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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: China

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China (Verhältnis zu Frankreich, England etc.).

unterrichtet war als die Westmächte. Einen größern Druck auf C. erreichte es durch Erwerbung seiner Amurbesitzungen (s. d.) mit dem Vertrag von Aigun (12. Mai 1858). Frankreich trieb seit 1660 einen lebhaften und ergiebigen Handel nach C., der jedoch infolge der Revolutionskriege eine längere Unterbrechung erlitt. Über die Deutschen gibt uns die Geschichte Kantons von dem ehemaligen Gouverneur Juen folgende Notizen: "Die Bewohner des Reichs des Adlerpaars (Österreich) fuhren zum erstenmal durch die Tigrismündung im 45. Jahr Kienlung (1781) und heißen Taschen oder Deutsche. Sie haben die Religion des Herrn des Himmels angenommen. In Sitten und Gewohnheiten sind sie von den Portugiesen nicht verschieden. Die Preußen (die Bewohner des Reichs des einfachen Adlers) fuhren zum erstenmal durch die Tigrismündung im 52. Jahr Kienlung (1788)." Die Engländer konnten längere Zeit keine Aufnahme finden; erst 1670 wurde ein für sie nicht ungünstiger Vertrag abgeschlossen. Schon 1687 gaben sie jedoch ihre Niederlassungen auf Formosa wieder auf, und seit 1693 waren sie auf Kanton beschränkt, durften aber auch hier mit Chinesen nicht in direkten Verkehr treten, sondern mußten sich der privilegierten chinesischen Kompanie der Hong als Vermittler bedienen. Die Gesandtschaften von 1792 und 1816 suchten vergeblich Aufhebung dieser Beschränkung und Eröffnung andrer Häfen zu erwirken. Als 1834 die Ostindische Kompanie ihr Monopol verlor und der Handel mit C. allen Bewohnern Großbritanniens freigegeben wurde, mußte der stärkere Zuzug neuer Firmen die Schwierigkeiten vermehren und Zwiste hervorrufen; die von C. verbotene, von der britisch-indischen Regierung dagegen begünstigte Einfuhr von Opium führte sodann zum sogen. Opiumkrieg. 1834 ward von der englischen Regierung Lord Napier mit entschiedenen Instruktionen nach Kanton abgesandt. Am 15. Juli 1834 landete Napier in Macao, verfügte aber ganz über den Kopf der chinesischen Regierung hinweg; am 2. Sept. erließ der Gouverneur dagegen ein Edikt, worin die vorläufige Einstellung des britischen Handels verfügt wurde. Napier ließ hierauf zwei Kriegsschiffe in den Fluß einlaufen, um die englischen Unterthanen und ihr Eigentum zu schützen, fand sich aber schließlich veranlaßt, nachzugeben, und reiste nach Macao ab, wo er 11. Okt. starb. Unter seinen Nachfolgern Francis Davis und Robinson stellte sich ein leidliches Verhältnis her, 1836 wurde Kapitän Elliot zum Oberaufseher des Chinahandels ernannt. Der Opiumschmuggel wurde immer offener betrieben, hingegen erschien 18. März 1839 ein kaiserliches Edikt, daß alles an Bord der Schiffe befindliche Opium auszuliefern sei. Der britische Bevollmächtigte konnte nicht hindern, daß der Faktoreibezirk Kanton von allem Verkehr abgeschnitten und förmlich in Blockadezustand versetzt wurde; er forderte daher 27. Mai die in Kanton befindlichen Kaufleute auf, alles in ihrem Besitz befindliche Opium ihm sogleich behufs der Auslieferung an die chinesische Regierung zu übergeben. Demgemäß wurden 20,263 Kisten Opium im Wert von 2,500,000 Pfd. Sterl. den chinesischen Behörden ausgeliefert und die Opiumeinfuhr für alle Zukunft mit dem Tod bedroht. Die englischen Kaufleute flüchteten nach Macao. Aus Anlaß der Tötung eines Chinesen durch englische Matrosen verlangte der kaiserliche Kommissar die Auslieferung des Schuldigen; infolge davon kam es 2. Nov. in der Hongkongbai zu einem Seegefecht, in