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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Challenger; Challis; Chalmers; Chalonnes

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Challenger - Chalonnes.

nannt und 1872 in die Nationalversammlung gewählt, wo er an der Seite Gambettas als einer der gewandtesten und wissenschaftlich gebildetsten Redner für die republikanische und antiklerikale Sache kämpfte, der er zugleich mit seiner scharfen Feder in der "République française" diente. Infolge seiner einflußreichen Thätigkeit wurde er 1876 von der Stadt Marseille zum Senator, 1879 zum Botschafter der französischen Republik in Bern ernannt und 1880 in gleicher Eigenschaft nach London versetzt. Nach dem Sturz Gambettas 1882 wieder abberufen, übernahm er 1883 im Ministerium Ferry das Portefeuille des Auswärtigen und verwickelte durch die Ablehnung des Bourréeschen Vertrags Frankreich in den Krieg mit China, trat aber schon im November zurück. C. galt für einen der bedeutendsten Männer des Gambettaschen Kreises. Daneben ist er unter seinen Landsleuten einer der besten Kenner der deutschen Philosophie und ein besonderer Verehrer Schopenhauers. Er schrieb eine "Philosophie individualiste", eine Studie über W. v. Humboldt (Par. 1864), übersetzte H. Ritters "Geschichte der neuen Philosophie" (das. 1861, 3 Bde.) ins Französische und gab die "OEuvres complètes" der Madame d'Epinay (1870) heraus.

Challenger (spr. tschallendscher, "Herausforderer"), Name einer engl. Korvette, welche 1872-76 eine wissenschaftliche maritime Expedition machte; s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Challis (spr. tschällis), James, Astronom, geb. 12. Dez. 1803 zu Bramtree in Essex, studierte zu Cambridge, ward 1826 Fellow am Trinity College daselbst und 1835 Plumianprofessor der Astronomie und Experimentalphysik sowie Direktor der Sternwarte. Letzteres Amt legte er 1861 nieder, während er seine Professur bis drei Jahre vor seinem 3. Dez. 1882 erfolgten Tod bekleidete. Er hat 12 Bände Meridianbeobachtungen sowie zahlreiche Beobachtungen von kleinen Planeten und Kometen veröffentlicht. Im August 1846 gelang es ihm, bei systematischen Suchen nach dem von Adams berechneten Planeten jenseit der Uranusbahn denselben zweimal zu beobachten, noch vor der Auffindung durch Galle (vgl. Neptun).

Chalmers (spr. tschahmers oder tschelmers), 1) George, engl. Historiker, geb. 1742 zu Fochabers in der schottischen Grafschaft Murray, studierte zu Aberdeen und Edinburg die Rechte, ließ sich dann in Baltimore als Anwalt nieder, hielt bei Ausbruch der nordamerikanischen Revolution zur ministeriellen Partei. 1775 nach England zurückgekehrt, erhielt er 1786 einen Posten beim Ministerium des Handels und der Kolonien. Er starb 31. Mai 1825. Von C.' zahlreichen Schriften, von denen viele auch Tagesfragen behandelten, sind von allgemeinerem Interesse: "Political annals of the united colonies" (Lond. 1780); "On the comparative strength of Great Britain during the present and preceding reigns" (das. 1782 u. 1786; deutsch von Heinze, Berl. 1786); "Collection of treatises between Great Britain and other powers" (Lond. 1790, 2 Bde.); "Caledonia, or a topographical history of North Britain" (das. 1807 ff., 4 Bde.), eine sehr gründliche Untersuchung über die ältere Geschichte Schottlands. Auch schrieb er mehrere vortreffliche Biographien, namentlich der Maria Stuart (Lond. 1818, 2 Bde.; deutsch, Halberst. 1824), Daniel Defoes (1790), Thomas Rudimans (1794), Thomas Paines (1796). Der Streit über den angeblichen Nachlaß Shakespeares (1796) fand an ihm einen eifrigen Mitkämpfer für die Echtheit desselben. Auch ist C. Herausgeber der poetischen Werke Allan Ramsays (1800) und David Lindsays (1807).

