Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Castille; Castillejo; Castillo; Castillon; Castine; Castitas; Castize; Castle; Castlebar

856

Castille - Castlebar.

sident von Peru. Er regierte mit Kraft und Umsicht, regelte die Finanzen, vermehrte die Streitkräfte, förderte die Industrie und begünstigte den Handel. 1854 stellte er sich an die Spitze des Aufstandes gegen Echenique, schlug dessen Truppen im Januar 1855 bei Lima und ward abermals auf den Präsidentenstuhl berufen. Nachdem er eine neue Verfassung verkündet hatte, legte er 1862 sein Amt nieder. Er starb im Begriff, die Regierung wieder an sich zu reißen, 30. Mai 1867 zu Arica in Peru.

Castille (spr. -ihj), Charles Hippolyte, franz. Romanschriftsteller und Journalist, geb. 8. Nov. 1820 zu Montreuil sur Mer, erhielt seine Erziehung auf den Schulen von Douai und Cambrai und begab sich dann nach Paris, wo er Feuilletonromane und Zeitungsartikel schrieb, welche eine sehr fruchtbare Einbildungskraft bekundeten. Wir erwähnen: "Les oiseaux de proie" (1846-48); "L'Ascalante" (1852); "Les ambitieux" (1852-53, 4 Bde.); "Histoires de ménage" (1855); "Les compagnons de la mort" (1854) und "La chasse aux chimères" (neue Ausg. 1872). Als politischer Schriftsteller, welcher dem liberalen und konstitutionellen Regiment abhold war, später aber in das radikale Lager übertrat, gründete C. 1847 im Verein mit Molinari die Zeitschrift "Le Travail intellectuel" und 1848 mit Bastiat "La République française", um dann in der "Révolution démocratique et sociale" und der "Tribune du peuple" sozialistische Ideen zu vertreten und unter dem zweiten Kaiserreich in dem "Esprit public" und dem "Globe" wieder, jedoch mit wenig Glück, als gouvernementaler Schriftsteller zu wirken. Von seinem politischen Standpunkt legen auch seine Schriften: "Les hommes et les moeurs ^[mœurs] sous le règne de Louis-Philippe" (1853), "Histoire de la seconde république française" (1854-56, 4 Bde.) und "Portraits historiques au XIX. siècle" (1856-60, 80 Bdchn.) Zeugnis ab. Außerdem schrieb er "Parallèle entre César, Charlemagne et Napoléon" (1858) und begann eine Geschichte Frankreichs (seit 1789) unter dem Titel: "Histoire de soixante ans", von der aber nur 4 Bände, bis 1800 reichend (1859-63), erschienen sind.

Castillejo (spr. -iljecho), Cristóval de, einer der berühmtesten und merkwürdigsten span. Dichter, der letzte Repräsentant der altspanischen Hofpoesie, wurde um 1490 zu Ciudad Rodrigo geboren und kam, kaum 15 Jahre alt, als Page an den Hof des Infanten Don Fernando, des nachmaligen Kaisers Ferdinand I., wurde dessen Sekretär und folgte ihm 1531 nach Deutschland, wo er 12. Juni 1556 in Wien starb. C. bekämpfte den klassisch-italienischen Stil in der Poesie, dessen Nachahmung durch Boscan und Garcilaso den nationalen zu verdrängen begann. Seine Gedichte zeugen von einer großen Sprachgewandtheit und technischen Fertigkeit in der Versifikation und bekunden einen echt dichterischen Geist, dessen Element das Satirische ist. Sie erschienen, von Anfang an auf Befehl der Inquisition durch Auslassung verschiedener anstößiger Stellen purifiziert, zuerst zu Madrid 1573; auch in Roman Fernandez' Sammlung (Bd. 12 und 13, das. 1792); zuletzt und am vollständigsten in den "Poetas liricos de los siglos XVI. y XVII." (Bd. 32 der Sammlung von Ribadeneyra, das. 1854). In der Bibliothek zu Wien befindet sich ein Manuskript von Castillejos "Gesprächen des Verfassers mit seiner Feder".

