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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Childebert; Childerich; Childers

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Childebert - Childers.

Ansehen emporschwang. Durch klug berechnete Einkäufe von Stammaktien der Ostindischen Kompanie erwarb er sich in kurzer Zeit ein Einkommen von 20,000 Pfd. Sterl., wurde Mitglied des Komitees der Ostindischen Kompanie und brachte die wichtigsten Stellen des Ostindiahauses in London sowie in den indischen Faktoreien in den Besitz seiner Verwandten und Günstlinge. Anfangs zur Whigpartei gehörend, trat C. später, nachdem er 1678 Baronet geworden, als Gouverneur der Ostindischen Kompanie zu den Tories über. Als unumschränkter Gebieter im Ostindiahaus herrschend, wußte er sich durch kluge Freigebigkeit in der Gunst des Hofes zu behaupten und alle zu gewinnen, welche sich eines hervorragenden Einflusses erfreuten. Selbst Karl II. und Jakob II. verschmähte es nicht, von ihm Geschenke anzunehmen. Erst nach der Vertreibung von Jakob II. und der Thronbesteigung von Wilhelm III. mußte C., gegen den sich nunmehr eine heftige Agitation erhob, einem andern Gouverneur Platz machen, verstand es aber auch jetzt noch, einen Teil seines frühern Einflusses zu behaupten und vermittelst wohlangewandter 100,000 Pfd. Sterl. für seine Kompanie den Freibrief von neuem bestätigen zu lassen. Erwähnung verdienen seine Schriften: "Brief observations concerning trade and the interest of money" (Lond. 1668) und "A new discourse of trade" (das. 1690).

2) Lydia Maria, geborne Francis, nordamerikan. Schriftstellerin, geb. 11. Febr. 1802 zu Madford in Massachusetts, seit 1828 verheiratet mit David Lee C. (gest. 1874), starb 20. Okt. 1880 zu Wayland in Massachusetts. Schon früh der litterarischen Thätigkeit, besonders der pädagogischen Schriftstellerei, zugewandt, hat sie eine große Reihe schätzenswerter Schriften zur Erziehung, Ausbildung und Veredelung des weiblichen Geschlechts veröffentlicht, die große Verbreitung fanden. Von ihren zahlreichen Erzählungen sind "Hobomok, an Indian story" (1824), der Roman "Philothea" (1836), "Looking toward sunset" (1864), "Romance of the republic" (1867), von ihren übrigen Schriften die "History of the condition of women" (1835) und besonders "The progress of religions ideas through successive ages" (neue Ausg. 1870, 3 Bde.) die bekanntesten. Auch für die Sache der Sklavenemanzipation war sie seit 1833 unermüdlich thätig, namentlich in dem "Appeal for that class of Americans called Africans" u. den "Letters from New York" (1843). Vgl. "Letters of Lydia M. C." (Boston 1882, mit Biographie von Whittier).

Childebert, Name von zwei fränkischen Königen aus dem Geschlecht der Merowinger: 1) C. I., Chlodwigs und Klothildens Sohn, erhielt nach seines Vaters Tod (511) einen von den vier Teilen des Reichs mit der Hauptstadt Paris, schlug 531 bei Narbonne den Westgotenkönig Amalrich II., welcher Childeberts Schwester Klothilde, seine Gemahlin, arg mißhandelt hatte, weil sie den katholischen Glauben nicht mit dem arianischen vertauschen wollte, und eroberte mit seinem Bruder Chlotar 534 das burgundische Reich. Auch C. beteiligte sich an den Greueln, wie sie im merowingischen Haus üblich waren; nachdem er seine Neffen, seines 524 gefallenen Bruders Chlodomer Söhne, in Verbindung mit seinem Bruder Chlotar I. ermordet, teilte er mit letzterm ihr Reich. Er starb 558, worauf sein Reich an Chlotar fiel.

