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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Certifikator; Certioration; Certis; Certosa; Certosa-Mosaik; Cerumen; Cerussa; Cerussit; Cerutti; Cervantes Saavedra

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Certifikator - Cervantes Saavedra.

die Feststellung der Identität der Ware gesichert ist. Diese Certifikate haben den Zweck, Waren, welche aus Ländern kommen, mit denen eine Übereinkunft über Verkehrserleichterungen oder Zollbegünstigungen abgeschlossen wurde, diese Vorteile zu sichern, indem die letztern nur dann gewährt werden, wenn die Waren von jenen Attesten begleitet sind. Zu dem Ende werden die Certifikate beim Grenzzollamt zur weitern Abfertigung unter Begleitschein abgegeben, dem letztern angestempelt und begleiten dann die Waren bis zu dem Hauptamt in ihrem Bestimmungsort, das den Begleitschein erledigt, die Certifikate aber zurückbehält. Die Ausgangscertifikate der Meßplätze haben eine ähnliche Bedeutung. Dem Kaufmann, welcher Messen mit zollpflichtigen Waren besucht, wird bei Erfüllung der regulativmäßigen Bedingungen ein Meßkonto für die Dauer der Messe bei dem Zollamt des betreffenden Platzes eröffnet. Über die verkauften zollpflichtigen Waren werden zwei übereinstimmende Certifikate ausgestellt. Das eine C. hat der Verkäufer an das Abfertigungsamt abzugeben, das andre erhält der Käufer, welcher binnen bestimmter Frist die Ware zur Ausgangsrevision zu stellen hat. Solange dies nicht geschehen, bleibt der Kontoinhaber für den Zoll haftbar; dagegen wird ihm, wenn die Gestellung richtig erfolgt, der Zoll von seinem Konto abgeschrieben, und er hat nur die übrigen innerhalb der Zollgrenze verbleibenden Waren am Ende der Messe zu versteuern. Auch Großhändler, welchen fortlaufende Konti eröffnet sind, haben bei der Ausfuhr von Waren oder bei deren Überführung nach Städten mit öffentlichen Niederlagen über jede Warenpost ein C. auszustellen, welches binnen vier Wochen dem Abfertigungsamt vorzulegen ist, und auf Grund dessen ihnen der Zoll vom Konto abgeschrieben wird. Demselben sind die zum Zweck der Ausgangsabfertigung abzugebenden Deklarationen beizufügen. Beim englischen Fallitenwesen wird das von den Kuratoren der Konkursmasse ausgestellte Beglaubigungsdokument, kraft dessen die von seiten des insolventen Schuldners erfolgte Auslieferung seiner gesamten Aktiva ausgesprochen wird, sowie dessen unbedingte Unterwerfung unter das Gesetz ebenfalls C. genannt.

Certifikator (lat.), Certifikatsaussteller, Gewährsmann, Rückbürge; certifizieren (lat.), bescheinigen, beglaubigen.

Certioration (lat., "Vergewisserung"), die Belehrung über gewisse Rechtsverhältnisse, welche gesetzlich zuweilen bei gerichtlichen Handlungen denen erteilt werden muß, bei welchen man eine besondere Bekanntschaft mit dergleichen Verhältnissen nicht voraussetzen kann, z. B. über die Wirkung einer Erklärung, eines Verzichts, einer Quittung etc. Im Fall sie unterblieb, ist der Akt ungültig.

Certis, Fluß, s. Bätis.

