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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cassinische Kurve; Cassino; Cassiodorus

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Cassinische Kurve - Cassiodorus.

messungen). Er starb 16. April 1756 auf seinem Landgut Thury bei Clermont. C. schrieb: "De la grandeur et de la figure de la terre" (Par. 1720); "Éléments d'astronomie" (das. 1740), wozu die "Tables astronomiques du soleil, de la lune, des planètes, des étoiles et des satellites" (das. 1750) als Fortsetzung gehören.

3) César François C. de Thury, Sohn des vorigen, geb. 17. Juni 1714 zu Paris, trat schon 1736 in die Akademie der Wissenschaften und wurde nach seines Vaters Tode dessen Nachfolger in der Direktion der Sternwarte; er starb 4. Sept. 1784 in Paris. Sein berühmtestes Werk ist die große trigonometrische Vermessung Frankreichs, die erst von seinem Sohn Jean Dominique vollendet wurde, und deren Resultat in 182 Blättern unter dem Titel: "Carte topographique de la France" (Par. 1744-1793, 180 Blätter) in 1/86400 der wahren Größe erschien; eine Reduktion auf 1/3 des Maßstabes in 83 Blättern erschien als "Atlas national" seit 1791, außerdem eine Reduktion auf ½ in 84 Blättern von Capitaine. Von Cassinis Schriften sind zu nennen: "Relation de deux voyages faits en 1761 et 1762 en Allemagne" (1763-75, 2 Bde.); "Description géométrique de la terre" (1775); "Description géométrique de la France" (1784).

4) Jean Dominique, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 30. Juni 1748 zu Paris, wurde ebenfalls sehr bald Mitglied der Akademie, dann Gehilfe und endlich Nachfolger seines Vaters in der Direktion der Sternwarte. Die Vollendung der großen Karte von Frankreich ist sein Hauptverdienst; außerdem arbeitete er 1787 mit Méchain und Legendre an der astronomisch-trigonometrischen Verbindung von London und Paris. Die Revolution brachte C. als Gegner der Republik auf sieben Monate ins Gefängnis, worauf er sich auf sein Landgut zurückzog. Unter Napoleon I. wurde C. Mitglied des Instituts von Frankreich und behielt seine Stelle in seiner Sektion auch nach der Restauration. Längere Zeit Mitglied des Conseil général des Departements de l'Oise, bewies er in dieser Stellung tüchtige Geschäftsgewandtheit. Später lebte er zurückgezogen zu Thury sous Clermont und starb 18. Okt. 1845 daselbst.

5) Alexandre Henri Gabriel, Vicomte de, Sohn des vorigen, geb. 9. Mai 1781, widmete sich anfangs der Astronomie, dann der Rechtswissenschaft, beschäftigte sich daneben auch mit Botanik, gab "Opuscules phytologiques" (Par. 1826-34, 3 Bde.) heraus und wurde 1829 Rat am Kassationshof, 1831 Mitglied der Pairskammer und starb 16. April 1832.

Cassinische Kurve (Cassinoide), eine ebene Kurve vom vierten Grad, bei welcher das Produkt aus je zwei von irgend einem Punkt P der Kurve nach zwei festen Punkten F und G, den Brennpunkten, gezogenen Geraden unveränderlich ist. Sie ist nach Dominique Cassini benannt, welcher sie im unberechtigten Zweifel an der Richtigkeit der Keplerschen Gesetze als Bahn der Planeten an Stelle der Ellipse betrachtete. Legt man durch F und G eine Gerade und durch den Halbierungspunkt O von FG = 2e eine zur ersten senkrechte Gerade, so teilen diese beiden Geraden die Kurve in vier symmetrische Stücke. Die Form der Kurve selbst ist je nach Umständen verschieden: ist in dem Produkt FP·GP = k^{2} die Größe k kleiner als e, so besteht die C. K. aus zwei Ovalen um die Brennpunkte (aa in der Figur); ist k = a, so bildet sie eine Schleifenlinie b, Lemniskate genannt; ist k größer als a, aber kleiner als k^[img]2, so hat sie die Form c, endlich, wenn k größer als a^[img]2 ist, die Form d. Kurven dieser Art kommen in den farbigen Ringsystemen vor, welche optisch zweiachsige Kristalle im Polarisationsapparat zeigen.