welchem die Chinesen unterlagen. Ein kaiserliches Edikt vom 5. Jan. erklärte darauf die Engländer für außerhalb des Gesetzes, hob allen Handel mit ihnen für immer auf und bedrohte auch jedes andre Volk, welches sich der Einführung ihrer Waren unterziehen wollte, mit den härtesten Strafen. Nun schritt das englische Ministerium zu ernsten Maßregeln; ein Krieg sollte vermieden werden, und so wurden vorerst 3000 Mann unter dem Admiral Sir George Elliot abgeschickt. Am 21. Juni ward die Blockade der Stadt Kanton und des Stroms verfügt, am 23. die Insel Tschouschan besetzt und an der Küste von Tschekiang gekreuzt. Vor Tinghai, der Hauptstadt der Insel Tschouschan, fand man nur schwachen Widerstand, vor Amoy wurde eine Anzahl Kriegsdschonken in den Grund gebohrt, die Bocca-Tigris (s. d.) fortwährend blockiert. Ein Schreiben Lord Palmerstons an den Kaiser wurde offen zurückgegeben, dafür aber wurden Ningpo und Schanghai nebst allen Häfen bis an den Ausfluß des Jantsekiang in Blockadezustand erklärt. Die Einnahme eines Forts von Macao und die Einfahrt eines Dampfers samt den Booten aller Kriegsschiffe in den Peihofluß schüchterte dann die Chinesen so ein, daß sie sich zur Annahme des Schreibens bequemten. Die Chinesen knüpften jetzt Unterhandlungen an, welche sie jedoch nicht ernstlich meinten; sobald dies feststand, begab sich der Admiral Elliot von der Insel Tschouschan nach dem Kantonfluß. Als ein kaiserliches Edikt die Ausrottung der Barbaren befahl, griffen die Engländer 7. Jan. 1841 die beiden Forts an der Tigrismündung an und eroberten sie nach kurzem Kampf. Schon bereiteten sie sich vor, auch die andern Forts am Einfluß des Tschukian (Perlenflusses) und das Fort auf der Tigrisinsel anzugreifen, als chinesischerseits Waffenstillstand erbeten wurde. Die Unterhandlungen führten zu einem Präliminarvertrag, zufolge dessen der Kaiser die Insel Hongkong an die Engländer abtrat, sich zu einer Geldentschädigung von 6 Mill. Doll., in sechs Jahren zahlbar, verpflichtete und die beiden Staatsregierungen auf den Fuß einer vollkommenen Gleichheit stellte, wogegen England die Insel Tschouschan räumte. Unter nichtigen Vorwänden zog C. die Ratifikation des Vertrags hin; daher eröffnete Elliot 24. Febr. die Feindseligkeiten von neuem, griff die Forts im Perlenfluß an, und nach kurzer Zeit wehte auf allen die britische Flagge; der Strom bis Kanton befand sich in der Gewalt der Engländer. Der kaiserliche Kommissar erbat und erhielt 20. März einen Waffenstillstand bewilligt; aber die chinesische Regierung erließ eine neue kaiserliche Proklamation gegen die Engländer in Kanton, wonach aller Verkehr mit denselben abgebrochen werden und einem Korps von 8000 Mann der besten Truppen die Wiedereroberung der Stadt Kanton und die Vertreibung der Barbaren von der Küste befohlen, auch auf die Köpfe der englischen Befehlshaber hohe Preise gesetzt wurden. Wieder segelte die Flotte mit den Landungstruppen den Strom hinauf, die beiden im Westen der Stadt Kanton gelegenen Forts wurden genommen, und es sollte zum Angriff der Stadt geschritten werden, als sich die geängstigte chinesische Regierung anheischig machte, an England binnen einer Woche 6 Mill. Doll. zu zahlen. Die englischen Truppen sollten in ihrer Stellung bleiben; alle auf dem Fluß weggenommenen chinesischen Fahrzeuge sollten zurückgegeben, aber entwaffnet werden, desgleichen die Forts; die durch die Plünderung der Faktoreien etc. entstandenen Verluste sollten binnen 6 Wochen erstattet sein. Bis zum 1. Juni wurden 5 Mill. gezahlt, das Benehmen der chinesischen Behörden war

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]