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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Casaubon - Caserta.

volutionären Bewegungen von 1821 nahm er selbst keinen direkten Anteil, ging aber 1824 nach Wien, um für seinen Schwager um Gnade zu bitten. 1837 zum Podesta von Mailand ernannt, bekleidete er diesen schwierigen Posten bis 1848, für die italienische Nationalität mehrfache Zugeständnisse erwirkend. An dem Aufstand vom März 1848 beteiligte er sich, wurde 20. März zum Präsidenten der provisorischen Regierung ernannt und wirkte in dieser Eigenschaft für die Vereinigung mit Piemont. Vom 27. Juli bis 23. Aug. 1848 war er Präsident des Fusionsministeriums in Turin. Nach der Katastrophe von Novara blieb er in Piemont, wurde zum Senator ernannt, bekleidete 1859 die Stelle eines Unterrichtsministers, später vier Jahre lang das Präsidium des Senats und verlebte den Rest seines Lebens, von Geschäften zurückgezogen, in seiner Vaterstadt Mailand, wo er 16. Nov. 1873 starb.

Casaubon (spr. -soboug), Isaac, einer der bedeutendsten Philologen, geb. 18. Febr. 1559 zu Genf, wurde von seinem Vater, einem reformierten Prediger und französischen Refugié, unterrichtet, studierte 1578 in Genf, ward 1583 Lehrer des Griechischen daselbst, verheiratete sich 1585 mit einer Tochter von H. Stephanus, nahm 1596 eine Professur zu Montpellier an, ging 1599 auf Einladung des Königs Heinrich IV. nach Paris, um eine Professur an der dortigen Universität anzutreten, wurde, als ihm diese aus Religionshaß vorenthalten wurde, 1603 Bibliothekar des Königs, nahm, der Anfechtungen als Reformierte müde, 1608 eine Einladung Jakobs I. nach England an und setzte dort in sorgenfreier Lage seine litterarische Wirksamkeit bis an seinen Tod, 11. Juli 1614, fort. Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir seine "Animadversionum in Athenaei Deipnosophistas libri XV" (Lyon 1600, 1621, 1664; zuletzt von Schäfer, Leipz. 1796-1843, 3 Bde.), seinen Kommentar zu den "Scriptores historiae Augustae" (Par. 1603 u. 1620), die gründliche Untersuchung "De satyrica Graecorum poesi et Romanorum satira libri II" (das. 1605; zuletzt von Rambach, Halle 1774), die Schrift "De libertate ecclesiastica" (unvollendet, Genf 1607) und die "Exercitationis de rebus sacris et ecclesiasticis contra Baronium", die ihrer Zeit großes Aufsehen erregten, sowie seine ausgezeichneten Ausgaben des Diogenes Laertios, Aristoteles, Theophrast, Sueton, Persius, Polybios, Theokrit, Strabon, Dionysios von Halikarnaß und Athenäos. Seine zahlreichen Briefe, von Gronov gesammelt (Haag 1638 u. öfter), gab am besten Janson ab Almeloveen (Rotterd. 1709, mit Biographie) heraus. Vgl. Russel, Ephemerides I. Casaubonii (Oxf. 1850, 2 Bde.); Nisard, Le triumvirat littéraire au XVI. siècle (Par. 1852); Jacobi, Aus dem Leben des I. C. (Berl. 1854); Vial, C. (Programm, Hersfeld 1866); Pattison, Isaac C. (Lond. 1875).

Cascade Range (spr. kaskehd rehndsch), s. Kaskadengebirge.

Cascaes (spr. kaskaisch), Hafenort in der portug. Provinz Estremadura, westlich von Lissabon, mit Seebad, Mineralquelle und 1593 Einw.; Sommeraufenthalt der königlichen Familie.

Cascalho (spr. -kalljo), das Diamanten führende Diluvialschuttland in Brasilien.

Cascavella, s. Klapperschlange.

Cascina (spr. kaschina), Ort in der ital. Provinz Pisa, am Arno und an der Eisenbahn von Florenz nach Pisa, mit Mauern und Türmen und (1881) 2031 Einw.; denkwürdig durch die Niederlage, welche 29. Juli 1364 die Söldner Pisas durch die Florentiner unter Galeotto Malatesta erlitten.

