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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Celosia; Celsius; Celsus; Celt

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Celosia - Celt.

von Gespinsten und Geweben, Papier, Pergamentpapier, Schießbaumwolle, Kollodium, Oxalsäure, Leuchtgas, Holzteer, Essigsäure etc. Für die Darstellung von Papier und für manche andre Zwecke wird ein Fabrikat aus Holz dargestellt, welches wesentlich aus reiner C. besteht und auch unter diesem Namen in den Handel kommt. Vgl. Holzstoff.

Celosia L. (Hahnenkamm), Gattung aus der Familie der Amarantaceen, meist Sommergewächse, zum Teil ausdauernd und strauchartig, mit abwechselnden, ganzen und kahlen Blättern und kleinen Blüten mit schön gefärbtem Perigon, sämtlich in den heißern Ländern, namentlich in Ostindien, einheimisch. Die als Zierpflanze bekannteste Art ist C. cristata L., aus Ostindien und China, bei welcher die Blütenstände durch Verbänderung in hahnenkammähnliche Gebilde umgewandelt sind. Sie wird in mehreren Spielarten: mit pyramidalischer Ähre, mit federkrausem und mit faltig-krausem, sehr verschieden gefärbtem Kamm, kultiviert. C. argentea L., aus Ostindien, hat in Ähren stehende, silberweiße Blüten.

Celsius, 1) Magnus Nikolaus, Astronom und Naturforscher, geb. 16. Jan. 1621 zu Alfta-Socken in Helsingland, war Professor der Mathematik und Astronomie zu Upsala und machte sich als Entzifferer der Helsingrunen einen Namen; er starb 5. Mai 1679.

2) Olof (Olaus), Naturforscher und Theolog, Sohn des vorigen, geb. 19. Juli 1670 zu Upsala, starb 24. Juni 1756 daselbst als Professor der Theologie und Dompropst, begründete mit dem Erzbischof Benzelius und dem jüngern Rudbeck die Societät der Wissenschaften in Upsala und erwarb sich durch die Unterstützung des noch unbekannten Linné große Verdienste. Außer seinem "Hierobotanicon" (Upsala 1745-47; Amsterd. 1748, 2 Tle.) hat man mehrere interessante Dissertationen von ihm.

3) Anders, Astronom, Neffe des vorigen, geb. 27. Nov. 1701 zu Upsala, wurde 1730 Professor der Astronomie daselbst, bereiste 1732 die vorzüglichsten deutschen, italienischen und französischen Sternwarten und verweilte besonders in Paris, wo er mit den dortigen Astronomen behufs Bestimmung der Gestalt der Erde in Verbindung trat und wesentlich dazu beitrug, daß die französische Regierung ihm und Maupertuis 1736 die Messung eines Meridianbogens zwischen Torneå und dem Dorf Pello in Westbottnien auftrug (vgl. Gradmessungen). C. ließ nun in Upsala eine Sternwarte errichten, wo er beobachtete, bis 1740 die Regierung das dortige reich ausgestattete Observatorium baute. Er starb 25. April 1744. C. beschäftigte sich auch mit der Messung der Intensität des Lichts, mit dem Nordlicht, der Theorie der Jupitersatelliten und mit der Größenbestimmung des altrömische Fußes. Er war thätig für die Einführung des gregorianischen Kalenders und machte als einer der ersten auf die Senkung des Meeresspiegels an der nördlichen schwedischen Küste aufmerksam. Außer der "Disquisitio de observationibus pro figura telluris determinanda in Gallia habitis" (Upsala 1738) schrieb er viele Dissertationen, von welchen eine, "Über die Wärmemessung" (1742), besonders genannt werden muß, weil darin eine hundertteile Thermometerskala vorgeschlagen ist, die sich indessen von der jetzt gebräuchlichen sogen. Celsiusschen oder Zentesimalskala dadurch unterscheidet, daß die Zählung vom Siedepunkt nach dem Gefrierpunkt hinläuft, während die jetzt übliche umgekehrte Zählung erst 1750 von dem Stockholmer Akademiker Strömer vorgeschlagen ward.

