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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Korrespondenzblatt zum dritten Band.

lichen Freiheit und Beleidigung. Außerdem wird ausgeliefert wegen Mordes und Mordversuchs und wegen strafbarer Herstellung und strafbaren Besitzes von Dynamit und andern Sprengstoffen. In andern Fällen soll der Auslieferungsantrag in Erwägung genommen und demselben, wenn nichts entgegensteht, mit Rücksicht auf die freundnachbarlichen Beziehungen beider Länder Folge gegeben werden. Der Umstand, daß das Verbrechen oder Vergehen in einer politischen Absicht begangen, ist kein Grund, um die Auslieferung abzulehnen. Dieselben Verrichtungen hat die russische Regierung der preußischen gegenüber übernommen.

W. L. in Leipzig. Sie haben recht, die bayrische Infanterie hat hellblaue, die sächsische Artillerie grüne Waffenröcke mit roten, nicht schwarzen Kragen und Aufschlägen; das braunschweigische Infanterieregiment Nr. 92 hat einen schwarzen Polrock mit blauem Kragen, blauen Aufschlägen etc.; so könnten wir Ihnen noch eine solche Menge besonderer Abzeichen in der Uniform der deutschen Armee anführen, daß ein ansehnliches Bändchen daraus würde. Überzeugen Sie sich davon in "Die Uniformen der deutschen Armee in übersichtlichen Farbendarstellungen" (Leipzig bei Ruhl, 9. Aufl. 1885). Wir mußten uns aber auf wenige allgemeine Angaben beschränken und auf die Anführung aller Ausnahmen oder besondern Abzeichen verzichten. Wo sollte die Grenze und wo der Raum gefunden werden? Die württembergische Artillerie hat blaue Waffenröcke und schwarze Kragen und Aufschläge, aber mit zwei Knopfreihen auf der Brust; die 5. Batterie (braunschweigische) vom 10. Feldartillerieregiment hat schwarze Polröcke. - Die Fahnen der Artillerie waren ursprünglich Regiments- oder Brigadefahnen. Als später die neuen Feld-, dann die Fußartillerieregimenter abgezweigt wurden, erhielten dieselben keine neuen Fahnen (die Artillerie nimmt die Fahnen nicht mit ins Feld); vielmehr blieb die alte Fahne ihnen gemeinsam, also den drei, wie man sagt, Provinzialregimentern. Ein etwas kompliziertes Verhältnis.

J. A. Ab-on in St. Petersburg. Ähnliche Fälle von Frühreife des Geistes sind zahlreich beobachtet. Nur selten leisten derartige Kinder im Alter Hervorragendes, da sie in der Regel vorzeitig verfallen und zu Grunde gehen. In Deutschland sagt man sprichwörtlich von frühreifen Kindern, daß sie nicht lange leben. Ihre Deutung ist im allgemeinen zutreffend und befindet sich im Einklang mit der sogen. empiristischen Theorie, welche die Ansicht vertritt, daß jene Erfahrungen, auf welchen die Deutung unsrer Empfindungen der Außenwelt gegenüber beruht, im Lauf des Lebens eines jeden Individuums gesammelt werden müssen und also nicht ererbt werden. In unserm Fall handelt es sich aber um eine ungewöhnlich schnelle Ansammlung von solchen Erfahrungen, und es ist immerhin möglich, daß die Fähigkeit hierzu auf erbliche Anlage zurückzuführen ist.

Dr. K. H. in Budapest. Zu der Biographie einer hervorragenden Persönlichkeit oder zum Artikel über die Geschichte eines Landes, eines Kriegs, eines Ereignisses etc. diejenigen Schriften, in denen sich etwas über den behandelten Gegenstand findet, vollständig aufzuführen, dazu reicht der in einem Konversations-Lexikon verfügbare Raum bei weitem nicht aus. Es erscheint auch überflüssig, wenn man erwägt, daß derartige genaue biographische Nachweise nur zu gelehrten Studien benutzt werden würden und denjenigen, die solche anstellen wollen, andre geeignete Hilfsmittel, wie die "Allgemeine deutsche Biographie", die "Biographie générale", Spezialbiographien u. dgl., zu Gebote stehen. Es sind daher bei den Staaten nur die bedeutendsten und gangbarsten Geschichtswerke aufgeführt, bei den einzelne Personen und Ereignisse betreffenden Artikeln bloß solche Monographien angegeben, welche sich ausschließlich oder hauptsächlich auf den behandelten Gegenstand beziehen. Dagegen ist die Verweisung auf Artikel und Abhandlungen in Sammelwerken, wie der "Allgemeinen deutschen Biographie", Wurzbachs "Biographischem Lexikon für Österreich" u. dgl., und in Zeitschriften mit Bedacht ausgeschlossen worden. Es versteht sich ja von selbst, daß z. B. ein Geschichtswerk über Preußen über jeden der preußischen Könige ausführliche Darstellungen enthält, daß in einer Geschichte der Befreiungskriege die beteiligten Heerführer, in einer Geschichte der Reformation die einzelnen Reformatoren ihre Stelle gefunden haben. Es würde deshalb ganz überflüssig und zwecklos sein, bei jedem einzelnen Fürsten auf Bücher über die Landesgeschichte, bei York oder Blücher besonders auf das Beitzkesche Werk, bei Melanchthon auf Rankes "Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation" hinzuweisen, wenn wir in der Lage sind, anerkannte Biographien der Betreffenden anzuführen. Um so mehr Sorgfalt ist auf letztere und überhaupt darauf verwendet worden, daß der Benutzer des Lexikons über dasjenige, was er vor allem suchen wird, genaue und präzise Angabe aller wesentlichen Daten und Umstände, kurz und übersichtlich geordnet, vorfindet.

J. M. in N. S. Es ist selbstverständlich, daß unser Illustrationsprogramm während des Erscheinens hier und da Abänderungen erleiden wird, die von der Wichtigkeit der Gegenstände bedingt sind. Es wäre gewiß durchaus gegen das Interesse unsers Werks, an dem Buchstaben festzuhalten - aber unmöglich können wir jedem Einzelnen über das unvermeidliche Ab- und Zuzählen Rechenschaft ablegen. Maßgebend ist deshalb immer das neueste Verzeichnis der Beilagen (auf der vordern Buchdecke).

K. Meyer in A. "Alboid" ist galvanisch vernickeltes Britanniametall. Über letzteres finden Sie einen besondern Artikel. - Zum Auffrischen verblichener Photographien empfiehlt das "Photographische Wochenblatt" nach einer englischen Vorschrift eine wässerige 0,2proz. Lösung von Sublimat (Quecksilberchlorid). Die Photographien werden, falls sie aufgeklebt sind, mit warmem Wasser von dem Karton abgelöst und der Klebstoff von der Rückseite abgewaschen. Alsdann legt man sie so lange in die Sublimatlösung, bis man sieht, daß die Lichter weiß und die Schatten dunkel werden; schließlich wäscht man die Photographie gut mit reinem Wasser ab und trocknet sie. Das Bild soll dann wieder wie neu aussehen und nie wieder bleichen. Das Verfahren ist jedoch nur für solche Photographien anwendbar, welche bei ihrer Herstellung gut im Goldbad getont wurden, da im andern Fall das Bild leicht ganz verschwinden kann; es empfiehlt sich also, den Versuch erst an einer kleinen Stelle vorzunehmen.