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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ceylon

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Ceylon.

Mineralreich liefert namentlich Graphit (wovon 1883 für 246,350 Pfd. Sterl. ausgeführt wurde), sodann Eisen von vorzüglicher Qualität, Anthracit und Kaolin; namentlich ist aber C. berühmt geworden durch seine Edelsteine (Rubine, Saphire, Granate), die in früherer Zeit in großen Mengen von hier in den Handel kamen. Die Vegetation Ceylons ist überaus reich und üppig. Die schönen und zugleich großartigen Landschaften sind überall mit prächtigen Wäldern bekleidet; auf den Lichtungen (in der Ebene Talavas genannt) werden die verschiedensten Pflanzen gebaut, während der Kaffee am besten auf den Lichtungen der höhern Gegenden (Patenas) gedeiht. Die eigentlich charakteristischen Produkte sind Kokos- und Arekanüsse, Kaffee und Zimt. Kokosnüsse führte man anfangs in erstaunlichen Mengen aus (1860: 13,8 Mill. Ztr.), jetzt nur noch das an Ort und Stelle ausgepreßte Öl (1883 für 406,445 Pfd. Sterl.). Der Zimt Ceylons wird am meisten geschätzt; zwar fiel der Export nach 1870 bedeutend, ist jetzt aber in schnellem Steigen (1883: 2,236,431 Pfd.). Die Kaffeekultur ist infolge der Zerstörung vieler Bäume durch die Hemileia vastatrix in den letzten Jahren bedeutend zurückgegangen (Ausfuhr 1879: 779,739, aber 1883 nur 305,702 Ztr.). Man hat nun zum Ersatz Liberiakaffeebäume angepflanzt. Sehr wertvoll für den Handel sind die Chinarinde und Thee, wovon 1883: 6,9, resp. 1,2 Mill. Pfd. ausgeführt wurden, ebenso die kostbaren Schmuck- und Nutzhölzer (Eben-, Teakholz etc.). Für die Ernährung der Bevölkerung müssen aber jährlich große Mengen von Reis eingeführt werden (1883: 2,1 Mill. hl). Leider sind die in frühern Zeiten vortrefflich angelegten Kanalbauten ganz vernachlässigt worden, so daß die ehemals höchst ergiebigen Landschaften der Ebene sich in fieberhauchende Sümpfe verwandelt haben. Das Tierreich Ceylons hat keine eigentümlichen Arten; zahlreich sind im Südwestteil der Insel Elefanten (von der Spezies des Elephas sumatranus), die, obwohl nicht die größten, wegen ihrer Kraft und Gelehrigkeit geschätzt werden. Das Pferd ist nicht einheimisch, der bengalische Tiger fehlt gleichfalls. Schlangen finden sich zahlreich, aber nur wenige sind giftig. Die Perlenfischereien im Golf von Manaar waren ehedem in ganz Asien berühmt; sie sind jetzt Monopol der Regierung, aber nicht mehr bedeutend. Der Viehstand belief sich 1883 auf 4008 Pferde, 1,091,500 Rinder und 68,672 Schafe.

Die Bevölkerung Ceylons, deren Zahl man 1883 auf 2,768,154 Seelen berechnete, besteht zum größten Teil aus Singhalesen (1871: 1,676,000), dann aus 520,000 Tamulen, welche von der Koromandelküste und dem Karnatik einwanderten und im N. und NW. die Arbeiterbevölkerung bilden, und den noch unvermischten Überresten der Drawidischen Urbevölkerung, den Wedda, die, etwa 8000 Seelen stark, in den Waldregionen des sogen. Weddaratta im O. der Insel, östlich von der Mahavali Ganga, namentlich aber in den Distrikten Baticaloa und Badulla sowie in dem Distrikt von Nilgala und in den Wäldern von Bintenne wohnen und hauptsächlich von der Jagd leben (s. Tafel "Asiatische Völker", Fig. 30 u. 31). Dazu kommen noch 160,000 Mauren, Nachkommen arabischer Abenteurer und überall zu finden, wo Handel und Industrie blühen, ferner 3259 Europäer (ohne das Militär) und 90,000 Eurasier, hier Burghers genannt (Mischlinge von Holländern, weniger von Portugiesen oder Engländern mit Singhalesinnen); die beiden letzten Klassen sind die tonangebenden. Die Singhalesen sind eine aus der Vermischung der ursprünglichen Drawida mit den zahlreichen vom Festland eingewanderten Hindu hervorgegangene Bevölkerung, wie ihre mit indischen Elementen reich durchsetzte Sprache, das Elu, deutlich beweist. Sie sind von mittlerer Größe (1,6-1,7 m), mit feinen und regelmäßigen Zügen und hübsch gebaut, namentlich die Frauen sind oft von überraschender Schönheit. Die Farbe der Haut wechselt von Hellbraun oder Olivenfarbe bis ins Schwarze; die Augen sind bisweilen lichtbraun, aber die Haare fast immer schwarz, lang und seidenartig. Polygamie ist selten. Man heiratet früh, ohne viele Feierlichkeiten und trennt sich leicht wieder. Einfache Kleidung (Jacke, Schürze und Mütze aus Musselin), fast nur vegetabilische Nahrung (starke Getränke werden aus religiösen Gründen öffentlich gemieden), Wohnung in Hütten (oft hoch auf Bäumen) genügen. Die Toten werden beerdigt. Das Kastenwesen ist hier nie ausgebildet worden. Herrschende Religion unter den Singhalesen ist (im Gegensatz zu Indien) der Buddhismus, während die Tamulen gleich den Südindern meistens Verehrer Siwas sind; die Mauren sind Mohammedaner. Die Einführung des Buddhismus fällt in das Ende des 4. Jahrh. v. Chr.; doch ist hier wie allerwärts die ursprüngliche Lehre des Buddha verloren gegangen, auch eine Fortentwickelung der Grundgedanken im Geiste des Stifters nicht zu bemerken. Dafür hat eine glanzvolle Priesterschaft reiche Tempel und Klöster (Wihara) inne, und der Aberglaube wird gepflegt, nicht vernichtet. Die heiligen und klassischen Schriften der buddhistischen Singhalesen sind in der gelehrten, aber toten, dem Sanskrit verwandten Pâlisprache abgefaßt. Man schrieb früher meist mit einem Eisenstift auf die Blätter der Talipot- oder Schirmpalme,

^[Abb.: Karte von Ceylon.]

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