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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Carlson; Carludovica; Carluke; Carlyle

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Carlson - Carlyle.

bei Beginn der Bewegung von 1848 als außerordentlicher Kommissar von der Regierung nach Leipzig geschickt und riet zu Konzessionen, was ihm plötzliche Popularität, von seiten der konservativen Partei viel ungerechtfertigten Tadel zuzog. Unmittelbar darauf trat er mit dem Gesamtministerium ab, zog sich vorderhand ins Privatleben auf sein Gut Altscherbitz bei Schkeuditz zurück, wurde aber im Herbst 1849 zu Dresden in die sächsische Erste Kammer gewählt. Ein Anhänger der preußischen Union, vertrat er eifrig die Aufrechthaltung des Bündnisses vom 26. Mai 1849 dem Ministerium Beust gegenüber und schied, da er nicht durchdrang, aus der Kammer. Bald darauf berief ihn die preußische Regierung in den Verwaltungsrat der Union, und beim Reichstag in Erfurt fungierte er als Kommissar derselben. Nach Schluß des Reichstags trat er abermals vom politischen Schauplatz ab, nachdem er inzwischen das Gut Ebersbach bei Görlitz gekauft hatte. Im J. 1853 vertrat er den Kreis Görlitz im preußischen Abgeordnetenhaus, wo er drei Jahre lang an dem Kampf gegen das Ministerium Manteuffel teilnahm. Für die nächste Legislaturperiode wußte die konservative Partei seine Wahl zu verhindern, aber als mit der Regentschaft ein Umschwung in dem politischen Leben Preußens einzutreten schien, trat C. 1859 wieder als Abgeordneter in die Kammer. Er feierte hier als Redner einen großen Triumph in der Sitzung vom 20. April 1860, indem er der Meinung des gesamten deutschen Volkes über den Bundestag energischen Ausdruck gab. Im allgemeinen unterstützte er das Ministerium, nahm aber in der Kammer 1861 eine unabhängige Stellung ein, indem er dem Verhältnis Preußens zur deutschen Frage und zu Italien eine besondere Aufmerksamkeit widmete. In der aufgelösten Kammer von 1862 näherte sich der ehemalige entschiedene Aristokrat der sogen. Fortschrittspartei. Auf dem konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes bekämpfte er anfangs die Regierungsvorlage und bemühte sich, dieselbe in liberalem Sinn umzugestalten, votierte aber bei der Schlußabstimmung für die Verfassung. Seitdem lebte er, vom öffentlichen Leben zurückgezogen, in seiner Heimat Sachsen. Er starb 9. Aug. 1874 in Kötzschenbroda.

Carlson, Frederik Ferdinand, schwed. Geschichtschreiber, geb. 13. Juni 1811 in Upland, studierte seit 1825 zu Upsala, bereiste 1834-36 Dänemark, Deutschland, Italien und Frankreich, ward 1836 Dozent der Geschichte zu Upsala, war 1837-46 Lehrer der königlichen Prinzen Karl und Oskar in Stockholm und erhielt, nach Upsala zurückgekehrt, 1849 die durch Geijers Tod erledigte Professur der Geschichte. 1858 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und 1859 der schwedischen Akademie ernannt, schied er 1863 aus seinem Lehramt, um als Staatsrat die Verwaltung des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten zu übernehmen, die er bis 1870, zum zweitenmal 1875-78 innehatte. Auch an dem parlamentarischen Leben beteiligte er sich und vertrat von 1850 bis 1866 erst die Universität Upsala, dann die Akademie der Wissenschaften auf den Reichstagen. 1872 wurde er zum Mitglied der Ersten Kammer des Reichstags gewählt. Er ist als historischer Schriftsteller sehr fruchtbar gewesen; sein Hauptwerk ist die in sachlicher und formeller Hinsicht sehr anerkennenswerte "Geschichte Schwedens" (Gotha 1855-74), welche er als Fortsetzung (Bd. 4 u. 5) des von Geijer begonnenen Werkes für die Heeren-Ukertsche Sammlung "Geschichte der europäischen Staaten" verfaßte. Dieselbe erschien auch in schwedischer Sprache als "Sveriges historia under konungarne af Pfalziska huset" (Stockh. 1855-85, Bd. 1-7). Daneben verdienen noch erwähnt zu werden die Schriften: "Om stats-hvälfningen i Sverige under konung Carl XIs regering" (Stockh. 1856); "Om fredsunderhandlingarne åren 1709-18" (das. 1859); "Om den Svenska statsforwaltningens förändrade skick under konung Carl XIs regering" (1858) und "Om 1680 års riksdag" (das. 1860).

