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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chanson - Chanuka.

und erfolgreiche Bekämpfung aller sozialen und religiösen Mißstände seines Vaterlandes, so namentlich der Sklaverei ("On slavery", Boston 1835), sowie durch geistvolle Vertretung der Rechte der Individualität auf allen Gebieten des innern und äußern Lebens. In England, wo sich E. bald einer nicht geringern Popularität erfreute als im eignen Vaterland, hat ihn Mountford ("Beauties of C.", Lond. 1849), in Frankreich Laboulaye, in Deutschland besonders Bunsen bekannt gemacht. Eine Auswahl seiner Werke ("Complete works", neue Ausg. 1885) veranstalteten Sydow und Schulze (Leipz. 1850-53, 15 Bde.). Seine Korrespondenz mit der Schriftstellerin Lucy Aikin (s. d.) wurde von Mrs. Le Breton (Lond. 1874) herausgegeben. Vgl. "Memoir of W. E. C." (neue Ausg., Bost. 1876, 2 Bde.); Rémusat, C., sa vie et ses oeuvres ^[œuvres] (2. Aufl., Par. 1861); Lavollée, C., sa vie et sa doctrine (Preisschrift, das. 1876), und W. H. Channing (Neffe), Life of W. E. C. (Bost. 1880).

Chanson (franz., spr. schangssong), im allgemeinen jedes singbare Gedicht, gleichviel ob epischer oder lyrischer Gattung. In diesem Sinn heißen in der ältern nordfranzösischen Poesie Chansons de geste jene größern epischen Dichtungen, die von den Trouvères vorgetragen ("gesungen und gesagt") wurden, im Gegensatz zu den bloß gesagten oder gelesenen Romans und Contes. Jetzt versteht man darunter ausschließlich ein leichtes Lied, das einen Gedanken anmutig, heiter, witzig, naiv erfaßt, Thörichtes mit pikantem Spott geißelt, auch wohl zu leidenschaftlichem Kampf anfeuert. Bis zum 16. Jahrh. trug der französische C. vorherrschend den Charakter des Liebes- und Trinkliedes, wie die Chansons des Kastellans von Coucy und Thibauds IV., Königs von Navarra. Die Kriege Franz' I. und Karls V., die Schlachten von Pavia, Jarnac u. a., der Tod Heinrichs II. und Karls IX. sowie andre Ereignisse der Zeit boten dem C. eine Fülle historischen Stoffs, und zu den Zeiten Mazarins war ganz Frankreich von satirischen Liedern erfüllt, die den Namen "Mazarinaden" erhielten. Unter Ludwig XIV. und seinen Nachfolgern atmete der C. Lust und üppigen Lebensgenuß, während er im Zeitalter der Revolution kriegerische Töne anschlug, wie die Marseillaise und der Chant du départ. Von nun an kam in die französische Lyrik überhaupt ein melancholisch-elegischer oder leidenschaftlich aufgeregter Ton, und namentlich im C. prägte sich alles aus, was das französische Volk als solches bewegte, so namentlich in den Liedern Bérangers, dem verkörperten Nationalgeist seines Volks.

Chansonnette (franz., spr. schangss-), Liedchen, meist komischen oder frivolen Inhalts.

Chant (franz., spr. schang), Gesang; C. du départ, Nationalhymne während der ersten französischen Revolution, 1794 von Marie Joseph Chénier gedichtet und von Méhul komponiert.

Chantage (franz., spr. schangtahsch), Fischfang, wobei großer Lärm gemacht wird, um die Fische ins Netz zu treiben; dann Bezeichnung für Gelderpressung durch Androhen von Enthüllung gewisser Geheimnisse, wahrer oder erdichteter Schimpflichkeiten etc.

Chantal (spr. schangtall), Jeanne Françoise Frémiot de, Stifterin des Ordens der Heimsuchung, geb. 1572 zu Dijon, vermählte sich mit dem Baron von Rabutin-C., unterstellte sich nach dessen Ermordung 1604 der Seelenführung des heil. Franz von Sales und stiftete auf dessen Anregung zu Annecy 1610 den genannten Orden. Sie starb 1641. Der Papst Benedikt XIV. sprach sie selig und Clemens IX. heilig; Tag: 21. August. Vgl. "Sainte Jeanne Françoise Frémyot de C., sa vie et ses oeuvres" (Par. 1874-79, 7 Bde.); Bougaud, Histoire de la sainte C. (10. Aufl., das. 1884, 2 Bde.).

