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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Carlina; Carlingford; Carlini; Carlino; Carlisle

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Carlina - Carlisle.

Carlina L. (Eberwurz), Gattung aus der Familie der Kompositen, distelartige, dornige Kräuter mit grundständigen oder abwechselnden, fiederschnittigen, stachlig gerandeten Blättern, großen bis sehr großen, einzeln endständigen oder Doldenrispen bildenden Köpfen, an denen die innern Hüllkelchblätter weiß, gelb oder rosenrot, länger als die übrigen sind und einen sternförmigen Ring um die großen Blüten bilden. 14 Arten in Europa, Nordafrika, im westlichen und mittlern Asien. C. acaulis L. (Sonnendistel, englische Distel, Karlsdistel), mit keinem oder ganz kurzem, einblütigem Stengel, kahlen oder unterseits spinnwebigen, tief fiederspaltigen, rosettenartig aus der Erde ausgebreiteten Blättern und großen, 8-10 cm im Durchmesser haltenden Blüten mit silberglänzenden Strahlen, wächst ausdauernd auf trocknen und sonnigen Hügeln und Bergen durch ganz Mitteleuropa, besonders auf Kalkboden. Die bis 20 cm lange, gewöhnlich einfache Pfahlwurzel riecht eigentümlich aromatisch, schmeckt süßlich, scharf aromatisch, enthält ätherisches Öl, Zucker, Inulin und Harz und war als Radix Carlinae offizinell. Karl d. Gr. befahl ihren Anbau, und im Mittelalter fabelte man, ein Engel habe sie dem Kaiser Karl d. Gr. als das wahre Heilmittel gegen die Pest im Traum gezeigt, daher der Name Carlina, Karlsdistel; gegenwärtig wird sie kaum noch benutzt. C. gummifera Less., ein stengelloses Gewächs mit fiederspaltigen, dornigen, unten weißlichen Blättern und violetten Blüten, wächst in Griechenland und sondert aus dem Blütenkopf ein mastixartiges Harz aus, welches auf Tenos und Syros als Surrogat für Mastix dient.

Carlingford, kleine Seestadt in der irischen Grafschaft Louth, an der Carlingford Lough genannten Bai, mit 700 Einw. und starker Austernfischerei.

Carlingford, Chichester Samuel Parkinson Fortescue, Lord, brit. Staatsmann aus einer alten Familie (s. Fortescue), geb. 18. Jan. 1823, erzogen zu Eton und Oxford, wurde 1847 für Louth ins Unterhaus gewählt und schloß sich der liberalen Partei an. 1854 wurde er zum Lord im Schatzamt ernannt, war 1857-58 und zum zweitenmal 1859-65 Unterstaatssekretär für die Kolonien unter dem Ministerium Lord Palmerstons und Obersekretär für Irland und Mitglied des Kabinetts unter Lord Russell vom November 1865 bis zum Rücktritt der liberalen Regierung im Juni 1866. In Gladstones erstem Ministerium wurde C. nach Brights Rücktritt im Dezember 1870 zum Präsidenten des Handelsamts ernannt. Da er infolge der Neuwahlen von 1874 seinen Sitz im Unterhaus verlor, wurde er noch vor dem Rücktritt Gladstones zum Baron C. und Mitglied des Oberhauses erhoben. In Gladstones zweitem Kabinett hatte er anfangs kein Amt, ward aber im April 1881 Nachfolger des Herzogs von Argyll als Geheimsiegelbewahrer; 1883 wurde er zugleich Vizepräsident des Geheimen Rats, trat aber im Juni 1885 mit dem Ministerium Gladstone zurück.