2) C. H., Siegberts I. von Austrasien und Brunhildes Sohn, geb. 571, ward nach der Ermordung seines Vaters 575 von Herzog Gundobald gerettet und zum König erhoben. Guntram, König von Burgund, adoptierte ihn 577 und verband sich mit ihm gegen Chilperich I., seinen Bruder; doch fiel C. bald von Guntram ab. Nach Chilperichs I. Ermordung (584) schlossen C. und Guntram 587 den Erbvertrag von Andelot, nach welchem dem Überlebenden das Reich des andern zufallen sollte. C. bekam daher, als Guntram 593 starb, auch Burgund. Unglücklich war C. in einem Angriff auf das westgotische Septimanien und das langobardische Reich: beidemal wurde er zurückgeschlagen. Er starb 596. Ihm folgten seine unmündigen Söhne Theudebert II. und Theuderich II. unter Vormundschaft ihrer Großmutter Brunhilde.

Childerich, Name von drei fränkischen Königen aus dem Geschlecht der Merowinger: 1) C. I., angeblich der Sohn des Merovech, Königs der salischen Franken, folgte diesem 457 auf dem Thron, ward der Sage nach von den Franken vertrieben, weil er ihre Töchter verführte, und lebte acht Jahre als Gastfreund bei dem König der Thüringer, dessen Gemahlin Basina ihm folgte, als er von den Franken zurückgerufen und in seine Würde wieder eingesetzt wurde. Sie gebar ihm zu Doornik (Tournai) Chlodwig, den Gründer des Frankenreichs. Er starb 481; sein Grab wurde 1653 bei Doornik gefunden. Vgl. Junghans, Die Geschichte der fränkischen Könige C. und Chlodovech (Götting. 1857); Cochet, Le tombeau de Childéric (Par. 1859).

2) C. II., Sohn Chlodwigs II. von einer Angelsächsin, der heil. Balthilde, war seit 660 König von Austrasien mit dem Sitz in Metz. Er bemächtigte sich, von den unzufriedenen Großen Neustriens und Burgunds gegen den vom Majordomus Ebroin auf den Thron erhobenen Theoderich, seinen Bruder, zu Hilfe gerufen, 669 auch in diesen beiden Reichen der Herrschaft, wurde aber 673 von aufständischen Großen erschlagen.

3) C. III., wahrscheinlich Chilperichs II. Sohn, 743 von Karlmann auf den Thron erhoben, war der letzte Schattenkönig aus dem merowingischen Geschlecht, mußte, als Pippin der Kurze mit Bewilligung des Papstes Zacharias auch den königlichen Namen annahm (751), mit geschornem Haupthaar in das Kloster Sithiu zu St.-Omer gehen, wo er in der Mönchskutte 754 starb.

Childers (spr. tschillders), 1) Hugh Culling Eardley, engl. Staatsmann, geb. 25. Juni 1827 zu London, studierte in Cambridge, ward 1850 zum Mitglied der Regierung der Kolonie Victoria in Australien ernannt. 1857 als Generalagent der Kolonie nach England zurückgekehrt, ward er 1860 in Pontefract zum Mitglied des Parlaments gewählt, 1864 von Palmerston zum Lord der Admiralität und 1865 zum Sekretär im Schatzamt ernannt, trat 1866 zurück, wurde unter Gladstone 1868 erster Lord der Admiralität (Marineminister), mußte aber wegen begründeter Angriffe gegen seine die Marine schädigende Sparsamkeit im März 1871 seine Entlassung nehmen, war vom August 1872 bis August 1873 als Kanzler von Lancaster wieder Mitglied des Kabinetts und übernahm dann von neuem das Amt eines Generalagenten für die Kolonie Victoria in Großbritannien. In Gladstones zweites Ministerium trat er im April 1880 als Staatssekretär des Kriegs ein, ward 1882 an Gladstones Stelle zum Schatzkanzler ernannt und nahm im Juni 1885 mit dem letztern seine Entlassung.

2) Robert Cesar, hervorragender Kenner des Buddhismus, geb. 1838, studierte in Oxford und ging 1860 nach Indien. Während eines mehrjährigen Aufenthalts in Ceylon als englischer Zivilbeamter machte er sich mit Hilfe eines Eingebornen mit dem Pâli (s. d.), der alten heiligen Sprache der Buddhisten, bekannt und gab nach seiner Rückkehr nach England

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