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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Château-Salins - Châtellerault.

Bibliothek von 10,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten und eines Handelstribunal. In der Nähe das Eisenwerk Clavières. - C. wurde vom Prinzen Raoul von Déols gegründet, der 950 hier das erwähnte Schloß baute, und vom König Ludwig XIII. zu gunsten Heinrichs von Bourbon zu einem Herzogtum erhoben, welches Ludwig XV. seiner Mätresse Marie Anne de Mailly, Herzogin von C. (gest. 1744), verlieh. C. ist Geburtsort des Marschalls Bertrand, dem 1854 eine Statue (von Rude) errichtet ward. Vgl. Fauconneaux-Dufresne, Histoire de Déols et de C. (Chât. 1873, 2 Bde.).

Château-Salins (spr. schatoh-ssaläng), Kreisstadt im deutschen Bezirk Lothringen, an der Kleinen Seille und an der Eisenbahnlinie Saargemünd-Chambrey, hat eine Kreisdirektion, ein Amtsgericht, eine schöne Kirche, eine Glasfabrik, Lohgerberei, eine Dampfsägemühle und (1880) 2174 meist kath. Einwohner.

Château-Thierry (spr. schatoh-tjerri), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Aisne, liegt amphitheatralisch am rechten Ufer der Marne und an der Ostbahn, überragt von den Ruinen eines alten Schlosses, hat 2 Kirchen, ein Collège, Fabrikation mathematischer und musikalischer Instrumente, Färbereien, Gewinnung von Pflaster- und Mühlsteinen, lebhaften Handel mit Schafen, Holz, Wolle, Getreide, Wein etc. und (1881) 6294 Einw. Eine schöne Brücke von drei Bogen führt zur Vorstadt Marne am andern Flußufer. In der Nähe sind zwei eisenhaltige Heilquellen. Die Stadt ist Geburtsort des Fabeldichters Lafontaine ("Maison de Lafontaine" von 1559), dem hier ein Denkmal errichtet ist. Das Schloß wurde 720 für Theuderich IV. (Thierry, daher der Name der Stadt) vom Majordomus Karl Martell erbaut; hier wohnten die Grafen von Vermandois und von der Champagne, Heinrich II., der Herzog von Alençon, Ludwig XIII. und die Herzöge von Bouillon. Von König Karl VI. ward C. zur Pairie und von Karl IX. 1566 zum Herzogtum erhoben. Am 12. Febr. 1814 schlug hier Napoleon I. die Preußen und Russen unter Sacken. Vgl. Pocquet, Histoire de C. (Par. 1839).

Château-Ville-Vieille (spr. schatoh-wil-wjäj'), Gemeinde im franz. Departement Oberalpen, Arrondissement Briançon, am Guil (zur Durance), 1671 m ü. M., besteht aus der kleinen Festung Château Queyras und dem Dorf Ville-Vieille mit 1000 Einw.

Chatel (spr. schátell), 1) Jean, Pariser Jesuitenzögling, der, um ein lasterhaftes Leben durch eine gottgefällige That zu sühnen, 27. Dez. 1594 einen Mordversuch auf Heinrich IV., König von Frankreich, machte, aber ihn nur an der Oberlippe verwundete, und deshalb, 19 Jahre alt, gevierteilt wurde. Folge des Attentats war die Vertreibung der Jesuiten aus Frankreich.

2) Ferdinand Toussaint François, franz. Kirchenreformer, geb. 1795 zu Gannat (Allier), wurde 1818 zum Priester geweiht und machte sich seit 1823 als Feldprediger bei der königlichen Garde in Paris durch freisinnige Predigten bemerklich. Nach der Julirevolution 1830 sammelte er mehrere unzufriedene Geistliche um sich, forderte Reformen in Kultus und Verfassung, Aufhebung der Ohrenbeichte, Gestattung der Priesterehe etc. und richtete einen Gottesdienst der "Église unitaire française" ein. C. selbst ernannte sich zum "Primas von Gallien" und verkündigte: "La loi naturelle, toute la loi naturelle, rien que la loi naturelle" ("das Naturgesetz, das reine Naturgesetz, nichts als das Naturgesetz") als Fundament der neuen Kirche. Am 28. Nov. 1842 schloß die Polizei die Tempel der neuen Kirche, und man gab C. eine Anstellung im Postfach. Er starb 13. Febr. 1857 in Paris. Unter seinen schriftstellerischen Produkten ist das "Le code de l'humanité, ou l'humanité ramené à la connaissance du vrai Dieu et au véritable socialisme" (Par. 1838) betitelte Buch hervorzuheben, worin er Dogmatik und Moral auf naturalistische Prinzipien zurückzuführen suchte. Außerdem schrieb er: "Profession de foi de l'église catholique française" (Par. 1831), verschiedene Flugschriften, Predigten etc. Vgl. Holzapfel, Die Kirche des Abbé C. (in der "Zeitschrift für historische Theologie" 1844).

