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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chichimeken - Chieri.

verwandelten Wällen umgeben, hat eine schöne Kathedrale, 1187-1336 im frühenglischen Stil errichtet, die einzige fünfschiffige Kirche Englands, deren 91 m hoher Mittelturm 1861 einstürzte, aber unter G. Scotts Leitung wieder aufgebaut wurde, mit einem bemerkenswerten Grabmal (s. Tafel "Bildhauerkunst V", Fig. 8), einen bischöflichen Palast mit schönen Gärten, ein theologisches Seminar, ein Lehrerseminar und (1881) 8092 Einw. In der Nähe Goodwood Park mit einem Schloß des Herzogs von Richmond. C., eine der ältesten Städte Englands, liegt auf der Stelle der römischen Station Regni, wurde im 5. Jahrh. von dem sächsischen König Ella zerstört, aber von seinem Sohn Cissa wieder aufgebaut und zur Residenz erhoben, daher der Name (Cissa Ceaster).

Chichimeken (spr. tschitschi-), Volk, s. Mexiko.

Chichonpflanze (Chichim), s. Cassia.

Chickahominy (spr. tschickahommini), Fluß im nordamerikan. Staat Virginia, welcher 12 km oberhalb Jamestown in den York River fließt. An seinen Ufern kämpfte Mac Clellan 31. Mai und 1. Juni 1862 unglücklich gegen die Konföderierten u. sah sich gezwungen, sein Vorhaben, Richmond zu erreichen, aufzugeben.

Chickamauga (spr. tschickämahgä), Bach im nordamerikan. Staat Georgia, welcher bei Chattanooga in den Tennessee fließt; bekannt durch den blutigen Sieg der Konföderierten unter Bragg 19. und 20. Sept. 1863 über die Bundestruppen unter Rosecrans, infolge dessen die Bundestruppen gezwungen wurden, auf Chattanooga zurückzugehen; Bragg verlor in dieser Schlacht 14,000, Rosecrans 16,000 Mann an Toten und Verwundeten.

Chickasaw (spr. tschickässah), Indianervolk, s. Tschikasa.

Chiclana de la Frontera (spr. tschi-), Bezirksstadt in der span. Provinz Cadiz, am Lirio, der sich in den Petrikanal ergießt, in sehr fruchtbarer Gegend, mit Villen und Gärten, ausgezeichnetem Weinbau, berühmter Arena für Stierkämpfe, zwei kalten Schwefelquellen mit Badeanstalt und (1878) 11,627 Einw.

Chiclayo (spr. tschiklajo), Stadt im Departement Lambayaque der südamerikan. Republik Peru, in der Küstenebene gelegen, mit altem Franziskanerkloster, großer, neuer Kirche und (1876) 11,325 Einw. In der Umgegend wird viel Zucker gebaut.

Chicontepec (spr. tschi-), Stadt im mexikan. Staat Veracruz, 150 km südlich von Tampico, 90 km vom Golf von Mexiko, mit Steinkohlenlagern und (1880) 8210 Einw. (im Munizipium).

Chicopee (spr. tschickopi), Gemeinde im amerikan. Staat Massachusetts, am Connecticut River, mit Baumwollweberei, Maschinenbau, Bronzegießerei, Manufaktur von plattierten Waren und (1880) 11,286 Einw.

Chicot, s. Gymnocladus.

Chiddekel (Hiddekel), nach 1. Mos. 2, 14 einer der Hauptströme des Paradieses, wahrscheinlich der Tigris (vgl. Dan. 10,4); s. Paradies.

Chidder (Chidhr, Chisr), nach mohammedanischer Sage Wesir eines altpersischen Herrschers, Keikobad, und Prophet (als welcher er mit dem Elias identifiziert wird), der aus der Lebensquelle getrunken hat und nun bis zum jüngsten Tag lebt. Als Hüter dieser Quelle im Lande der Finsternis führte er auch Alexander zu ihr hin. Das bekannte Gedicht von Rückert: "Chidher, der ewig junge" gründet sich auf die Sage.

Chief (engl., spr. tschihf), s. v. w. Chef; Lord C. Justice, Lord-Oberrichter, d. h. der Vorsitzende des obersten Gerichtshofs in England.