Castillo (spr. -stilljo), Städtchen im zentralamerikan. Staat Nicaragua, am rechten Ufer des San Juan, der hier Stromschnellen bildet, große Sammelstelle von Kautschuk (aus Castilloa elastica), das über Greytown verschifft wird.

Castillo (spr. -stilljo), 1) Diego Enriquez de, Kaplan und Chronist Heinrichs IV. von Kastilien, geboren zu Segovia, ward von jenem zu wichtigen Unterhandlungen verwendet. Seine Chronik erzählt die Begebenheiten der ganzen Regierungszeit Heinrichs IV. (1454-74) in einem einfachen, fast trocknen Stil; sie erschien in der von der königlichen Akademie der Geschichte veranstalteten Sammlung der span. Chroniken (Madr. 1787). Außerdem hat man von ihm ein allegorisches Gedicht, eine Vision auf den Tod Alfons' V. von Aragonien (hrsg. von Ochoa, mit den Gedichten des Marquis de Santillana, Par. 1844).

2) Alonso del C.-Solorzano, span. Novellen- und Komödiendichter, blühte zwischen 1624 und 1649 und erwarb sich namentlich durch die Schelmenromane: "El Bachiller Trapaza" und "Garduña de Sevilla", von denen noch in neuester Zeit (Madr. 1846-48) illustrierte Ausgaben erschienen, einen litterarischen Namen. Unter seinen übrigen zahlreichen Novellen sind die bekanntesten unter den Titeln: "Quinta de Laura" (1625) und "Alivios de Casandra" (eine Sammlung von Novellen, Schauspielen und Gedichten, zuerst 1610) erschienen; andre sind enthalten in den "Jornadas alegres" (1626) und "Noches de placer" (1631). Eine Auswahl derselben findet sich in der "Coleccion de novelas escogidas" (Madr. 1788-1791). Unter seinen Lustspielen fanden "El marques del Cigaral" und "El Mayorazgo" (beide im Bd. 45 der Madrider "Biblioteca de autores españoles" abgedruckt) den meisten Beifall.

3) Andres del, span. Novellendichter, Zeitgenosse des vorigen, stammte aus Brihuega bei Toledo und verfaßte in der damals herrschenden gezierten Schreibart sechs Novellen, die unter dem Titel: "La mogiganga del gusto" (zuerst Saragossa 1641) erschienen. Eine derselben: "La muerte del avariento y Guzman de Juan de Dios", ist im Bd. 33 der "Biblioteca de autores españoles" abgedruckt.

4) Juan Ignazio Gonzalez del, span. Dichter, der zu Anfang dieses Jahrhunderts in Cadiz lebte und daselbst durch Sainetes (komische Szenen für Zwischenakte) große Beliebtheit gewann. Sie zeichnen sich durch treue Beobachtung der Sitten des andalusischen Volkes und heitere Satire aus. Am bekanntesten davon sind: "El soldado fanfarron", "La Galiada" und "La mujer corregida y marido desengañado". Eine Sammlung derselben gab A. de Castro (Cadiz 1845, 4 Bde.) heraus.

5) Span. Historiker, s. Dias del Castillo.

Castillon (spr. -stijóng), Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement Libourne, an der Dordogne und an der Eisenbahn von Libourne nach Bergerac, mit bedeutendem Zwiebelbau und (1881) 2766 Einw. C. ist merkwürdig durch den Sieg Karls VII. von Frankreich über die Engländer unter Talbot, welcher mit seinem Sohn fiel, 13. Juni 1453; ein Obelisk erinnert an die Schlacht.

Castine (spr. kaßtihn), Dorf im nordamerikan. Staat Maine, an der Ostseite der Penobscotbai, mit vortrefflichem Hafen und (1880) 1215 Einw. Hier 1779 Niederlage der amerikanischen Flotte.

Castitas (lat., Kastität), Züchtigkeit, Keuschheit; c. violata, verletzte Keuschheit.

Castize, Abkömmling von portug. Eingebornen und Mestizen.

Castle (engl., spr. kässl), Burg, Schloß.

Castlebar (spr. kässlbahr), Hauptort der irischen Grafschaft Mayo, am See Lanach, mit (1881) 3855 Einw.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]