^[Abb.: Cassinische Kurve.]

Cassino (ehemals San Germano), Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Sora, am Flüßchen Rapido und an der Eisenbahn von Rom nach Neapel gelegen, hat eine Kirche mit Deckengemälde von Luca Giordano, interessante Ruinen der alten Volskerstadt Casinum (darunter ein gut erhaltenes Amphitheater) und (1881) 6380 Einw. 5 km westlich von C. liegt hoch im Gebirge das berühmte Kloster Monte Cassino (s. d.).

Cassiodorus, Magnus Aurelius Senator, namhaft als hoher Staatsbeamter in Italien unter der Herrschaft der Goten und als fruchtbarer Schriftsteller, geboren um 468 n. Chr. zu Scyllacium (Squillace) in Kalabrien aus einer angesehenen Familie, ward von Odoaker zum Comes rerum privatarum (Geheimschreiber) und bald darauf zum Finanzminister ernannt. Als Odoaker (493) von Theoderich besiegt ward, trat C. zu letzterm über und wurde Präfekt von Unteritalien und bald darauf Quästor, dann Praefectus praetorio, Patricius, Consul (514) und hatte in diesen hohen Stellungen die Leitung der öffentlichen Geschäfte hauptsächlich in seiner Hand. Nach Theoderichs Tod (526) wußte er seine bei der Uneinigkeit der Goten höchst schwierige Stellung zu behaupten, und bei dem Einfall Belisars in Italien ging sein Bemühen dahin, die Italiener vom Abfall zurückzuhalten. Als die Goten jedoch Belisar unterlagen, zog er sich hochbetagt (538) nach Unteritalien in das von ihm bei Scyllacium gestiftete Kloster Vivarium (Vivarese) zurück. Hier lebte er den Wissenschaften und beförderte eine gelehrte Thätigkeit der Mönche, insbesondere das Abschreiben von Schriften der Alten, für deren Erhaltung und Studium sein Beispiel sehr wirksam war. Er starb nach 562, fast 100 Jahre alt. Unter seinen vielen Schriften nehmen die "Variarum epistolarum libri XII" die erste Stelle ein; sie sind als Amtsschriften eine ergiebige Quelle zur Zeitgeschichte (gedruckt Augsb. 1533). In seiner Zurückgezogenheit schrieb er: "De orthographia liber" (abgedruckt in Keils "Grammatici latini", Bd. 6); "De arte grammatica, ad Donati mentem"; "De artibus ac disciplinis liberalium artium" (ein im Mittelalter beliebtes Lehrbuch über sieben Schulwissenschaften). Sein "Chronicon" ist ein kurzer, meist in bloßen chronologische Notizen bestehender, für den König Theoderich bestimmter Abriß der Weltgeschichte von Adam bis 519 n. Chr. Aus seinen "Libri XII de rebus gestis Gothorum" ist nur ein Auszug von Jordanis übrig. Außerdem verfaßte er "Historiae ecclesiasticae tripartitae libri XII" nach Sozomenos, Sokrates und Theodoretos (Augsb. 1472); auch wird ihm eine Anweisung, die christlichen Feste zu berechnen, unter dem Titel: "Computus Paschalis s. de indictionibus, cyclis Solis et Lunae etc.", jedoch mit zweifelhaftem Recht, zugeschrieben. C.' "Opera omnia" wurden am besten herausgegeben von Garet (Rouen 1679, Vened. 1729; wieder abgedruckt in Mignes "Patrologiae cursus",

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]