Carludovica R. et P., Pflanzengattung aus der Familie der Cyklanthaceen, Gewächse des tropischen Amerika, zum Teil mit langen, kletternden Stämmen und Luftwurzeln oder stammlos dichte Gebüsche bildend. Sie haben große, gefaltete, tief eingeschnitten Blätter, unscheinbare Blüten und vierseitige Beeren mit zahlreichen Samen. C. palmata W., in Neugranada, Ecuador und Panama, wächst an feuchten, schattigen Stellen, ist stammlos und trägt auf 2-4 m hohen Blattstielen über 1,25 m breite Blätter, welche durch tiefe Einschnitte gefiederten Palmblättern ähnlich sind. Diese Blätter liefern das Material für die echten Panamahüte. Man kultiviert diese und andre Spezies in unsern Warmhäusern.

Carluke (spr. karluhk), Stadt in Lanarkshire (Schottland), 8 km nordwestlich von Lanark, mit Kohlen- und Eisengruben, Steinbrüchen, Obstgärten und (1881) 3867 Einw.

Carlyle (spr. karleil), Thomas, bedeutender engl. Historiker, geb. 4. Dez. 1795 zu Ecclefechan in der schottischen Grafschaft Dumfries als der Sohn eines nicht unbemittelten Pachters, bezog im Alter von 14 Jahren die Universität Edinburg und widmete sich hier, da er in der Theologie keine Befriedigung fand, insbesondere dem Studium der Mathematik und der Sprachen, vorzüglich der deutschen Sprache und Litteratur. Nach Beendigung seiner Studien sah er sich zur Annahme spärlich bezahlter Lehrerstellungen erst in Schottland, dann in London genötigt, bis ihn eine in jeder Beziehung glückliche Heirat in den Stand setzte, erst auf einem kleinen Landgut in Schottland, seit 1833 aber in Chelsea bei London ganz der Litteratur zu leben. Außer mehreren Übersetzungen mathematischer Werke hatte er schon seit 1823 an Sir David Brewsters "Edinburgh Encyclopaedia" und an der "Edinburgh Review" mitgearbeitet, insbesondere Essays über Montesquieu, Montaigne, Nelson, die beiden Pitt und über Goethes "Faust" veröffentlicht. Die neuere deutsche Litteratur nahm ihn damals ganz gefangen, und niemand mehr als C. hat dazu beigetragen, ihre Kenntnis den Engländern zu vermitteln. Im Zeitraum weniger Jahre publizierte er eine Übersetzung von Goethes "Wilhelm Meister": "William Meister's apprenticeship" (Edinb. 1825, 3 Bde.), eine Biographie Schillers: "Life of Schiller, an examination of his works" (Lond. 1825), und eine Auswahl von Übersetzungen aus Goethe, Fouqué, Tieck, Musäus, Jean Paul, Hoffmann u. a. mit kritischen und biographischen Einleitungen unter dem Titel: "German romances" (Edinb. 1827, 4 Bde.) sowie ein große Anzahl kleinerer Aufsätze, z. B. über Werner, Novalis, den Briefwechsel Goethes mit Schiller, Heine, das Nibelungenlied etc., die später mit andern in der Sammlung seiner "Essays" (5 Bde.) vereinigt sind. Durch diese Schriften war C. zu Goethe in Beziehungen getreten; ein Briefwechsel zwischen beiden ward angeknüpft, Goethe selbst leitet die 1830 in Frankfurt erschienene deutsche Übersetzung der Schiller-Biographie ein, und der junge englische Gelehrte blieb sein lebenlang ein begeisterter Verehrer des Weimarer Dichterfürsten. Die nächste größere

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