrebs; C. medullare, Markschwamm; C. recti, Mastdarmkrebs; C. ventriculi, Magenkrebs etc.

Carcinus, s. Krabben.

Cardamine L. (Schaumkraut, Wiesenkresse, Gauchblume), Gattung aus der Familie der Kruciferen, meist ausdauernde, kahle Kräuter mit einfachen oder fiederschnittigen, gegenständigen oder zu drei quirligen Blättern, Blütentrauben mit weißen oder lilafarbenen Blumen und sitzender, linealischer, zusammengedrückter Schote. Etwa 60 Arten in allen Zonen. C. amara L. (Bitterkresse, fälschlich Brun-^[folgende Seite]

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