Cascinen, der Stadtpark von Florenz (s. d.).

Casco (span.), der Schiffsrumpf. Im Seeversicherungswesen bedeutet C. das Seeschiff mit Einschluß derjenigen Inventarienstücke, welche zu jeder Reise nötig sind. Unter Versicherung auf C. versteht man die Versicherung des Schiffs mit Einschluß allen Zubebörs, wie Segel, Anker, Tauwerk etc.

Cascos, s. Farbige.

Caselli, Giovanni, Abbate, Physiker, geb. 25. Mai 1815 zu Siena, bildete sich in Florenz, trat 1863 in den geistlichen Stand, wurde 1849 wegen seiner politischen Thätigkeit aus Parma ausgewiesen, ging wieder nach Florenz und widmete sich nun ganz der Wissenschaft, besonders der Lehre von der Elektrizität und dem Magnetismus. 1854 begründete er das Journal "La Ricreazione" zur Verbreitung physikalischer Kenntnisse im Volk, und um diese Zeit konstruierte er auch den nach ihm benannten Pantelegraphen, welcher, 1857 durch Froment in Paris zur Ausführung gebracht und wesentlich vervollkommt, 1865 zwischen Paris und Lyon und Paris und Havre sowie auch in Rußland in Thätigkeit gesetzt wurde. Später beschäftigte sich C. mit der Konstruktion eines elektrischen Motors und führte denselben 1865 auf Kosten des Kaisers Napoleon III. aus.

Casentino, Name des obern Arnothals in Italien, das sich zwischen dem toscanischen Apennin und dem Pratomagno 36 km weit gegen SO. hinzieht, einer mit ihrem Wälderschmuck, ihrem Wasserreichtum und den malerischen alten Städtchen, welche die Höhen krönen, reizenden, schon von Dante gefeierten Landschaft.

Caséogomme, s. Kasein.

Caseros, Stadt der Argentinischen Republik, Provinz Corrientes, am Uruguay, mit Eisenbahnstation, Zollamt und (1882) 2000 Einw.

Casérta, Provinz in der ital. Landschaft Kampanien, bis 1871 Terra di Lavoro genannt, grenzt im N. an die Provinz Aquila, im NW. an Rom, im W. an das Tyrrhenische Meer, im S. an die Provinz Neapel, im O. an die Provinzen Avellino und Benevent, im NO. an Campobasso und hat einen Flächenraum von 5992 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 5412 qkm = 98,3 QM.) mit (1881) 714,131 Einw. Der Boden ist durch die Apenninen gebirgig (die Provinz enthält in ihrem nördlichen Teil den Monte Meta, 2208 m, und die Gebirgsmasse des Matese, 2047 m), aber sehr gut bewässert (durch den Garigliano, Volturno etc.), überaus fruchtbar und wohlkultiviert, daher man die Provinz nebst jener von Neapel insbesondere das Glückliche Kampanien nennt. Die Bevölkerung betreibt Landwirtschaft (Hauptprodukte: vorzügliches Getreide, Futterkräuter und Hülsenfrüchte in Menge, außerdem Wein, Oliven, Maulbeeren, Hanf, Baumwolle, Bataten, Südfrüchte etc.), Fischerei und mannigfache Gewerbe; die Berge liefern treffliches Bauholz, insbesondere für den Schiffbau, schönen Marmor (bei Mondragona und Petraroja) und Travertin. Die Provinz zerfällt in die fünf Kreise: C., Gaeta, Nola, Piedimonte d'Alife, Sora. - Die Hauptstadt C. liegt 22 km nördlich von Neapel, in der von den Monti Tifati begrenzten Ebene, an der Eisenbahn nach Rom und ist besonders berühmt durch ihr Schloß, eins der prächtigsten und größten in Europa, dessen Bau 1752 von König Karl III. unter Leitung des Architekten Vanvitelli begonnen wurde. Es hat die Form eines länglichen Vierecks von 242 m Länge, 187 m Breite und (bei 5 Stockwerken) 38 m Höhe. In der Mitte des Gebäudes erhebt sich eine Kuppel und zu beiden Seiten Pavillons. Das große Thor des Haupteingangs führt in einen Portikus von sizi-^[folgende Seite]

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