Chantant (franz., spr. schangtáng), singend, mit Gesang verbunden.

Chantelle (spr. schangtäl), Stadt im franz. Departement Allier, Arrondissement Gannat, auf einem 300 m hohen Hügel, hat eine alte Abtei mit merkwürdiger Kirche (aus dem 12. Jahrh.), ansehnlichen Weinhandel und (1876) 1796 Einw. Von dem alten, durch Franz I. zerstörten Schloß des Connetable von Bourbon sind noch Ruinen übrig.

Chantenay (spr. schangt'nä), Stadt im franz. Departement Niederloire, Arrondissement Nantes, an der Loire und der Orléansbahn, eigentlich ein Vorort von Nantes, hat ein Schloß (aus dem 15. Jahrh.), Schiffbau, Eisenwerke und Gießereien, bedeutende Steinbrüche und (1876) 8490 Einw.

Chanteur (franz., spr. schangtör), Sänger; Chanteuse, Sängerin.

Chantilly (spr. schangtiji), Stadt im franz. Departement Oise, Arrondissement Senlis, an der Nonette und der Nordbahn, ehemalige Residenz des Hauses Condé, mit Knopf- und Nadelfabrikation, Wollspinnerei (die einst blühende Spitzenindustrie hat aufgehört), trefflichem Gemüsebau und (1876) 3476 Einw. Das ehemalige große und prächtige Schloß von C., das "Versailles der Condé", merkwürdig durch seinen Marstall für 250 Pferde, seinen eine Stunde langen, jetzt versumpften Kanal und seinen englischen Park, wurde 1793 in der Revolution zerstört. Ein Teil desselben ward 1814 restauriert und ist im Besitz des Herzogs von Aumale. Aus der großen Wiese vor C. (La Pelouse genannt) werden siebenmal im Jahr von den Parisern sehr besuchte Pferderennen gehalten; der Hippodrom hat 2 km im Umfang. In der Umgebung dehnt sich der 2449 Hektar große Wald von C. aus.

Chantonnay (spr. schangtonä), Flecken im franz. Departement Vendée, Arrondissement La Roche sur Yon, an der Eisenbahn Tours-Les Sables d'Olonne, mit einem alten Schloß und (1876) 1539 Einw., ist mit Vouvant der Mittelpunkt eines Steinkohlenbeckens, das jährlich an 400,000 metr. Ztr. produziert. Hier schlugen im Juli 1793 die Republikaner die Vendéer und 5. Sept. die Vendéer den General Le Comte.

Chantrey (spr. tschänntri), Francis, engl. Bildhauer, geb. 7. April 1781 zu Jordanthorpe in der Grafschaft Derby als der Sohn eines kleinen Pachters, entlief der Kaufmannslehre und kam, nachdem er seit 1804 auch Porträte modelliert hatte, durch eine vorteilhafte Heirat 1809 in die Lage, eine Bildhauerwerkstätte zu errichten. Nachdem er 1810 siegreich um die Statue Georgs III. für die City konkurriert, begründete er 1817 durch die Gruppe der schlafenden Kinder für die Kathedrale von Lichfield seinen Ruhm. Seitdem war er mit Aufträgen überhäuft und unermüdlich thätig und zwar mit solchem Erfolg, daß er bei seinem Tod (25. Nov. 1842) ein Vermögen von 150,000 Pfd. Sterl. hinterlassen konnte, welches er, kinderlos, der Akademie zum Ankauf von Kunstwerken vermachte. Von seinen statuarischen Werken zieren London die Statuen von Sir J. ^[Joseph] Banks (1827, Britisches Museum), Sir John Malcolm (1837, Westminsterabtei), W. Pitt (Hanover Square), George VI. (Trafalgar Square), des Herzogs von Wellington (vor Royal Exchange). Vgl. Jones, Sir Francis C. (Lond. 1849); "Memorials of C." (das. 1851).

Chanuka (hebr., "Tempelweihe"), s. Feste (jüdische).

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]