2) Alexander, berühmter Biograph und Kritiker, geb. 29. März 1759 zu Aberdeen, ward nach Beendigung seiner klassischen und medizinischen Studien in London für die periodische Presse gewonnen und machte bald durch die kritische Schärfe seiner Artikel und im Kampf zwischen England und seinen amerikanischen Kolonien durch seine Parteinahme für seine Landsleute Aufsehen. Sein erstes selbständiges größeres Unternehmen war sein "General biographical dictionary" (Lond. 1812-17, 32 Bde.), das über 9000 Artikel enthält. Von der langen Reihe seiner Schriften erwähnen wir noch: "The British essayists with prefaces historical and biographical" (Lond. 1803, 45 Bde.); "History of the university of Oxford" (das. 1810, 2 Bde.) und "British poets from Chaucer to Cowper" (das. 1810, 21 Bde.). Auch ist C. Herausgeber vieler englischer Nationalwerke, z. B. Shakespeares, S. Johnsons, Popes u. a. Er starb 10. Dez. 1834.

3) Thomas, berühmter engl. Theolog und Kanzelredner, Stifter der freien presbyterianischen Kirche Schottlands, geb. 17. März 1780 zu Ost-Anstruther (Grafschaft Fife), studierte 1795-98 in St. Andrews Theologie, Mathematik, Naturphilosophie und Chemie und wurde 1803 Prediger zu Kilmany, 1815 zu Glasgow, 1823 Professor der Moralphilosophie zu St. Andrews, 1828 der Theologie zu Edinburg. Von seinem frühern Nationalismus war er 1810 zu einem supernaturalistischen Standpunkt übergegangen, seine durch Sprache und Gehalt ausgezeichneten Predigten behielten aber stets eine Richtung auf das Sittliche. Nicht minder erfolgreich bemühte er sich um Ausbildung und Wiederbelebung des kirchlichen Diakonats, durch die Organisation einer gemeindlichen Armenpflege in der Johannisgemeinde zu Glasgow und seine Anregung 1834 zur Vermehrung der Kirchen um 205 neue. Das französische Institut ernannte ihn zum korrespondierenden Mitglied, und die Universität Cambridge machte ihn zum Doktor der Rechte. Als aber die General-Assembly das vergessene Vetorecht der Familienhäupter gegen einen vom Patron präsentierten Pfarrer erneuerte und der Staat durch Strafandrohung die Ordination der so Zurückgewiesenen erzwingen wollte, war C. unter denen, die 1843 aus der Staatskirche austraten und die freie Kirche Schottlands bildeten. Er hatte den Vorsitz auf der ersten Assembly und wirkte als Pastor primarius der neuen Kirche eifrig für ihre Organisation bis an seinen Tod 1847. Seine Werke sind gesammelt in 25 Bänden (neue Ausg., Lond. 1849) nebst 9 Bänden hinterlassenen Schriften; eine Auswahl in 12 Bänden besorgte Hanna (Edinb. 1854-57). Hervorzuheben sind: "The adaptation of external nature to the moral and intenectual condition of man" (Edinb. 1839, 2 Bde.); "Treatise on political economy in connexion with the moral prospects of society" (das. 1832), Verteidigung der von Malthus aufgestellten Theorie; "The civil and Christian economy of large towns" (das. 1821, 3 Bde.; deutsch von O. v. Gerlach, Berl. 1847); "Evidences of the Christian revelation" (neue Ausg. 1879; deutsch, Rinteln 1841). Vgl. Hanna, Memoirs of the life and writings of Th. C. (2. Aufl., Edinb. 1878, 2 Bde.); Watson, Life of Th. C. (das. 1881); Fraser, Th. C. (Lond. 1881). S. Schottische Kirche.

Chalonnes (spr. schalonn), Stadt im franz. Departement Maine-et-Loire, Arrondissement Angers, am Zusammenfluß des Layon und Louet und an der Eisenbahn La Possonnière-Niort, mit (1876) 2449 Einw., welche Fischfang und Schiffahrt, Fabrikation

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