4) Olof von, Sohn von C. 2), berühmt als schwedischer Geschichtschreiber und Dichter, geb. 4. Dez. 1716 zu Upsala, wurde noch sehr jung Vizebibliothekar daselbst, 1747 Professor der Geschichte, 1756 in den Adelstand erhoben, 1777 Bischof zu Lund und 1786 Mitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften. Er starb 15. Febr. 1794. Seine "Geschichte Gustavs I." (3. Aufl., Stockh. 1746-53, 2 Bde.; deutsch, Kopenh. 1753, 2 Bde.) ist ausgezeichnet durch sorgfältige Forschung und Wahrheitssinn; dasselbe Lob verdient seine "Geschichte Erichs XIV." (Stockh. 1774; deutsch mit Zusätzen und Verbesserungen des Verfassers von Möller, Flensb. 1778); über seinem besten Werk, einer Geschichte der schwedischen Kirche ("Svea rikes kyrkohistoria", Stockh. 1767, Bd. 1), überraschte ihn der Tod. Seine "Bibliothecae Upsalensis historia" erschien 1745. Die von ihm herausgegebene "Tidningar om de Lärdas arbeten" (1742 ff.) ist die erste Litteraturzeitung Schwedens. Seine Originaldichtungen zeigen Mangel an Phantasie; besser sind seine lateinischen Gedichte. Außerdem gab er Übersetzungen von Psalmen sowie von Homer und Vergil heraus. In politischer Hinsicht war C. ein energischer Mann und eine Hauptstütze der königlichen Partei.

Celsus, 1) einer der sogen. Dreißig Tyrannen, Gegenkaiser des Gallienus, lebte als gewesener Militärtribun in der Provinz Afrika, als er sich bereden ließ, sich zum Kaiser aufzuwerfen. Er wurde schon nach sieben Tagen in Sicca ermordet und sein Leichnam den Hunden vorgeworfen.

2) Aulus Cornelius, Gelehrter, lebte unter Tiberius und Nero und besaß ein umfassendes encyklopädisches Wissen. Sein allein erhaltenes Hauptwerk sind "De medicina libri VIII", worin aus den bestehenden ärztlichen Systemen das Brauchbare und Haltbarste mit kritischem Scharfsinn ausgelesen und zugleich die einzelnen Lehren der Medizin in systematischen Zusammenhang gebracht sind. Der Preis der höchsten Vollendung gebührt dem letzten, dem chirurgischen Abschnitt. Nächst der ersten Ausgabe (Flor. 1478) sind die vorzüglichsten die von Targa (Padua 1769 u. Verona 1810; erweitert von Renzi, Neap. 1851-52, 2 Bde.), Daremberg (Leipz. 1859). Deutsche Übersetzungen lieferten Ritter (Stuttg. 1840) und Scheller (Braunschw. 1846). Eine Ausgabe mit französischer Übersetzung, lateinischem Text, Kommentar und Abbildungen besorgte Védrènes (Par. 1875). Fragmente von C.' übrigen Schriften sammelte Kissel in seiner Monographie über C. (Gießen 1844).

3) C., angeblich Epikureischer, eigentlich aber eklektischer Philosoph im 2. Jahrh. n. Chr., schrieb nach 176 in seinem "Wahren Wort" die erste beachtenswerte Polemik gegen das Christentum, von der uns in der Gegenschrift des Origenes "Contra Celsum" (8 Büchner) ziemlich bedeutende, an vielen Stellen platonisierende Fragmente erhalten sind. Er greift das Christentum an besonders wegen seiner blinden Gläubigkeit bei innerer Parteispaltung, wegen seines anthropomorphistischen Gottesbegriffs bei spiritualistischer Schwärmerei, wegen seines Schuldbewußtseins bei weltverachtendem Hochmut und wegen seines philosophisch nicht haltbaren Erlösungsbegriffs. Versuche zur Wiederherstellung der Schrift lieferten Keim ("C.' wahres Wort", Zür. 1873) und Aube ("Histoire des persecutions", Par. 1878). Als Philosoph hat er sich nicht weiter ausgezeichnet. Vgl. Pélagaud, Étude sur Celse (Lyon 1878).

Celt (Kelt), Axt oder Beil aus vorhistorischer Zeit, s. Steinzeit und Metallzeit.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]