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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chinaäpfel; Chinabasen; Chinabaum; Chinagerbsäure; Chinagras; Chinameca; Chinandega; Chinarinden

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Chinaäpfel - Chinarinden.

und nur zu dem englischen Frittenporzellan brauchbar ist. Er wird bei uns in der Ultramarinfabrikation, als Zusatz zu Satinierfarben, die dadurch beim Reiben einen schönen Glanz annehmen, in Zeugdruckereien zur Farbenverdickung, in der Appretur und namentlich in der Papierfabrikation benutzt, um dem Papier mehr Schwere und Körper zu geben.

Chinaäpfel, s. v. w. Apfelsinen, s. Citrus.

Chinabasen, die in den Chinarinden enthaltenen Alkaloide: Chinin, Cinchonin etc.

Chinabaum, s. Cinchona.

Chinagerbsäure findet sich, zum Teil an Alkaloide gebunden, bis zu 3 Proz. in den Chinarinden, ist amorph, hellgelb, schmeckt säuerlich herb, nicht bitter, ist löslich in Wasser, Alkohol und Äther und verhält sich sonst der Galläpfelgerbsäure sehr ähnlich; die Lösung wird an der Luft braun und bildet Chinarot, welches neben Zucker auch entsteht, wenn man C. mit Säuren behandelt. Das Chinarot findet sich als Zersetzungsprodukt der C. in der Chinarinde, es ist amorph, rotbraun, geruch- und geschmacklos, löslich in Alkohol und Äther, kaum in kochendem, etwas leichter in saurem Wasser.

Chinagras (Fibragrás, Fibre, Ramé, Ramié, Rhea fibre, chines. Tschuma, Kaukhurahanf, Kalluihanf, Tsio oder Karao), Bastfaser aus den Stengeln mehrerer nahe verwandter Nesselpflanzen, besonders Boehmeria nivea Gaud. und B. tenacissima Gaud., welche behufs der Fasergewinnung vielfach kultiviert werden (s. Boehmeria). In der Regel versteht man unter C. die feinere Faser der B. niyea, unter Ramé die Faser der B. tenacissima; doch werden diese Fasern sehr häufig miteinander verwechselt. Die Gewinnung der Faser erfolgt in verschiedener Weise. In China werden die entblätterten Stengel durch Schaben von der äußern Rinde befreit und der Sonne ausgesetzt. Im Morgentau zieht man dann die Bastschicht ab und trocknet sie. In Indien zerbricht man die entblätterten Stengel, zieht sofort die Rinde mit dem Bast ab, legt sie in Wasser, streift nach einiger Zeit die äußere Rinde ab, reinigt die Faser durch Streichen mit einem stumpfen Messer und bleicht sie auf dem Rasen. Der rohe Bast der B. nivea ist weißlich bis licht bräunlich, bisweilen etwas grünlich, bildet 0,5-2 m lange Stränge und wird seiner außerordentlichen Festigkeit halber bisweilen zu Seilerarbeiten benutzt. In der Regel aber wird er mit Aschenlauge und Seifenlösung weiterbehandelt und erscheint dann blendend weiß, seidenartig glänzend. Die gereinigte Faser (gebleichtes C., Rhea, Ramié) übertrifft alle andern Pflanzenfasern an Schönheit und besteht aus 10-22 cm langen Bastzellen. Das außerordentlich feine chinesische Grasscloth wird aus ungesponnenen, durch ein Klebmittel endweise aneinander gefügten Bastfasern gewoben und meist in China selbst verbraucht. Indische Nesselfasern kamen zuerst 1810 nach Europa und wurden in Leeds zu Seilerwaren verarbeitet; Spinnversuche in der Erdmannsdorfer Spinnerei blieben ohne Resultat, aber seit 1851 hat die Faser für die europäische Industrie schnell an Bedeutung gewonnen und wird jetzt aus Ostindien, China, Japan, Java und den Sundainseln importiert. Man hat geeignete Methoden für die Abscheidung der Faser und besondere Maschinen für deren Verarbeitung konstruiert und benutzt das C. vielfach zu allerlei Mischgespinsten und Mischgeweben mit Baumwolle und Wolle, die alle dadurch verschönert werden; besonders tauglich ist es für batistartige Gewebe und Damaste. Hauptsitz der Fabrikation ist England und Schottland, doch hat dieselbe auch anderwärts, namentlich im südlichen Frankreich, Bedeutung gewonnen.