Certosa (spr. tscher-, C. di Pavia, "Kartause von Pavia"), Name eines großartigen Klosterbaues bei Pavia, 8 km nördlich von dieser Stadt an der Eisenbahn nach Mailand gelegen, 1396 von Giovanni Galeazzo Visconti gegründet, 1402 von Kartäusern bezogen, 1782 von Kaiser Joseph II. als Kloster aufgehoben, 1843 als solches unter Ferdinand I. wiederhergestellt. Infolge der allgemeinen Klosteraufhebung ist das Gebäude zum Nationaldenkmal geworden. Des Gründers Grabmal bewahrt die an Pracht überreiche Kirche, deren 1473 begonnene Fassade (s. Tafel "Baukunst XII", Fig. 1) mit dem prächtigen Hauptportal ein Musterwerk oberitalienscher Renaissance bildet und mit plastischem Schmuck auf das reichste ausgestattet ist. Die ältern Teile des Baues sind gotisch, zum Teil sogar noch romanisch, während spätere Zuthaten am Äußern dem Barockstil angehören. Das Innere der Kirche ist dreischiffig, bildet ein lateinisches Kreuz von 77 m Länge und 54 m Hauptbreite und ist reich an Schätzen der Bildhauerei und Malerei, darunter die Kreuzigung von Borgognone, Mariä Himmelfahrt von Andrea Solari, eine Madonna von B. Luini, das erwähnte marmorne Grabdenkmal Gal. Viscontis, die Grabmäler von Lodovico Moro und dessen Gemahlin Beatrice d'Este u. a. Die eigentlichen Klosterräume enthalten schöne Kreuzgänge (deren einer 125 m lang und 102 m breit ist). Hier wurde Franz I. von Frankreich nach der 1525 gegen die Österreicher verlornen Schlacht von Pavia drei Tage lang gefangen gehalten. Vgl. Durelli, La Certosa di Pavia (Mail. 1823-30); photographische Aufnahmen von Noack in Genua (20 Blätter, 1880).

Certosa-Mosaik (spr. tscher-), aus drei- oder viereckigen Stücken zusammengesetztes Elfenbeinmosaik orientalischen Charakters, welches jetzt unter diesem Namen besonders in Mailand zum Schmuck von Möbeln aus Nußbaum- oder schwarz poliertem Holz angefertigt wird.

Cerumen (lat.), das Ohrenschmalz; ceruminös, voll Ohrenschmalz, dem Ohrenschmalz ähnlich.

Cerussa, s. v. w. Bleiweiß.

Cerussit (Bleispat, Bleicarbonat, Weißbleierz, Schwarzbleierz), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, findet sich in rhombischen, säulenförmigen oder tafelartigen Kristallen, einzeln aufgewachsen oder in Drusen, selten zu bündelförmigen Aggregaten verbunden, auch sehr feinkörnig und erdig (Bleierde), als Bindemittel des Sandsteins bei Vilbeck in Franken und in stalaktitischen Überzügen als ganz neue Bildung bei Kommern in Rheinpreußen. Er ist farblos, grau, gelb, braun, schwarz, selten grün oder rot mit Diamant- oder Fettglanz, durchsichtig bis durchscheinend, Härte 3-3,5, spez. Gew. 6,4-6,6. Er besteht aus kohlensaurem Blei PbCO3 ^[PbCO<sub>3</sub>] und enthält 83,52 Proz. Bleioxyd. C. ist ein wichtiges Bleierz und findet sich, meist mit Bleiglanz, bei Johanngeorgenstadt, Zellerfeld, Klausthal, Tarnowitz, Leadshill, Přibram, Nertschinsk, in Missouri.

Cerutti (spr. tsche-). Joseph Antoine Joachim, franz. Schriftsteller ital. Abstammung, geb. 13. Juni 1738 zu Turin, trat früh in den Jesuitenorden und schrieb schon als Schüler mehrere Abhandlungen, welche akademische Preise davontrugen, dann die "Apologie de l'institut et de la doctrine des Jésuites" (1762, 3 Bde.; neue Ausg. 1846), die ihm eine Professur am Jesuitenkollegium zu Lyon erwarb. Nach der Aufhebung des Ordens zog er sich nach Nancy zurück. Beim Ausbruch der französischen Revolution trat er als deren Anhänger auf. Er half in Paris die Wochenschrift "La feuille villageoise" gründen, streute eine Menge Flugschriften aus, stand mit Mirabeau in enger Verbindung und trat nach dessen Tod in die Nationalversammlung. Er starb 3. Febr. 1792. Seine "OEuvres diverses" erschienen Paris 1793.

Cervantes Saavedra (spr. sawedra), Miguel de, berühmter span. Dichter, wurde Anfang Oktober 1547 zu Alcala de Henares aus einem altadligen Geschlecht Galiciens geboren, studierte zwei Jahre in Salamanca, sodann um 1568 in Madrid anfangs Theologie, später aus Neigung die schönen Wissenschaften. Aus Verdruß über die geringe Teilnahme, welche seine ersten dichterischen Versuche fanden, ging er 1569 nach

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