Chiemsee, der größte Landsee in Bayern, deshalb auch Bayrisches Meer genannt, liegt im südöstlichen Teil von Oberbayern, am Fuß der Alpen, westlich von Traunstein, ist 18,5 km lang, 11 km breit, hat 156 m Tiefe, einen Flächeninhalt von 192 qkm (3½ QM.) und liegt 503 m ü. M. Er wird von der Achen, Prien und Roth genährt und hat seinen Abfluß durch die Alz, die, später mit der von Traunstein kommenden Traun vereinigt, oberhalb Neuötting sich in den Inn ergießt. Das sumpfige Südgestade und viele nordwestlich in geringer Entfernung gelegene kleine Seen lassen aus einen ehemals viel größern Umfang schließen. Der C. ist von allen Seen der bewegtere und stürmischte, der häufig in der höchsten Aufregung braust. Im SO. und S. bilden die Gebirge einen schönen Hintergrund, namentlich die Gipfel des hochumwölkten Hochgern und Hochfellen treten bedeutend hervor; im übrigen sind die unmittelbaren Ufer des Sees flach und reizlos und enthalten nur dürftige Dörfer in öder Moorgegend. Desto anmutiger sind die drei Inseln des Sees, die im SW. am Eingang einer Bucht desselben liegen und eine prächtige Aussicht über die imposante Wasserfläche hinweg ins Gebirge bieten. Es sind: Herrenwörth (Herrenchiemsee), die größte (11 km im Umfang), mit schönen Waldungen, Jagden und einem prächtigen Schloß des Königs von Bayern; bis 1803 Sitz einer Benediktinerabtei (im 8. Jahrh. gegründet) und von 1215 bis 1805 eines Bistums; ferner Frauenwörth (Frauenchiemsee), nur 20 Minuten im Umfang haltend, mit einem 766 gestifteten, durch König Ludwig I. den Benediktinerinnen zurückgegebenen Kloster (Pensionat), einem von Sommergästen vielbesuchten Wirtshaus und einigen Fischerhütten. Das Portal der Klosterkirche gehört zu den ältesten Baudenkmälern bayrischer Kunst. Nahe dabei liegt noch die Krautinsel, welche die Gemüsegärten der Fraueninsel enthält. Die Eisenbahn von München nach Salzburg umschlingt das südliche Ufer des Sees, und ein Dampfschiff befährt ihn, daneben bleibt der aus einem gehöhlten Baumstamm hervorgegangene Einbaum noch immer das charakteristische Fahrzeug des Chiemsees. Der Fischreichtum des Sees gewährt den Bewohnern der Inseln und Ufer einen bedeutenden Nahrungszweig. Der Fischfang ist königlich und seit 1600 und 1768 durch eigne Fischordnungen geregelt.

Chiemsee, ehemals ein Bistum in Bayern, wurde 1215 vom Erzbischof von Salzburg eingerichtet, weshalb diesem auch das Recht der Ernennung des Bischofs zustand. Bischofsitz war die Insel Herrenchiemsee im Chiemsee, doch weilte der Bischof meist in Salzburg. 1805 wurde das Bistum aufgehoben.

Chienti (spr. kjenn-), Fluß in der ital. Provinz Macerata, entspringt am Monte Cavallo in den Apenninen und mündet nach einem Laufe von 74 km bei Civitanova in das Adriatische Meer. Im Thal des C., durch welches die wichtige Straße von Ancona über den Paß von Serravalle nach Foligno führt, fand die Entscheidungsschlacht von Tolentino (s. d.) 1815 statt.

Chieri (spr. kjeri), alte Stadt in der ital. Provinz Turin, durch Zweigbahn mit der Linie Alessandria-Turin verbunden, hat mehrere schöne Kirchen, ein Lyceum, ein Gymnasium, ein Theater und (1881) 9494 Einw., welche Seiden- und Baumwollspinnerei, Weberei und ansehnlichen Handel treiben. Zur Zeit des Römerreichs hieß die Stadt Carea. Im 9. und 10. Jahrh. unter bischöflicher Herrschaft, ward C. dann Republik, aber durch Friedrich Barbarossa jener wieder unterworfen. Nach wechselndem Geschick, 1562 von den Franzosen fast völlig zerstört, wurde die Stadt durch Emanuel Philibert dauernd dem Hause Savoyen erworben. Vgl. Cibrario, Delle storie di C. (3. Aufl., Turin 1855).

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]