Carlini, Francesco, Astronom, geb. 8. Jan. 1783 zu Mailand, ward 1799 Eleve an der Sternwarte der Brera daselbst, 1833 Direktor derselben, starb 29. Aug. 1862 im Bad Croddo im Thal von Domo d'Ossola. 1803 mit der Berechnung der Effemeridi di Milano betraut, hat er diesem Unternehmen bis an sein Lebensende seine Thätigkeit gewidmet. Er berechnete Sonnentafeln: "Nuove tavole de moti apparenti del sole" (1832), und gab schon 1810 seine "Esposizione di un nuovo metodo di costruire le tavole astronomiche applicato alle tavole del sole" heraus. Mit Plana unternahm er 1813 die Ausarbeitung einer vollständigen Theorie der Mondbewegung. Auch nahm C. 1802-1807 Anteil an den geodätischen Operationen in Oberitalien, und 1821 wurde er mit Plana beauftragt, die Verbindung der französischen und italienischen Triangulierungsarbeiten behufs Messung eines Parallelkreisbogens herzustellen (vgl. Plana und C., Opérations géodésiques et astronomiques pour la mesure d'un arc du parallèle moyen, Mail. 1827). Die Beobachtung starker Lokalattraktionen auf der Südseite der Alpen veranlaßte ihn zu einer Bestimmung der Dichtigkeit der Erde.

Carlino, frühere ital. Silbermünze, welche zuerst von Karl VI. um 1730 geprägt wurde. Der neapolitanische C. (auf Sizilien Taro) war = 0,344 Mk., der sizilische = 0,172 Mk. C. hieß auch seit 1755 eine sardinische Goldmünze im Wert von nahezu 40 Mk. sowie seit 1786 eine piemontesische und savoyische Goldmünze, = 115,22 Mk.

Carlino, ital. Schauspieler, s. Bertinazzi.

Carlisle (spr. karleil), 1) Hauptstadt der engl. Grafschaft Cumberland, auf einer Anhöhe am Eden, inmitten eines fruchtbaren Landstrichs, der auch reich an Kohlen und Eisen ist. Von öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: die Kathedrale, seit 1092 erbaut, das alte Schloß (jetzt Kaserne), die neuen Gerichtshöfe (von Smirke) und die öffentliche Schule. C. hatte 1881: 35,866 Einw. Die Industrie lieferte namentlich Baumwollzeuge (Gingans, karierte Stoffe), Hüte und Zwieback. Ein Kanal und eine Eisenbahn verbinden C. mit dem 16 km entfernten Port Carlisle am Solway Firth. In den Hafen liefen 1883: 686 Seeschiffe von 103,923 Ton. Gehalt ein. C. ist das Luguvallum der Römer und steht am Westende der von Hadrian erbauten Schutzmauer (s. Piktenmauer). Unter den Angelsachsen wurde es 680 als Caer Lion ("Stadt am Wall") befestigt; doch fiel es bald darauf in die Gewalt der Schotten, die es mit den Engländern abwechselnd bis zur Zeit Heinrichs VII. besaßen. 1645 ergab sich die Stadt, durch Hunger bezwungen, den Parlamentstruppen, und 1745 fiel sie in die Gewalt der Parteigänger des Prätendenten. Bald darauf wurde sie vom Herzog von Cumberland wiedergewonnen und ihre Befestigungen zum Teil geschleift. -

2) Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, in der fruchtbaren Grafschaft Cumberland, 30 km westlich von Harrisburg, reizend gelegen, ist Sitz des methodistischen Dickinson College (1783 gestiftet) und hat (1880) 6209 Einw. Nördlich davon heiße Schwefelquellen.

Carlisle (spr. -leil), 1) Frederick Howard, Graf, engl. Staatsmann, geb. 28. Mai 1748, war Geheimrat und Schatzmeister des königlichen Hauses, später erster Kommissar des Handels und der Plantagen, unterhandelte 1778 vergeblich mit den Kolonien von Nordamerika und war 1780-82 Vizekönig von Irland. Auf diesem Posten durch den Herzog von Portland verdrängt, schloß er sich eine Zeitlang der Opposition gegen Pitt an. Wegen seiner 1801 erschienenen "Tragedies and poems" wurde er von seinem Neffen und Mündel, Lord Byron, mit dem er sich entzweit hatte, in dessen bekannter Satire "English bards and Scotch reviewers" heftig angegriffen. Er starb 4. Sept. 1825.

2) George Howard, Graf, Sohn des vorigen, geb. 17. Sept. 1773, ward zu Eton und Oxford gebildet, dann bei der Gesandtschaft angestellt, mit welcher Lord Malmesbury 1795-96 auf dem Festland betraut war, und trat nach seiner Rückkehr ins Parlament, wo er sich namentlich bei den Verhandlungen über Ostindien auszeichnete. 1827-28 war

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]