Chinameca (spr. tschi-), großes Indianerdorf im zentralamerikan. Staat Salvador, 35 km westlich von San Miguel, am nördlichen Abhang des Vulkans von C. (1280 m), mit (1878) 7015 Einw., die viel Mais und Hülsenfrüchte bauen.

Chinandega, Hauptstadt des gleichnamigen Departements im zentralamerikan. Staat Nicaragua, 50 km nördlich von Leon, in fruchtbarer Gegend, weitläufig gebaut, mit lebhaftem Verkehr und etwa 8000 Einw. 7 km nördlich davon liegt C. la Vieja, angeblich mit 4000 Einw.

Chinarinden (Fieberrinden), Stamm- und Zweig- (auch Wurzel-) Rinden zahlreicher Arten der Gattung Cinchona (s. d.), welche in den Wäldern der Kordilleren von Südamerika zwischen 10° nördl. und 22° südl. Br. wachsen. Beim Einsammeln der Rinde reinigt man die Bäume von Schling- und Schmarotzerpflanzen, entfernt meist auch zugleich die saftlose Borke, reißt mit einem Meißel Längs- und Querschnitte in die innere brauchbare Rinde, löst diese ab, soweit sie erreichbar ist, und fällt dann den Baum, um nach vorherigem Klopfen mit einem Schlägel die Stamm- und Astrinde vollständig abzulösen, die an der Sonne oder auf Hürden über Feuer getrocknet wird. Handelsgebräuche bedingen mancherlei Abänderungen des Verfahrens, und oft unterbleibt z. B. die Abschälung der Borke. Die dünnere Rinde schwächerer Stammteile rollt sich beim Trocknen zu Röhren auf, während von stärkern Stämmen geschälte und aufeinander geschichtete und belastete Stücke zu ebenen Platten austrocknen. Ein Baum von 20 m Höhe und 1,2 m Durchmesser liefert etwa 10 Ztr. trockne Rinde. In regelmäßigen Beständen von Cinchonen, wie sie sich jetzt besonders in Indien finden, geschieht die Rindengewinnung rationeller. Nach der einen Methode löst man von den Stämmen jährlich nur einen etwa 4 cm breiten vertikalen Rindenstreifen ab und hüllt dann den Stamm in Moos ein, unter welchem sich sehr bald neue, stärkere und an Akaloiden reichere Rinde aus der geschälten Stelle bildet. Die andre, besonders aus Java und Ceylon übliche Methode ähnelt unserm Schlagwaldbetrieb. Man fällt die etwa achtjährigen Stämme 15 cm über dem Grund und schält sie, worauf sich Seitentriebe entwickeln, die nach acht Jahren wieder alkaloidreiche Rinde liefern. Im Handel unterscheidet man sehr zahlreiche Sorten von C., doch ist nicht von allen die Abstammung bekannt, und manche Sorten sind im Lauf der Zeiten nicht immer von denselben Cinchona-Arten gewonnen worden. Als Hauptmerkmal für die Einteilung der C. hat die Farbe gegolten, bis das Studium ihres anatomischen Baues in den Vordergrund trat. Rinden jüngerer Stämme und der Zweige sind vorherrschend gräulich, bald hell, bald schwärzlich. Die Oberfläche dickerer Stämme dagegen zeigt mehr eine charakteristische braune, gelbe oder rötliche Farbe, welche besonders nach Entfernung der Korkschichten zu Tage tritt. Man unterscheidet danach gelbe, rote und braune C. Unter den hauptsächlichsten Sorten, welche bisher aus Südamerika kamen und vorzugsweise zu pharmazeutischer Verwendung gelangten, sind besonders zu nennen: China Calisaya, Königschina, von Cinchona Calisaya stammend, und zwar a) Cortex Chinae regius convolutus, die vollständigen Zweigrinden, 3-4 cm starke Röhren, meist von beiden Rändern her eingerollt, dunkel graubraun bis weißlich, äußerlich durch Furchen und Risse gefeldert, mit in Form

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