Châtelaine (franz., spr. schat'lähn), Kastellanin; auch ein aus zahlreichen verzierten Metallgliedern zusammengesetzter Frauengürtel, der seit dem frühen Mittelalter bis zum Ende des 16. Jahrh. getragen wurde und neuerdings wieder in Aufnahme gekommen ist. An demselben wurden Gebetbücher, Schlüssel, Fächer, Toilettengeräte u. dgl. befestigt.

Châteldon (spr. schatelldóng), Badeort im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Thiers, in felsiger Umgebung gelegen, mit (1876) 1900 Einw., hat ein angeblich von Ludwig dem Dicken gegründetes Schloß und drei Mineralquellen (kohlensäurereiche Eisenquellen von 13° C.), deren Wasser auch viel versendet wird.

Châtelet (spr. schat'lä, aus dem lat. castellum gebildet), Name der zwei Türme, durch welche das alte Paris befestigt war, als es sich noch auf den Umfang der alten Stadt, der Cité, beschränkte. Der kleinere, nach der Stadt zu gelegene Turm hieß Petit-C., der größere, nach dem Feld zu gelegene Grand-C. Letzterer soll von Julius Cäsar erbaut worden sein, wenigstens stand er schon 885 zur Zeit der Belagerung der Stadt Paris durch die Normannen. Später wurde er in das Schloß des Grafen von Paris umgewandelt und war als solches der Sitz aller königlichen Gerichte der Stadt und Grafschaft Paris sowie des Lehnshofs; daher nannte man später diesen Gerichtshof selbst C. Die Geschäfte desselben wurden durch fünf Amtsverweser (lieutenants) geleitet. Einer davon, der Lieutenant général de la police, war seit Ludwig XIV. einer der mächtigsten Staatsbeamten, obgleich er im C. nur die vierte Stelle einnahm. Der gesamte Gerichtshof bestand aus 57 Räten mit 13 Staatsanwalten und einer großen Anzahl Greffiers, Notaren, Prokuratoren etc. Alle diese Stellen waren käuflich: so kostete die des ersten Ziviloberamtmanns 500,000, ein Notariat 40,000 Livres.

Châtelet, Marquise du, s. Du Châtelet.

Châtelet (spr. schat'lä), gewerbreiche Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, an der Sambre, Châtelineau gegenüber, mit Steinkohlengruben, Töpfereien, Nadel- und Messerfabriken, höherer Knabenschule, Industrie-, Handels- und Zeichenschule und (1884) 10,955 Einw.

Châtelineau (spr. schat'linoh), Flecken in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, an der Sambre, Châtelet gegenüber, Knotenpunkt an der Eisenbahn von Charleroi nach Namur, mit Steinkohlengruben, großen metallurgischen Etablissements, Getreidemühlen und (1884) 9026 Einw.

Châtellerault (spr. schatäl'roh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vienne, an der hier schiffbar werdenden Vienne und an der Orléansbahn in einer sehr fruchtbaren Gegend gelegen, durch eine 144 m lange steinerne Brücke mit der Vorstadt Châteauneuf verbunden, hat mehrere Kirchen (darunter die 1863 restaurierte Kirche St.-Jacques aus dem 11. Jahrh.), einen modernen Justizpalast und (1881) 14,864 Einw. C. ist eine der hervorragendsten Industriestädte Frankreichs und die einzige des De-^[folgende Seite]

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