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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chinierte Zeuge; Chinin; Chiningrün; Chinkasee; Chinkiang; Chino; Chinoidin; Chinois; Chinolin

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Chinierte Zeuge - Chinolin.

½ Molekül Wasser verlieren, schmeckt sehr bitter, ist ziemlich leicht in Alkohol, schwer in Äther löslich, schmilzt bei 168°, reagiert alkalisch, bildet meist gut kristallisierende Salze, welche im allgemeinen mehr den Cinchonin- als den Chininsalzen gleichen und leichter als letztere in Wasser löslich sind. Was im Handel als Chinidinsulfat vorkommt, ist im wesentlichen Cinchonidinsulfat; auch wird unter C. bisweilen Cinchonidin verstanden.

Chinierte Zeuge (spr. schi-), s. Chiné.

Chinin C20H24N2O2 ^[C<sub>20</sub>H<sub>24</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub>], Alkaloid, findet sich in den Rinden zahlreicher Arten der Gattung Cinchona (s. Chinarinden), stets begleitet von Cinchonin, und wird dargestellt, indem man die gepulverten Rinden mit angesäuertem Wasser auszieht, den Auszug mit Natronlauge versetzt, den hierdurch entstehenden Niederschlag wäscht, preßt und mit Alkohol extrahiert. Enthält die Rinde viel Cinchonin, so läßt man dies aus dem kochend heiß bereiteten alkoholischen Auszug kristallisieren; andernfalls neutralisiert man den Auszug mit Schwefelsäure, destilliert den Alkohol ab und läßt das schwefelsaure C. kristallisieren, worauf es durch Umkristallisieren gereinigt wird. Aus der Lösung des schwefelsauren Chinins fällt kohlensaures Natron reines C. Dies bildet farb- und geruchlose, mikroskopisch kleine Kristalle, schmeckt sehr bitter, ist schwer löslich in Wasser, leicht in Alkohol und Äther, schmilzt bei 170°, ist nicht flüchtig und gibt mit Chlorwasser und Ammoniak einen dunkel grasgrünen, harzähnlichen Niederschlag, Thalleiochin (Chiningrün), dessen alkoholische Lösung, mit Wasser verdünnt, Wolle, Seide und mit Eiweiß gebeizte Baumwolle grün färbt. Bei Destillation des Chinins mit Ätzkali entsteht Chinolin. C. reagiert alkalisch. und bildet mit Säuren zwei Reihen meist gut kristallisierbare, farb- und geruchlose Salze, die intensiv bitter schmecken, und deren Lösungen stark blau fluoreszieren. Das gebräuchlichste Chininsalz ist das basische Sulfat (C20H24N2O2)2H2SO4+8H2O ^[(C<sub>20</sub>H<sub>24</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub>)<sub>2</sub>H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>+8H<sub>2</sub>O], welches als schwefelsaures C. (Chininum sulfuricum) in den Handel kommt. Es bildet farb- und geruchlose, zarte, seidenglänzende Kristalle, schmeckt stark und anhaltend bitter, phosphoresziert beim Erwärmen, verliert beim Liegen an der Luft 5 Moleküle Kristallwasser, wird bei 120° wasserfrei, schmilzt über 160° und entwickelt purpurrote Dämpfe. Es löst sich in 770 Teilen kaltem Wasser, in 30 Teilen kochendem Wasser und in 120 Teilen Weingeist. Aus der Lösung in schwefelsäurehaltigem Wasser kristallisiert das normale Sulfat C20H24N2O2-H2SO4+7H2O ^[C<sub>20</sub>H<sub>24</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub>-H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>+7H<sub>2</sub>O], welches im Handel als saures schwefelsaures C. (Chininum bisulfuricum) vorkommt, farblose Kristalle bildet, an der Luft verwittert und sich in 11 Teilen Wasser, schwerer in Alkohol löst. Die Lösung des schwefelsauren Chinins in Essigsäure gibt mit Jod farblose, im auffallenden Licht prächtig grün metallglänzende Kristalle, welche schwer in Wasser, leicht in Alkohol löslich sind, das Licht fünfmal stärker polarisieren als Turmalin und unter dem Namen Herapathit zu Polarisationsapparaten dienen. Salzsaures C. (Chininum hydrochloratum) C20H24N2O2ClH+2H2O ^[C<sub>20</sub>H<sub>24</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub>ClH+2H<sub>2</sub>O] erhält man durch Wechselzersetzung aus Chlorbaryum und schwefelsaurem C. Es bildet farblose, seidenglänzende Kristalle, schmeckt sehr bitter, löst sich in 30 Teilen Wasser und in 3 Teilen Alkohol, verliert an der Luft 1 Molekül Wasser. Außer diesen Salzen werden auch noch gerbsaures, baldriansaures C. und zitronensaures Eisenchinin (ein Doppelsalz von Citraten des Eisenoxyduls, Eisenoxyds und des Chinins) medizinisch benutzt. C. ist der wirksamste Stoff der Chinarinden; es wirkt als heftiges Gift auf mikroskopische Organismen und hindert sehr energisch Gärung und Fäulnis. Man benutzt es als spezifisches Heilmittel aller intermittierenden Krankheiten, besonders des Wechselfiebers, und aller andern durch Sumpfgift hervorgerufenen Krankheiten, da, wie es scheint, die das Wechselfieber erregenden niedern Organismen durch das C. getötet werden. C. dient aber auch als fieberwidriges Mittel überhaupt und setzt im fiebernden Organismus die Temperatur sehr energisch herab; auch wird es bei Pneumonie, Brustfellentzündung, akutem Rheumatismus, einseitigem Gesichtsschmerz und Abdominaltyphus angewandt. C. übt die günstigsten Wirkungen in allen Krankheiten, welche auf Schwäche oder ungenügenden Funktionen geschwächter Organe beruhen; man benutzt es daher in geringen Dosen, oft mit Eisen als stärkendes, den Appetit und die Verdauung anregendes Mittel, auch gegen Nervenkrankheiten aller Art etc. Das C. bewirkt bei längere Zeit fortgesetztem Gebrauch kleinerer Gaben deutliche Verminderung des Eiweißumsatzes im Körper und wird daher zur Förderung des Kräfte- und Ernährungszustandes mit großem Vorteil angewandt. Starke Dosen stören die Verdauung, rufen Symptome des Betrunkenseins, 3-5 g Vergiftungssymptome hervor. Bei manchen Personen bewirken selbst kleine Gaben Ohrensausen, vorübergehende Taubheit, Gesichtstrübung, Stottern etc. Zwischen den einzelnen Chininsalzen besteht bezüglich ihrer Wirkung nur ein geringer qualitativer Unterschied. Die Arbeiter in Chininfabriken leiden oft an Ausschlägen an Armen und Beinen, Anschwellungen der Augenlider, Lippen etc. Der ungemein intensive Geschmack des Chinins wird am besten durch Chloroform verdeckt. Vgl. Binz, Das C., nach den neuern pharmakologischen Arbeiten dargestellt (Berl. 1875); Derselbe, Zur Theorie der Salicylsäure- und Chininwirkung (Leipz. 1877); Jerusalimsky, Über die physiologische Wirkung des Chinins (das. 1875).

