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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Carutti di Cantogno; Carvajal; Carvalho

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Carutti di Cantogno - Carvalho.

zum "Lehrbuch der Zootomie" radiert. Als Kunstschriftsteller hat er sich hervorgethan durch seine "Briefe über die Landschaftsmalerei" (Leipz. 1831, 2. Aufl. 1835) und die "Betrachtungen und Gedanken vorauserwählten Bildern der Dresdener Galerie" (Dresd. 1867). In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er noch seine "Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten" (Leipz. 1865-66, 4 Bde.).

2) Julius Viktor, Zoolog, geb. 25. Aug. 1823 zu Leipzig, Sohn des Professors der Chirurgie in Dorpat, Ernst August E. (gest. 26. März 1854 in Berlin), studierte seit 1841 in Leipzig Medizin und Chirurgie, ward 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, ging 1849 nach Würzburg, dann nach Freiburg i. Br. und im Herbst d. J. als Konservator des vergleichend-anatomischen Museums nach Oxford. Im J. 1851 habilitierte er sich in Leipzig und erhielt hier 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen Sammlung daselbst; im Sommer 1873 und 1874 hielt er an der Universität Edinburg Vorlesungen über Zoologie in Vertretung des die Expedition des Challenger leitenden Professors Wyville Thomson. C. schrieb: "Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels" (Leipz. 1849); "System der tierischen Morphologie" (das. 1853); "Icones zootomicae" (das. 1857); "Über die Wertbestimmung zoologische Merkmale" (das. 1854); "Über die Leptokephaliden" (das. 1861); "Handbuch der Zoologie" (mit Gerstäcker, das. 1863 ff.); "Geschichte der Zoologie" (Münch. 1872); "Prodromus faunae mediterraneae" (das. 1884 ff.); außerdem gab er mit Engelmann die "Bibliotheca zoologica" (Leipz. 1861, 2 Bde.) heraus und übersetzte Lewes' "Physiologie" (das. 1860), dessen "Aristoteles" (das. 1866) sowie Darwins Schriften. 1878 begann er die Herausgabe des "Zoologischen Anzeigers".

Carutti di Cantogno (spr. -tonnjo), Domenico, ital. Historiker und Publizist, geb. 26. Nov. 1821 zu Eumiana bei Turin aus adliger Familie, widmete sich dem Studium der Rechte, zugleich aber auch mit mehr Neigung den schönen Wissenschaften. Nachdem er in jungen Jahren Romane und Dramen geschrieben, wandte er sich, angeregt durch die nationale Erhebung, der Politik und Geschichte zu. Seine Aufsätze: "Il Piemonte come potenza italiana nel sistema politico d'Europa" (1849) und "Dei principii del governo libero" (1852, neue Aufl. 1861) machten Aufsehen. Mehr noch trugen ihm Ruhm ein die "Storia del regno di Vittorio Amedeo II" (Turin 1856) und die "Storia del regno di Carlo Emanuele III" (das. 1859), die für eine wichtige Bereicherung der italienischen Geschichtslitteratur überhaupt gelten. Sie waren die Ursache, daß C. 1859 unter Cavour ins Ministerium des Äußern berufen und als Generalsekretär angestellt ward. 1860 und 1861 saß er im Parlament und war 1862-69 außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter im Haag; gegenwärtig ist er Mitglied des Staatsrats. Außer zahlreichen historischen Abhandlungen in Fachzeitschriften schrieb er noch eine "Storia della diplomazia della casa di Savoia" (Turin 1875-80, 4 Bde.) und "Il conte Umberto I (Biancamano) ed il re Ardoino" (Rom 1884).

Carvajal (spr. -wachäl), 1) Juan de, röm. Kardinal, ein sittenstrenger, pflichteifriger Spanier, Legat der Päpste Eugen IV. und Nikolaus V. bei den Unterhandlungen, durch welche das Konzil von Basel lahmgelegt wurde. C. war schon bei den Besprechungen thätig, welche 1440 zu Mainz zwischen den Abgeordneten des Konzils und den Legaten des Papstes stattfanden, und vollendete 1448 das Werk des gewandten Äneas Sylvius, indem er als päpstlicher Legat mit Kaiser Friedrich III. das Wiener oder Aschaffenburger Konkordat abschloß, durch welches die Reformbestrebungen des Baseler Konzils vereitelt wurden und Deutschland in die kirchliche Abhängigkeit vom Papst zurücksank. C. starb 6. Dez. 1469 in Rom.

