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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chlorschwefel; Chlorsilber; Chlorstickstoff; Chlorstrontium; Chlorum solutum; Chlorüre; Chlorwasser; Chlorwasserstoff

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Chlorschwefel - Chlorwasserstoff.

noch gelösten Kalksalze mit schwefelsaurem Natron. Die vom abgeschiedenen schwefelsauren Kalk getrennte Lösung verdampft man stark, um vorhandenes Chlornatrium zu entfernen, und läßt dann kristallisieren. Das chlorsaure Natron bildet farblose, luftbeständige Kristalle, löst sich leicht in Wasser und dient zum Drucken mit Anilinschwarz in der Zeugdruckerei.

Chlorschwefel, s. Schwefelchlorür.

Chlorsilber, s. v. w. Silberchlorid.

Chlorsilber, Mineral, s. v. w. Hornerz.

Chlorstickstoff (Dulongs explosives Öl) NCl3 ^[NCl_{3}] entsteht beim Einleiten von Chlor in eine warme Salmiaklösung, auch bei der Einwirkung von unterchloriger Säure auf Salmiak und, wenn man durch eine Salmiaklösung einen elektrischen Strom leitet. C. bildet eine ölartige, dunkelgelbe Flüssigkeit, riecht eigentümlich stechend, reizt Augen und Nase heftig, ist sehr flüchtig, gefriert selbst bei hohen Kältegraden nicht und läßt sich bei 71° destillieren. Bei einer Temperatur von 93-100° explodiert er mit äußerster Heftigkeit, besonders wenn er mit einer auch nur dünnen Wasserschicht bedeckt ist; viel weniger heftig, wenn er völlig trocken ist. Er explodiert aber auch bei gewöhnlicher Temperatur durch die bloße Berührung mit Phosphor, Selen, Arsen, Stickstoffoxydgas, konzentriertem kaustischen Kali und Ammoniak, Baumöl und andern fetten und flüchtigen Ölen, selbst mit Kautschuk. Mit Wasser zersetzt er sich allmählich in Chlorwasserstoffsäure und salpetrige Säure, bei Gegenwart eines Metalls entstehen ein Chlormetall und Stickgas. C. wurde 1811 von Dulong entdeckt.

Chlorstrontium, s. v. w. Strontiumchlorid.

Chlorum solutum, Chlorwasser, s. Chlor, S. 47.

Chlorüre, s. Chlormetalle.

Chlorwasser, s. Chlor, S. 47.

Chlorwasserstoff HCl findet sich in den Gasen, welche manche Vulkane aushauchen, auch gelöst in Quellen, die auf vulkanischem Boden entspringen, und entsteht direkt aus Chlor und Wasserstoff, welche sich im Sonnenlicht unter Explosion, im zerstreuten Tageslicht allmählich, aber nicht im Dunkeln miteinander verbinden. Auch der elektrische Funke, Platinschwamm oder eine Flamme bewirken die augenblickliche Vereinigung der beiden Gase. C. entsteht außerdem sehr allgemein bei Einwirkung von Chlor auf wasserstoffhaltige Körper, von Sauerstoffsäuren auf Chlormetalle und oft auch bei der Zersetzung von Chlorverbindungen durch Wasser. Dargestellt wird er ausschließlich durch Behandeln von Chlornatrium (Kochsalz) mit Schwefelsäure, wobei schwefelsaures Natron entsteht und C. entweicht. C. bildet ein farbloses Gas, riecht stechend, bildet an der Luft dichte Nebel, indem er die Feuchtigkeit der Luft anzieht, besitzt das spez. Gew. 1,255, so daß 1 Lit. 1,632 g wiegt; er ist nicht brennbar, reagiert stark sauer und wird bei 10° durch einen Druck von 40 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet. Er wird durch Hitze nicht zerlegt, gibt aber mit vielen Metalloxyden Chlorid und Wasser, mit Metallen Chlorid und Wasserstoff, und wenn man ihn mit Sauerstoff oder Luft erhitzt, so entsteht Chlor und Wasser (s. Chlor). Alkohol absorbiert sehr reichlich C. unter Bildung von Äthylchlorür; alkoholische Lösungen vieler Säuren liefern bei Behandlung mit C. zusammengesetzte Äther. (Leitet man z. B. C. in alkoholische Benzoesäurelösung, so entsteht Benzoesäureäthyläther.) Sehr energisch wird C. von Wasser absorbiert, und diese Lösung bildet die Chlorwasserstoffsäure oder Salzsäure. Diese entsteht in sehr großen Mengen als Nebenprodukt in der Sodafabrikation, wo man Chlornatrium mit Schwefelsäure zersetzt, um das erhaltene schwefelsaure Natron (Sulfat) durch Schmelzen mit Kohle und kohlensaurem Natron in kohlensaures Natron zu verwandeln. Die Sulfatbildung vollzieht sich in zwei Stadien. Die Arbeit beginnt in geschlossenen Schalen, aus welchen die Gase entweichen, und wird im Muffel- oder Flammofen bei höherer Temperatur vollendet. Da reines Chlorwasserstoffgas sehr leicht, mit Luft gemischtes aber viel schwerer von Wasser absorbiert wird, so muß man, wenn sämtlicher in einer Fabrik erzeugter C. in Salzsäure von 20 oder 22° B. (für den Handel) verwandelt werden soll, die Sulfatbildung nur im Muffelofen vornehmen, weil sich im Flammofen und namentlich bei der Feuerung mit Steinkohlen dem C. zuviel Luft beimengt und dann nur schwache Säure von 2-4° B. erhalten wird. Die Absorption des Chlorwasserstoffs durch Wasser geschieht in niedrigen, aus Sandsteinplatten (die eventuell in Teer gekocht wurden) konstruierten, mit Wasser gefüllten und durch Röhren b miteinander verbundenen Trögen a (Fig. 1), welche terrassenförmig aufgestellt werden. Der C. tritt in den untersten Trog ein u. strömt dem Wasser entgegen, welches vom obersten Trog aus allmählich durch den ganzen Apparat fließt und den untersten Trog in Form starker Salzsäure verläßt. Sehr häufig benutzt man statt der Tröge auch Woulfesche Flaschen (Bombonnes, Touries, Fig. 2) aus Steinzeug, die bis 300 Lit. fassen, in großer Zahl durch Röhren zu Strängen verbunden und ebenfalls terrassenförmig aufgestellt werden, damit auch in ihnen der Gasstrom einem Wasserstrom begegnen kann. Diese Apparate reichen, namentlich bei sehr großem Betrieb, nicht aus und werden daher meist nur in Verbindung mit 1,5-36 m hohen, aus Sandsteinplatten konstruierten Kokstürmen angewandt, in welchen Wasser in seiner Verteilung über Koks herabrieselt, während C. unten in den Turm

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]