Chiningrün, s. Chinin.

Chinkasee, s. Chankasee.

Chinkiang, Stadt, s. Tschingkiang.

Chino (span., spr. tschino), in Peru Mischling von Indianer und Negerin, in La Plata von Weißem und Indianerin (Cholo), in Mexiko dort geborne Abkömmlinge reiner Neger etc.

Chinoidin (Chinioideum, "Chininähnliches"), die braune, harzartige Materie, welche aus den bei der Chininbereitung abfallenden Mutterlaugen durch kohlensaures Natron gefällt wird, ist spröde, glänzend, an den Rändern durchscheinend, geruchlos und fast geschmacklos, leicht löslich in verdünnter Salzsäure und in Alkohol, wenig in Wasser; die alkoholische Lösung schmeckt sehr bitter und reagiert alkalisch. Das C. ist ein Gemenge von Chinin, Cinchonin, Chinidin, Cinchonidin und den Zersetzungsprodukten dieser Basen. Man benutzt es als billiges Fiebermittel in der Armen- und Hospitalpraxis. Als Roborans kommt es dem Chinin in keiner Weise nahe; in starker Dosis mit Säuren verbunden, bewirkt es gelind und schmerzlos reichlichen Stuhlgang. Offizinell ist Tinctura Chinoidini, aus 2 Teilen C., 17 Teilen Spiritus und 1 Teil Salzsäure.

Chinois (spr. schinoa), kleine bittere, überzuckerte Pomeranzen; kommen aus Italien, besonders aus Genua, in den Handel.

Chinolin C9H7N^[C<sub>9</sub>H<sub>7</sub>N] entsteht bei der Destillation von Chinin, Cinchonin, Strychnin und andern Alkaloiden mit Alkalihydrat, bildet eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,08, riecht durchdringend aro-^[folgende Seite]

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