2) Thomas José Gonzalez, span. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 21. Dez. 1753 zu Sevilla, studierte daselbst die Rechte, machte sich im Verwaltungsfach und in der Philologie litterarisch bekannt, wurde 1790 Offizial in dem Finanzsekretariat für Indien und dann in dem für Spanien sowie 1795 Intendant der in der Sierra Morena und in Andalusien neuangelegten Kolonien, zog sich aber 1807 nach Sevilla zurück. Bei der Erhebung gegen Napoleon I. trat er 1809 als Intendant in das Patriotenheer, ward 1812 Präsident der Finanzjunta und 1813 Staatssekretär des Finanzministeriums, später auf seinen Wunsch Direktor der Studien von San Isidoro. Wegen Errichtung einer Lehrkanzel für konstitutionelles Recht 1815 in Sevilla interniert, lebte er seinen Studien, bis ihn die Revolution von 1820 auf seinen frühern Posten zurückrief. Noch 1820 ward er Mitglied der Zensurjunta, 1821 Staatsrat. Die Gegenrevolution von 1823 vertrieb ihn wiederum auf vier Jahre aus Madrid, wohin er erst 1827 zurückkehren durfte. 1829 übertrug man ihm die Zusammenstellung der Verordnungen im Militärverpflegungsfach. 1833 wurde er Mitglied des obersten Kriegsrats und 1834 des Rats von Spanien und Indien in der Abteilung des Kriegs, bald darauf zum Procer des Reichs ernannt. Er starb 9. Nov. 1834. Als Schriftsteller zeichnete sich C. nicht bloß im Fach der Militärökonomie aus, sondern erwarb sich auch europäischen Ruf durch seine metrische Übersetzung der poetischen Bücher der Bibel, wozu er noch im 54. Lebensjahr Hebräisch lernte ("Los salmos", Valencia 1819, 5 Bde., u. öfter; "Los libros poeticos de la Santa Biblia", das. 1827, 6 Bde.). Seine "Opusculos ineditos en prosa y verso" erschienen zu Madrid 1847 in 13 Bänden.

Carvalho (spr. -wálju), Jozé da Silva, portug. Minister, geb. 19. Dez. 1782 zu Castelbranco in der Provinz Beira, studierte zu Coimbra die Rechte, erhielt aber, wegen seiner freisinnigen Richtung zurückgesetzt und selbst verfolgt, erst 1810 eine kleine Anstellung als Richter. Liberal gesinnt und eifriger Patriot, plante er seit 1817 die Befreiung des Vaterlandes von den Engländern und eine konstitutionelle Verfassung, und 24. Aug. 1820 brach die Revolution in Oporto aus. C. ward Mitglied und Sekretär der provisorischen Junta und 1821 Mitglied der von den Cortes eingesetzten Regentschaft. Johann VI., welcher im Juni 1821 die Regierung übernahm, erhob C. zum Präsidenten der Lissaboner Munizipalität und bald darauf zum Justizminister, in welcher Stellung er bis zur Konterrevolution 1823 blieb. Damals floh C. nach England und lebte hier in kümmerlichen Umständen. Als Dom Pedro 1826 die konstitutionelle Charte gegeben, kehrte C. nach Portugal zurück, mußte aber nach dem Staatsstreich Dom Miguels (1828) wieder nach England fliehen. Nach Dom Pedros Rückkehr nach Europa gewann ihn C. in Cherbourg 1831 für die Befreiung Portugals, wurde Mitglied des Vormundschaftsrats für die Königin, schaffte in London die nötigen Geldmittel, begleitete dann Dom Pedro nach der Insel Terceira zur Organisation der Expedition und wurde nach der Landung in Portugal Direktor der Zivilverwaltung bei der Armee und Präsident des Tribunals der Instiz und des Kriegs. Im Dezember 1832 übernahm er das Finanzmini-^[folgende Seite]

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